Brillant erzählter Generationenroman
Ein schöner Roman, den wir gerne gelesen haben und wo wir uns auf jede bevorstehende Lesestunde erneut freuten.
Ich liebe diese Generationsromane ganz besonders, wo sich Familiengeschichte über die Jahre entwickelt und man am Ende des Buches auf die einzelnen Mitglieder der Familie(n) im Zeitablauf zurückblickt, bei deren Entwicklungen (teils schon in deren Kindheit und Jugend) man mitgefiebert hat. Normalerweise gibt es dann auch Personen, die man ein Stück ihres Lebensweges (literarisch) mitbegleiten durfte, die dann am Ende des Buches jedoch nicht mehr unter uns weilen. Auch das erzeugt so ein Gefühl im Bauch, als wäre einer aus der eigenen Familie gegangen, denn es berührt den Leser unwillkürlich. Zumindest war es auch in diesem Familienroman genau wieder so.
Die Familie Porter ist wohlhabend (über die Herkunft des Geldes, Unternehmertum etc. wird nicht oder kaum etwas berichtet) und besitzt an der US-Ostküste im fiktiven Ort Ashaunt ein Anwesen, auf das die Familie während der (Schul-)Sommerferien immer wieder zurückkehrt. Dann sind dort in einem großem rotem Haus üblicherweise mindestens zwei Generationen, oft drei, zu Gange.
Jedenfalls erfahren wir über die Oma, den Vater, die Mutter, die Kinder, die Haushaltshilfe und insbesondere über das Kindermädchen (es gehört auch irgendwie zur Familie) so Einiges. Die Kinder bekommen später wieder eigene Kinder, die Großeltern sterben, die Kinder der Kinder bekommen auch wieder Kinder … Die Handlung des Romans startet 1942, als die USA in den 2. Weltkrieg eintritt und endet 1999.
Elisabeth Graver, die Autorin, gestaltet die Handlung derart, dass man immer weiterlesen will, auch erklärt sie die Personen und ihre Gefühle sehr gekonnt. Es sind letztlich jedoch nur drei Personen dieses “Haushalts”, auf die detaillierter eingegangen wird: Bea (das Kindermädchen), Helen (eines der Kinder, die im Jahre 1942 sechzehn Jahre alt ist), und Charlie (einer von Helens Söhnen). Die Anderen lernt man in diesem Rahmen auch kennen, jedoch weniger intensiv aus deren eigenen Gedanken-, Gefühls- und Erfahrungswelt heraus.
Am Ende gewann ich als Vorleser sogar die gewöhnungsbedürftige Eigenart der Autorin lieb, mitten in viele ihrer Sätze eine nährere literarische Erläuterung innerhalb von Klammern zu platzieren. Hier ein Beispiel, damit man weiß, was ich meine:
Namensliste/Stammbaum
Bei längeren Romanen (hier: 459 Seiten) passiert es uns immer wieder einmal, dass wir an fortgeschrittenen Textstellen beim “Wiederauftauchen” bestimmter Personen rätseln: «Wer war das denn nun schon wieder?». – Bei so einem Generationenroman ist dies ja bereits vorneweg abzusehen, so dass wir relativ am Anfang bereits ein Namensverzeichnis, Familienzugehörigkeit und kurze Charakterisierung anfertigen. Diesmal parallel auch gleich mit einer simplen Stammbaum-Übersicht.
Fazit
Es ist unheimlich intensiv, wenn man in eine Familiengeschichte fremder Leute tief eintauchen kann. Im richtigen Leben ist das normalerweise noch nicht einmal bei der eigenen Familie/Sippe möglich oder eigentlich nicht gestattet oder der Anstand verbietet es ja von selbst, so tief in andere (auch verwandte) Menschen vor- und einzudringen. Tatsächlich gestaltet die Autorin diese Nähe oft sehr intim nach, was in einzelnen Sätzen auch mal derb herüberkommen kann. Gerade das macht es aber so authentisch und wahrhaft. Damit wird Die Sommer der Porters eines der besten von uns gelesenen Bücher in diesem Jahr.
Claudias Fazit
Claudia hat natürlich ihre eigene Meinung zu dem Buch | |||||
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