Beschädigung des Genuasegels und Änderung unserer kurzfristigen Kurspläne
Auf dem Weg von Trogir zur Insel Šolta passiert es: wir haben es kaum bis hinter die rote Lateraltonne des Trogirski Kanal geschafft: ein kleiner Knall von der Spitze des Masts und die Genua flattert in sich zusammengesunken am Vorstag. Sie gibt erbarmungswürdige Knattergeräusche von sich. Das Genuafall scheint gerissen, das Segel weht unförmig hin und her. Reffen des Segels auf halbes Tuch stoppt das Flattern und das Segel erzeugt sogar wieder Vortrieb.
Auf Šolta gibt es keine Marina, jedoch auf Brać. Also ändert Cleo ihren Kurs.
Der Wind weht jetzt direkt von vorn, wodurch das Schiff zum Kreuzen gezwungen wird.
Ich werfe den Motor an. Die See erzeugt heute kurze Wellen von knapp einem Meter Höhe, wodurch die Yacht stark schaukelt bis sich der Volvo Penta daran verschluckt und sich alsbald anschickt, seinen brummenden Dienst zu quittieren.
Gas weg und in den Leerlauf schalten hilft dem Motor. Doch das Schiff verliert ohne Vortrieb schnell an Fahrt. Also doch gegen den Wind aufkreuzen, dabei wollten wir schnell in die Marina, wegen der öffnungszeiten der Werkstatt.
In der Bucht Stipanska auf Brać wird das Genuafall vom Vater-Sohn-Team Thomas und Patrick, Inhaber des Nautik-Service Mirakul, durch einen kurzen Tampen ersetzt. Das Vorsegel kann jetzt nicht mehr hinab gelassen werden. Doch es ist ein Rollsegel und braucht deswegen zum Bergen auch nicht heruntergelassen werden.
Der Dieselvorfilter war mit Kondenswasser gefüllt, welches sich bei der Schaukelei mit dem Diesel vermischt hatte. Das führte zu den Aussetzern des Motors. Jungskipper Thomas, also ich, habe wieder etwas gelernt.
Ist dieser Defekt ein erstes Omen auf das, was uns gegen Ende des Törns noch erwartet? Wir wissen es nicht und haben noch so viel Schönes vor uns.
Die dicke Insel Brać jedenfalls wird uns im folgenden für diese Unnanehmlichkeit entschädigen.
Reparatur in der Stipenska Bucht:
Die Reparatur des abgerissenen Genuasegels klappt bestens. Die Famile Sauer hat in der sonst einsamen Bucht ein altes Gebäude renoviert und Vater und Sohn betreiben von dort aus ihren Nautik-Service Mirakul (Tel. 091-200-8813). Vater Thomas befördert zusammen mit meiner Hilfe seinen Sohn Patrick mittels eines Bootsmannstuhls an die Mastspitze, wo dieser den Schaden repariert. Anschließend kümmern sie sich um unseren Motor, der ja bei länger andauernden Seegang Stotteranfälle hatte. Beiden Fachleuten ist – im Gegensatz zu mir Technik-Nichtversteher – sofort klar, was sehr wahrscheinlich passiert ist: es hatte sich Kondenswasser im Tank befunden, welches durch die Schüttelei in die Kraftstoffilter gelangt ist. Im ersten Filter gibt es einen Wasserabscheider, wo sich Kondenswasser am Boden sammelt, weil Wasser schwerer als der Diesel ist. Durch die Schaukelei unserer Cleo wurde in diesem Filter Wasser und Diesel „gut“ vermischt, so dass sich der Motor etwas verschluckt und verhaspelt hat. Ist ja ein Dieselmotor, kein Wassermotor (schade eigentlich …).
Nach Auswechseln des Keilriemens, der gelegentlich quietschte und dessen Rand sichtlich Einiges an Gummi fehlte war der Motorservice abgeschlossen.
Der Service der beiden umfasst auch Elektrotechnik, so dass als Drittes auch noch unser Funkgerät geprüft wird. Das Gerät konnte bisher von uns nicht benutzt werden. Nur Rauschen, kein Emfang. Patrick stellt an der Mastspitze fest, dass die Antenne nicht an einem Kabel angeschlossen ist. Der Antennenstecker hinten am Gerät wäre obendrein fachgerecht zu verlöten. Ist er auch nicht, er ist nur verklemmt. Thomas empfiehlt mir, in einem Nautikzubehörladen eine „Notantenne“ zu kaufen, welche ich dann beispielsweise an der Halteleine des Biminis befestigen könne.