„Das ist so wunderbar hier, da wollen wir nicht einfach nur durchfahren!“ antworte ich auf seine Frage, und Claudia drückt ihn mit ein paar technischen Erklärungen ihre Fotokamera in die Hand. Klar wollen wir ein Bild mit uns beiden drauf!
Unserem Fotografier-Bauern gehören die Pfirsichplantagen weiter vorn. „Es sind keine Früchte mehr dran“ bedauert er. Wir haben bereits Ende August. Wir bedauern die abgeernteten Naschbäume noch viel mehr , brennt doch die Sonne sehr heiß auf unsere hutbedeckten Köpfe herunter und lässt unser Durstgefühl ständig erneut aufleben. Wie schön wären da ein paar saftige Früchte!Wir lösen uns von diesen saftigen Fruchtträumen, nippen von unseren Wasserflaschen und fahren weiter über dieses von der Erdentwicklung für entspannte Fahrradtouren gemachtes Land. Es ist flach und einsichtig bis zum Horizont, wir haben keine Steigungen zu überwinden. Die Fahrräder gibt es dazu noch kostenlos ausgeliehen von der Touristeninformation am Parkplatz von Aquileia, der Stadt mit dem Glanz und den Geheimnissen eines zweiten Roms. So wurde Aquileia zur Zeit des römischen Kaiserreiches genannt.
Fahrradfahren wird in der Gegend Terre die Aquileia touristisch sehr gefördert. Es gibt sogar Angebote, mit Hilfe eines am Lenker des Rades befestigten Satellitennavigationssystem durch getestete Fahrradrouten geführt zu werden. Über Blu-tooth-Kopfhörer bekommt der Fahrer Angaben über Weg und Umgebung. Das haben wir jedoch nicht ausprobiert sondern sind ganz altmodisch mit einer Papierkarte entlang einer der vorgeschlagenen Routen geradelt.
Wir strampeln durch kleine Wälder, an Getreidefeldern vorbei und durch Weinbauflächen. Viele Obstgärten umsäumen unseren in der trockenen Augusthitze teils staubigen Radelweg. Dafür sind wir auf Wegen ohne Lärm und Verkehr unterwegs. Weiter geht es an Kanälen vorbei, an Dörfern und Villen. Auf vielen der Flächen neben unserem Radweg wachsen kräftig grüne Weinreben, überhaupt sind hier Aquileia’s Weinstraßen als touristische Attraktion bekannt.
Die Region um Aquileia ist geographisch (geologisch?) ein Grenzgebiet. Hier stößt das östliche Ende der Poebene auf die Karsthochebene und die Berge der Karnischen und Julischen Alpen auf das Meer der Lagune von Grado.
Dass unsere Fahradtour auch durch die Terre di Aquileia führt, hat seine Gründe. Ich möchte mir unbedingt die geschichtsträchtigen Steine der alten Römer anschauen, mit denen sie hier die glorreiche Vergangenheit manifestiert haben. Besonders erstaunlich finden wir das Forum Romanum, in dem wundervolle Mosaiken in der Basilika zu sehen sind. Wie fast überall in Italiens Gotteshäusern wird auch hier sorglich auf angemessene Bekleidung, insbesondere auch der Bedeckung von Schultern geachtet. Nahe dem Eingang haben die Verantwortlichen aus weiser Vorrausicht einen Kasten mit verschiedenen Tüchern aufgestellt. Von diesen sucht sich Claudia eines für ihren Rundgang aus und bedeckt damit ihre sommerlich bloßen Schultern.
Auf einem Glasfussboden „schweben“ wir quasi in einer Höhe von mehr als einen Meter über den Mosaiken. Darunter befinden sich aufwendige Mosaikarbeiten, die nicht betreten werden sollen.
Blick vom Campanile auf die Ebene. Im Hintergrund sind die Alpen zu erkennen.
Video: Aquileia