Obwohl wir es durchaus noch länger auf Mljet aushalten könnten verlassen wir, im Gegensatz zu Odysseus, nach deutlich weniger als sieben Jahren die Insel Mljet und segeln das kurze Seestück hinüber zur Insel Šipan, in das Hafenörtchen Šipanska Luka. Als wir ankommen scheint der Ort samt Hafen eher verlassen. An der Hafenwand dümpeln zwei „alte Kästen“, wie Claudia die beiden Fischerboote betitelt und im Hafenbecken ankert eine Segelyacht, deren Eigner zusammen mit dem Dingi unsichtbar bleiben. So ist das Leben in Šipanska Luka gegen zwei Uhr mittags zu schildern.
Eine schmale Straße führt durchs Dorf, an der Kirche vorbei und auf der hinteren Seite wieder aus dem Dorf heraus, wo wir zu dem ehemaligen Rektorenpalast kommen. Der ist bewohnt und somit nur von außen zu sehen. Macht aber nichts. Der Weg dahin ist schön zu laufen und er eröffnet uns herrliche Blicke auf die Bucht, in der sich der Hafen mit unserer Cleo befindet. Wir sehen unterwegs auch Johannisbrotbäume, was wir freilich zu dem Zeitpunkt nicht wussten. Eine Einheimische, die gerade des Weges kommt, fragen wir nach diesen uns unbekannten langen Schoten an den Bäumen. Sie erzählt von Schokolade, denn diese Frucht ersetzt teilweise Kakao: es ist ein Johannisbrotbaum. Jedoch sind die Schoten erst im September reif. Und essen kann man sie gar nicht. Erst nach der Verarbeitung wird Kakao und Schokolade daraus, meist wird es jedoch als Lebensmittelzusatzstoff für Puddings und Speiseeis eingesetzt.
Als wir in den Hafen zurückkehren sind bereits weitere Yachten eingetroffen. Und auch ein Ausflugsschiff mit mindestens einer Schulklasse, die Spaß und Freude für ein ganzes Schulhaus verbreiten. Nun ja, wir gönnen’s ihnen und wissen ja – sie fahren am Abend wieder weg. Denken wir.
Wir glaubten bei unsererem Eintreffen wirklich nicht, dass der Ort jemals noch zu Leben erwacht. Und was für ein Leben! Die kurze Hafenpier ist inzwischen längst voll mit Yachten, und im Hafenbecken ankern zudem auch noch eine ganze Reihe davon. Die Passagiere all dieser Schiffe sitzen bei lauter Musik in einer der vielen stimmungsvollen Gaststätten, die tagsüber nur auf diesen Augenblick gelauert haben. Eben fährt ein großes Passagierschiff in den Hafen ein. Es legt sich an die für ihn freigehaltene Mole mit den schwarzen Autoreifen. Sein Bug steht so weit über die Pier, dass es fast schon beklemmend anmutet, darunter hindurch zu laufen. Direkt vor seinem Bug ist, nur durch den schmalen Fußweg getrennt, eine Konoba oder ähnliches. Wir würden Biergarten sagen. Und jetzt das Interessante, was mich aufmerksam und neugierig zugleich zuschauen lässt: eine dicke Bugleine vom Bug des großen Schiffes wird durch die Konoba gezogen und hinten an einem Steinpoller, der anstelle eines Tisches nahe der Hauswand steht, festgemacht. Interessantes Feeling für die Gäste denke ich und der Riese beginnt gleichzeitig die Leine zu straffen, indem er den Rückwärtsgang einlegt. Ein etwas unheimliches Geräusch des Schraubenwassers geht durch das dunkle Hafenbecken. Der Goliath steht nur vier Boote von unserm kleinen David entfernt und wühlt durch seinen Rückwärtsgang das gesamte Hafenwasser auf. Es ist wie ein Sturm ohne Wind. Die montenegrinische Segelyacht neben uns, mit ihrem Schiffskörper deutlich größer als unsere kleine Cleo, beginnt ihren Bug seitlich gegen unser Heck zu pressen. Cleo wiederum gibt diesen Druck an unseren englischen Nachbar auf der anderen Seite weiter, der über die Annäherung unseres Winzlings allerdings nur lächeln kann. Als Claudia schreit: „Wir treiben gegen die Mauer!“ höre ich es auch schon zweimal scheppern.
Wie kann das sein? Ich schaue zur Mooring, die unser Boot gerade halten soll und auch insbesondere die Aufgabe hat, Cleo von der Kaimauer fern zu halten. Die Mooring ist noch da, nur ist sie nicht mehr um die Heckklampe gewickelt, sondern liegt frei daneben. Die Richtung unseres Schiffes hält sie so vielleicht noch leidlich, die Kaimauer als vielleicht wichtigste Aufgabe kann sie so nicht mehr bewältigen. Durch den gewaltigen Druck des aufgewühlten Hafenwassers und der großen Segelyacht neben uns, hat sich die von mir offenbar nicht ganz korrekte Belegung der Klampe mit der Mooringleine gelöst.
Den Bug zieren jetzt zwei neue Schrammen. Gebrochen oder ernsthaft beschädigt ist jedoch nichts. Ist ist eine weitere Scharte am Bug, die zu den anderen (bereits von anderer Hand Gespachtelten) dazukommt.
Am nächsten Morgen verlassen wir Šipanska Luka und setzen unsere Reise in Richtung Dubrovnik fort. Dicht fährt die Cleo an den nahe gelegenen elafitischen Inseln Lopud und Kolecep vorbei, welche für die Dubrovniker durch regelmäßige Schiffsverbindungen wunderbare Naherholungsgebiete darstellen.
Einen Besuch der kleinen Insel Lokrum, die direkt vor den Toren der Dubrovniker Altstadt liegt, möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Der botanische Garten der Insel ist phantasievoll angelegt und wirklich jeden Besuch wert. Wir sind nicht mit unserer Cleo dorthin gesegelt, denn es ist bestenfalls möglich, dort in der einzigen kleinen Bucht auf der Südostseite der Insel zu ankern. Eines der halbstündig verkehrenden Ausflugsboote chauffiert uns bequem vom Dubrovniker alten Hafen zu dem bemerkenswerten Eiland hinüber.
Der Park des ehemaligen Benediktinerklosters aus dem 11. Jahrhundert ist mit Zypressen und anderen mediterranen Baumarten angelegt. Das Klostergebäude beherbergt ein Restaurant. | Claudia |
Exotische Pflanzen lassen uns Lokrum wie den Paradiesgarten erscheinen. Hier gedeihen 500 verschiedene Pflanzen- und 200 Kakteenarten. |
Jedes Ding hat zwei Seiten … | Gemütliches Sofa am Spazierpfad |
Auf Lokrum existiert im Sommer eine erhöhte Waldbrandgefahr. Sicherlich aus alter Erfahrung ist schon für den Fall der Fälle gerüstet. |
Für Skipper | |||||||||
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