27. August 2009

Sloweniens Küstenstädte

Slowenien ist eine Republik in Europa, die an Italien, Österreich, Ungarn, Kroatien und die Adria grenzt. Das Land wurde am 1. Mai 2004 als eines von zehn Beitrittsländern ein Mitgliedstaat der Europäischen Union. Das schreibt Wikipedia über dieses relativ kleine und bei uns doch recht unbekannte Land. Slowenien hat 46 km Küstenlinie an der Adria, die Slowenische Riviera.

Beim Durchfahren von Slowenien kommt es uns vor, als wären wir in einem der „alten“ westeuropäischen Länder. Die Straßen sind glatt und ohne Frostaufbrüche, die Ränder der Strassen sind gut gesichert. Wenn wir durch Ortschaften fahren, erscheinen fast alle Häuser ordentlich gepflegt, schöne Fenster, der Putz ist in Ordnung, die Farben der Häuser sind teilweise leuchtend angelegt. Genauso gut könnten wir uns in Österreich befinden.

Slowenien, der kleine Staat mit weniger als zwei Millionen Einwohnern, der sich 1991 als erster von Gesamt-Jugoslawien losgesagt hatte, scheint es geschafft zu haben.

Piran
Piran, die für mich eindruckvollste Küstenstadt des noch jungen Staates Slowenien

Bucht von Piran
Die Bucht von Piran: Wiedersehen mit der Stelle, an welcher der Blitz unseren Segeltörn vorzeitig beendete. Nur diesmal von slowenischer Seite aus gesehen. Die Stelle ist mit einem Pfeil markiert und die gesamte Bucht macht heute einen so harmlosen Eindruck.

Unser Auszug aus der Marina Porto San Vito und der Einzug in ein unschaukeliges Gästezimmer mit Bad bei einer italienischen Familie inmitten von Grado beendete letztlich auch unsere „Liason“ mit dem uns lieb gewordenen Schiff Cleo. Mit ihr zusammen wollten wir ursprünglich nach dem Ankern in der Bucht von Piran das Land Slowenien von der Meerseite aus erobern.

Ohne Cleo geht das nicht mehr. Unsere slowenischen Eroberungspläne lassen wir aber deswegen lange nicht sausen, sondern ändern die Strategie: Angriff vom Land her. Slowenien steuern wir also mit unserem Straßengefährt, unserem „Reifensegler“ Marke Audi an …

Wer Slowenien kennt, der weiss, welche Küstenstädte wir wohl beabsichtigen zu besuchen. Es sind die drei kleinen slowenischen Schwestern der Lagunenstadt Venedig: Piran, Izola und Koper. Sie liegen an der Schwelle zur Adria eng beieinander, doch sind sie voneinander genauso verschieden, wie Geschwister nun oft auch sind.

Straße vom Yachthafen zum Stadtzentrum von Piran
Straße vom Yachthafen zum Stadtzentrum von Piran
Fangen wir doch einfach mit dem romantischen Piran an. Eine steile Strasse führt hinab an den Rand der Bucht, dort wo viele Badestellen für die Einheimischen und auch die Urlauber sind. Dort befindet sich auch die Einfahrt in die Stadt Piran. Sie ist mit einer Schranke gesperrt, vor der ein junger Slowene wartet. Leider ist die Stadt heute schon voll, wir dürfen nicht mit unserem PKW hinein, meldet er uns. Nur gut, das direkt vor dieser Schranke ein großer Parkplatz angelegt wurde, auf den unser Ingolstädter „Trockensegler“ noch einen „Liegeplatz“ für sich und seine vier Antriebsschrauben – äh vier Räder – findet.

Turm von Sv. Georg
Der Turm von Sv. Georg
Piran ist ein kleines Städtchen und so haben wir zu Fuß keine Mühen, entlang des Strandes und des Yachthafens bis in das Stadtzentrum mit seiner imposanten Altstadt zu gelangen. Wir stehen folglich recht schnell auf dem Tartini-Platz. In früheren Zeiten hätten wir hier nicht einfach so stehen können, denn der gesamte Platz war das frühere Hafenbecken Pirans. 1797 schütteten die an die Macht gelangten Habsburger dieses alte Hafenbecken einfach zu und verlegten den Hafen kurzerhand ein paare Meter weiter. Rund um das alte Hafenbecken errichteten sie einige Regierungsgebäude, die noch heute einen prächtigen Rahmen um den Platz bilden.

Die bis dahin herrschenden Venezianer hinterließen auf dem Altstadthügel die Georgskirche, deren hoher Turm fast genauso stolz hoch in den Himmel zeigt wie der Campanile vom Markusplatz in Venedig. Für einen geringen Obulus kann man den Turm besteigen, was wir dringend tun. Denn ohne einen Blick von der Aussichtsplattform wäre uns ein tatsächlich sehenswerte Panorama durch die Lappen gegangen. In den Gassen der Altstadt finden wir viele architektonische Formen wieder, wie sie das große Vorbild Venedig ebenfalls zu bieten hat: Spitzbogenfenster, Balkone aus Stein.

Der Tartini-Platz in Piran
Der Tartini-Platz in Piran
Der wohl berühmteste Sohn der Stadt war der Geiger Giuseppe Tartini, dessen Namen der schöne Platz trägt, an welchem zuvor das alte Hafenbecken lag. Dort übersieht man nur schwer das Denkmal des Künstlers, welches seit mehr als einhundert Jahren dort wacht und vom Meer aus zwischen den Häusern hindurch gesehen werden kann.

 

Statue Giuseppe Tartini Statue Giuseppe Tartini
Statue Giuseppe Tartini. Hält er die Geige wirklich „trotzig“ hinter dem Rücken oder verneigt er sich vor seinem Publikum?
Beim Betrachten der Bronzestatue meint man, der Meister schickt sich gerade an, eine Verbeugung vor seinem Publikum zu vollführen. Vielleicht tut er dies auch vor seiner wunderschönen Heimatstadt. Eine andere Version wird von einer Legende gepflegt. Der große Geiger halte seine Geige trotzig auf den Rücken und werde erst wieder seine bekannte
Piran
Piran
Teufelstriller-Sonate spielen, wenn in der Kirche des heiligen Georgs oben auf dem Altstadthügel eine Jungfrau ihr Jawort gibt. Ich weiß ja nicht, wie die jungen Frauen das früher so gehandhabt haben, doch wollte Tartini tatsächlich wieder zum Leben erweckt werden, dann hätte er eine andere Bedingung stellen sollen. So werden ihn sicher auch unsere Ahnen noch genauso steckesteif auf dem Platz betrachten können: unsere Kinder, unsere Enkel, unsere Urenkel, unsere Ururenkel, …
Venezianische Rundbogenfenster Gemütliches Restaurant am Wasser
Die Anlehnung an Venedig ist deutlich sichtbar Gemütliches Restaurant am Wasser

Von Piran aus gelangen wir in das kleinste der drei Städtchen, Izola. Ich sage Euch, Izola ist im Sommer ständig überfüllt. Wir werden zwar nicht bei der Einfahrt in die Stadt abgewiesen wie in Piran, doch im Ort finden wir keinen einzigen freien Parkplatz. Natürlich versuchten wir unser Fahrzeug im Zentrum abzustellen, am liebsten neben dem Yachthafen, der sehr ansehnlich ist. Deswegen dient Izola vielen Seglern als Treffpunkt.

Außer den Wassersportlern treffen sich hier im Ort vor allem die junge Schöpfergeister: die Stadt unterstützt die Ansiedlung von Künstlern. So kommt es, dass in den letzten Jahren Glasbläser, Töpferinnen, Lithographen in die bis dahin leerstehenden Geschäfte gezogen sind. Für viele der Künstler ist das so inspirierend, sie haben hier dadurch eine ähnliche Atmosphäre wie auf dem Montmartre in Paris.

Blick auf das Städtchen Izola
Blick auf das Städtchen Izola
Unser Gefährt fand nun also keinen „Liegeplatz“ im vom uns bevorzugten Stadtzentrum und somit ist unser Besuch in dieser Künstlerstadt eigentlich gar kein Besuch, sondern nur eine Durchreise. Der Tag ist jedoch auch schon wieder fortgeschritten, sicher weil wir zuvor viel zu lange im pitoresken Piran vertrödelt haben. Doch wir bereuen es nicht, Pirano, wie die Italiener sagen, wäre in jedem Falle viel zu schade gewesen, um nur zu kurz durch die Straßen zu sprinten. Damit haben wir wenigstens eine der beiden Städtchen ausgiebiger besuchen können.

Jetzt ist es jedoch Zeit, mit unserem Wagen wieder zurück nach Grado zu fahren, wobei wir ganz nachdrücklich wieder an unsere Cleo denken, mit der wir einfach im Hafen von Izola oder Piran liegengeblieben wären.

Zwei Tage darauf.

Werbeschild für die Höhle St. Kanzian

Werbeschild für die Höhle St. Kanzian (skocjanske jame)

Wieder fährt uns unser treuer PKW in Richtung Osten, nach Slowenien. Heute werden wir Koper besuchen, die dritte und größte der drei Küstenstadt-Schwestern. Doch zuvor kutschiert uns unser betagter Audi zu einer Naturattraktion, von denen das Land allerdings einige zu bieten hat: die Höhle St. Kanzian oder Skocjanske Jame, wie die Slowenen sie nennen. Diese Höhle liegt in der Nähe des Ortes Divaca und ist die mächtigste der unterirdischen Höhlen hier in Slowenien. In der Höhle kann man den größten unterirdischen Canyon Europas überqueren.

Nationalpark Slowenien
Der slowenische Nationalpark park skocjanske jame nahe Divaca
Wanderweg im Nationalpark Nationalpark Slowenien
Eingeschlossen ist diese Unterwelt von einem Nationalpark, den wir auch noch ein wenig durchwandern. Nur zu dumm, dass ich mit Badelatschen auf diese Klettertour gegangen bin! Gerüstet eher nur für einen leicht zu vollziehenden Stadtspaziergang beenden wir unseren Gebirgsausflug und setzen unsere Fahrt zum eigentlichen Ziel des heutigen Tages fort: Koper.

Video: Nationalpark “park skocjanske jame”
 

Im Internet fand ich Meinungen von Besuchern dieser Stadt, die Koper als gesichtslose Industriestadt bezeichneten. Das stimmt ganz und gar nicht. Im Gegensatz zu Izola, wo wir keinen geeigneten Parkplatz fanden, konnten wir hier unseren Wagen ohne Anstrengung und gleich beim ersten Versuch direkt gegenüber vom Haus des Hafenkapitäns parken. Nicht weit davon ließen wir uns in einem wunderschönen rattanbemöbelten Café mit erfrischenden Getränken verwöhnen.

Und frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum, zum sogenannten Titov trg. Da haben wir uns im Kreise gedreht und viele Fotos geschossen, von denen Ihr hier eine kleine Auswahl seht. Anschließend ging es wieder Richtung mehr, wir beobachteten die Kräne im Industriehafen, und auch die Badegäste, die unweit der wie weiße Giraffen ausschauenden Hafenkräne ins Wasser springen.

Ansicht in Koper
Ansicht von Koper: die Kräne vom Hafen sehen aus wie aus Stahl gebaute Giraffen, die sicher gleich losstapfen werden, um die Pflanzen im Vordergrund kahlzufressen …
Kreative Bank in der Nähe des Yachthafens von Koper Badende in Koper
Kreative Bank in der Nähe des Yachthafens Badende vor den „Giraffen“
Ansicht in Koper
Ansicht in Koper
Koper, Tito-Platz (Titov trg) Koper, Tito-Platz (Titov trg)
Koper, Tito-Platz (Titov trg)