Beim Durchfahren von Slowenien kommt es uns vor, als wären wir in einem der „alten“ westeuropäischen Länder. Die Straßen sind glatt und ohne Frostaufbrüche, die Ränder der Strassen sind gut gesichert. Wenn wir durch Ortschaften fahren, erscheinen fast alle Häuser ordentlich gepflegt, schöne Fenster, der Putz ist in Ordnung, die Farben der Häuser sind teilweise leuchtend angelegt. Genauso gut könnten wir uns in Österreich befinden.
Slowenien, der kleine Staat mit weniger als zwei Millionen Einwohnern, der sich 1991 als erster von Gesamt-Jugoslawien losgesagt hatte, scheint es geschafft zu haben.
Unser Auszug aus der Marina Porto San Vito und der Einzug in ein unschaukeliges Gästezimmer mit Bad bei einer italienischen Familie inmitten von Grado beendete letztlich auch unsere „Liason“ mit dem uns lieb gewordenen Schiff Cleo. Mit ihr zusammen wollten wir ursprünglich nach dem Ankern in der Bucht von Piran das Land Slowenien von der Meerseite aus erobern.
Ohne Cleo geht das nicht mehr. Unsere slowenischen Eroberungspläne lassen wir aber deswegen lange nicht sausen, sondern ändern die Strategie: Angriff vom Land her. Slowenien steuern wir also mit unserem Straßengefährt, unserem „Reifensegler“ Marke Audi an …
Wer Slowenien kennt, der weiss, welche Küstenstädte wir wohl beabsichtigen zu besuchen. Es sind die drei kleinen slowenischen Schwestern der Lagunenstadt Venedig: Piran, Izola und Koper. Sie liegen an der Schwelle zur Adria eng beieinander, doch sind sie voneinander genauso verschieden, wie Geschwister nun oft auch sind.
Die bis dahin herrschenden Venezianer hinterließen auf dem Altstadthügel die Georgskirche, deren hoher Turm fast genauso stolz hoch in den Himmel zeigt wie der Campanile vom Markusplatz in Venedig. Für einen geringen Obulus kann man den Turm besteigen, was wir dringend tun. Denn ohne einen Blick von der Aussichtsplattform wäre uns ein tatsächlich sehenswerte Panorama durch die Lappen gegangen. In den Gassen der Altstadt finden wir viele architektonische Formen wieder, wie sie das große Vorbild Venedig ebenfalls zu bieten hat: Spitzbogenfenster, Balkone aus Stein.
Beim Betrachten der Bronzestatue meint man, der Meister schickt sich gerade an, eine Verbeugung vor seinem Publikum zu vollführen. Vielleicht tut er dies auch vor seiner wunderschönen Heimatstadt. Eine andere Version wird von einer Legende gepflegt. Der große Geiger halte seine Geige trotzig auf den Rücken und werde erst wieder seine bekannte
Teufelstriller-Sonate spielen, wenn in der Kirche des heiligen Georgs oben auf dem Altstadthügel eine Jungfrau ihr Jawort gibt. Ich weiß ja nicht, wie die jungen Frauen das früher so gehandhabt haben, doch wollte Tartini tatsächlich wieder zum Leben erweckt werden, dann hätte er eine andere Bedingung stellen sollen. So werden ihn sicher auch unsere Ahnen noch genauso steckesteif auf dem Platz betrachten können: unsere Kinder, unsere Enkel, unsere Urenkel, unsere Ururenkel, …
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Die Anlehnung an Venedig ist deutlich sichtbar | Gemütliches Restaurant am Wasser |
Von Piran aus gelangen wir in das kleinste der drei Städtchen, Izola. Ich sage Euch, Izola ist im Sommer ständig überfüllt. Wir werden zwar nicht bei der Einfahrt in die Stadt abgewiesen wie in Piran, doch im Ort finden wir keinen einzigen freien Parkplatz. Natürlich versuchten wir unser Fahrzeug im Zentrum abzustellen, am liebsten neben dem Yachthafen, der sehr ansehnlich ist. Deswegen dient Izola vielen Seglern als Treffpunkt.
Außer den Wassersportlern treffen sich hier im Ort vor allem die junge Schöpfergeister: die Stadt unterstützt die Ansiedlung von Künstlern. So kommt es, dass in den letzten Jahren Glasbläser, Töpferinnen, Lithographen in die bis dahin leerstehenden Geschäfte gezogen sind. Für viele der Künstler ist das so inspirierend, sie haben hier dadurch eine ähnliche Atmosphäre wie auf dem Montmartre in Paris.
Jetzt ist es jedoch Zeit, mit unserem Wagen wieder zurück nach Grado zu fahren, wobei wir ganz nachdrücklich wieder an unsere Cleo denken, mit der wir einfach im Hafen von Izola oder Piran liegengeblieben wären.
Zwei Tage darauf.
Wieder fährt uns unser treuer PKW in Richtung Osten, nach Slowenien. Heute werden wir Koper besuchen, die dritte und größte der drei Küstenstadt-Schwestern. Doch zuvor kutschiert uns unser betagter Audi zu einer Naturattraktion, von denen das Land allerdings einige zu bieten hat: die Höhle St. Kanzian oder Skocjanske Jame, wie die Slowenen sie nennen. Diese Höhle liegt in der Nähe des Ortes Divaca und ist die mächtigste der unterirdischen Höhlen hier in Slowenien. In der Höhle kann man den größten unterirdischen Canyon Europas überqueren.
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Im Internet fand ich Meinungen von Besuchern dieser Stadt, die Koper als gesichtslose Industriestadt bezeichneten. Das stimmt ganz und gar nicht. Im Gegensatz zu Izola, wo wir keinen geeigneten Parkplatz fanden, konnten wir hier unseren Wagen ohne Anstrengung und gleich beim ersten Versuch direkt gegenüber vom Haus des Hafenkapitäns parken. Nicht weit davon ließen wir uns in einem wunderschönen rattanbemöbelten Café mit erfrischenden Getränken verwöhnen.
Und frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum, zum sogenannten Titov trg. Da haben wir uns im Kreise gedreht und viele Fotos geschossen, von denen Ihr hier eine kleine Auswahl seht. Anschließend ging es wieder Richtung mehr, wir beobachteten die Kräne im Industriehafen, und auch die Badegäste, die unweit der wie weiße Giraffen ausschauenden Hafenkräne ins Wasser springen.