Die XHA1 war über Jahre meine Hauptkamera und das aus gutem Grund. Selbst neben den neueren AVCHD Full HD 50p Kameras konnte sie bestehen, denn ihre Farbtiefe (und -treue) sind von meinen Kleinen auch heute noch unerreicht. In der Postbearbeitung hatte ich bei der Farbbearbeitung weit mehr Reserven als bei dem Filmmaterial von den kleineren Kameras, auch wenn diese auch mit modernerem Chip und neuerer Technik ausgerüstet sind (z.B. Full HD, 1080/50p).
Die folgende Liste der XHA1-Erfreulichkeiten könnte man leicht verlängern, doch hier die für mich Wichtigsten:
- brilliante Farbwiedergabe, kräftige unverfälschte Farben
- 2 stufiger ND-Filter – damit ist die Kamera für viele Lichtverhältnisse optimal einsetzbar oder auch in Fällen, wo man das Verringern der Schärfentiefe durch Vergrößern der Blendenöffnung erreichen möchte.
- griffige Drehringe für Entfernung, Zoom und Schärfentiefe am Objektiv
- Einrichten von (mehreren) Presets für die Farbgestaltung, Gain etc.. Dadurch ließ sich die Kamera leicht zwischen Sonnenlicht und Kunstlicht umschalten (übrigens die einzigen beiden Situationen, in denen ich diesen Vorteil nutzte)
- Eine der größten Vorteile der Henkelmänner gegenüber ihren kleinen “Geschwistern”: Tasten und Schalter am Gehäuse. Denn es gehört schon eine Menge Diszplin dazu, sich immer wieder durch ein umständliches Menü zu manövrieren anstatt viele nützliche Funktionen in Fingertippweite parat zu haben: Peaking, Lupe, Einstellungen für Weißabgleich, Lautstärkeregler für das Mikrofon, Presets, Umschalter von Autofocus/Manufocus, …
Verbesserungsfähig finde ich:
-
Den canontypischen Drehring für die Programmvorwahl fand ich sehr bedienerfreundlich. Nur leider verstellte er sich mitunter ungewollt, mitunter stellte sich erst am Abend heraus, dass eine Serie von Aufnahmen dadurch unbrauchbar wurde. Die Einstellung sieht man zwar auch im Display, doch dort sieht man sooo viel …
Besonders ärgerlich, denn der Knopf hat eine eingebaute Sicherung gegen Verdrehen. Nur wirkt diese nur von der Stellung Off zu einer der benachbarten (Auto oder VCR/PLAY). Da ich diesen Knopf vielfach auf Auto stehen lasse und nicht ständig daran herumdrehe, passiert es im Tagesbetrieb schon mal, dass er sich unbemerkt auf „M-Manuell“ verstellt.
- zwei “frei” belegbare Tasten am Gehäuse: man kann sie leider nicht mit beliebigen Funktionen belegen, sondern nur mit den Funktionen Zeitcode, TV-Schirm, Zebra, Index Schreben, Datencode, CVF+LCD S/W. Was ich mir gewünscht hätte wären Funktionen, die während der Filmarbeit von mir wirklich benötigt werden: Umschalten zwischen Bildstabilisator an/aus. Denn das braucht man ständig beim Wechsel zwischen Handaufnahme und Stativaufnahme. Außer der Zebra-Funktion wird von mir keine der angebotenen Funktionen zum Belegen der Tasten genutzt (und auch diese Funktion benutzte ich sehr selten). So blieben die schönen Tasten unangetastet.
- Position-Preset für Zoom oder Focus ist sehr praktisch. Man kann damit schöne Effekte in seine Aufnahmen einbauen, wo sich beispielswise die Schärfe von einem Vordergrundobjekt auf ein Hintergrundobjekt verlagert. Nur leider geht Verlagerung bei der XHA1 unjustierbar in Null-Komma-Nix-Zeiteinheiten, d.h. die wirklichen schönen Schärfeverlagerungen mußte ich per Hand machen. Das gelingt nicht immer, weil man beim manuellen Drehen am Schärfering mitunter ungleichmäßig dreht.
- Mikrofonhalter: was passt denn da nur für ein Mikro rein? Von Canon war gerade keines lieferbar (mit der Lieferbarkeit von Canonartikeln gab es schon mehrfach Probleme. So nutze ich das Audiotechnica BP4029, dessen Durchmesser mit ca. 20mm für den Halter zu gering ist. Zusammen mit einem stoßgedämpften Mikrofonhalter von Rode ging es dann, jedoch auch nur mit sehr viel gutem Willen: der Durchmesser des Rode-Halters war zu dick. Auf Dauer litt die dafür zu kurze Schraube der Canon, immer häufiger springt sie nun ungewollt auf.
Wonach ich mir die Lippen lecken würde:
- Am Gehäuse angebrachter Schalter zum Ein-/Ausschalten des Bildstabilisators. Alternativ die Möglichkeit, gerade diese Funktion auf eine „Joker-„Taste zu legen. Die Umschaltung zwischen diesen beiden Modi wird ständig beim Wechsel zwischen Freihand- und Stativaufnahmen benötigt.
- Eine eingebaute Wasserwaage wäre sehr praktisch – gerade wenn man am Meer unweigerlich oft den Horizont filmt.
- Farbinformationen in 4:2:2, die XHA1 hat 4:2:0. Von dieser „2“ an letzter Stelle erwarte ich mir noch tiefere Farben, was in der Postbearbeitung Vorteile haben kann. Beispielsweise um etwas mehr Himmelszeichnung herauszukitzeln ohne dass das Bild danach künstlich und verrauscht wirkt. Infos zu Farbinfos siehe hier.
Die XHA1 ist mehr als gut genug, um mit ihr auch in der heutigen Zeit noch mein aktuelles Kanaren-Projekt zu Ende zu bringen. Selbst die Schärfe des Bildes (1440*1080/50i) ist bei ihr weit besser als bei meinen neueren, kleinen Kameras mit 1920×1080 50p Fähigkeiten. Wunschkameras zur Ablösung dieses Klassikers tauchen am Horizont langsam auf. Solch ein Kandidat könnte z.B. die neue Sony NEX-EA 50 EH sein, doch arbeitet sie auch noch mit der 4:2:0 Farbinformation. 4:2:2 ist definitiv mein nächster Schritt – vielleicht kommendes Jahr in einer vergleichbaren Kamera?