16. Oktober 2025

Osterinsel

Roman von Jennifer Vanderbes

Zwei Frauenschicksale verknüpft auf der Osterinsel

Hier erwartet uns Exotik pur, versprechen wir uns beim Lesen des Buchtitels (das Buch fanden wir im Bücherschrank), liegt doch die Osterinsel in der Südsee. Nun, nein, ja, ein bißchen doch. Hula-Tänze wohl eher dann nicht. Blumenkränze um den Hals – nein, die haben wir auch nicht gesehen.

Wer bereits etwas über die Osterinsel weiß, dem ist bewußt, dass sie im Vergleich mit den “gewohnten” Südseeparadiesen wie Tahiti, Fidschi oder Hawaii ein wenig abfällt. Sowohl liegt sie geographisch weit abseits dieser bekannten Südsee­inseln als auch von der Vegetation her und schlie&szlig:lich auch von den Einwohnern her (heutzutage werden den Touristen auch auf der Osterinsel Hula-Abende geboten). Sie ist anders und genau deswegen führt es die beiden Protagonisten(-Gruppen) dieses Buchs dorthin: es sind Wissenschaftler auf der Suche nach der Vergangenheit.

Zwei Handlungstränge
Die einen forschen um die Zeit zu Beginn des ersten Weltkrieges, also um die Jahre 1913/1914 herum. Die andere Forschergruppe weilt genau 60 Jahre später auf der Insel, im Jahre 1973.

Beides ist ja inzwischen schon recht lange her, deswegen beschäftigen sich die Protagonisten mit Büchern, deswegen weckt ein Mikroskop die Neugier und Wissensbegier eines Mädchens, deswegen wischen die Fingerspitzen der Personen nicht über ein Mobiltelefon, sondern es bleibt Zeit, Menschen und Flora zu erkunden und zu verstehen. Wunderbar.

Geschichtliches
Im Jahr 1914 schaut sogar Graf Spee mit seinem Seegeschwader auf seiner Flucht hinaus aus dem Pazifik vorbei, was geschichtlich mit dem Beginn des 1. Weltkriegs sogar verbirgt ist. Das gibt dem Ganzen so einen gewissen Kick, wir fanden es interessant, auch wenn da sicher ein paar persönliche Kleinigkeiten der künstlerischen Freiheit geschuldet sind. Das ist ja auch gut so.

Leider wartet man lange auf eine Verbindung zwischen den beiden Erzählsträgen, was das Ganze ja in der Regel spannender macht. Keine Angst, diese Verbindung kommt. Aber sie ist so klein, hängt an so einem dünnen Faden. Das hätte die Schreiberin dann fast auch noch ganz unter den Tisch fallen lassen können.

Fazit
Schreiben kann sie, die Autorin Jennifer Vanderbes, keine Frage. Sie schafft es sogar, solch trockene Themen wie Forschung mit dem Mikroskop an den eher fachunkundigen Leser heranzutragen, Hut ab.

An der Geschichte selbst hätte sie unserer Meinung nach noch etwas mehr feilen können, also im Sinne von Spannungsbögen. Ansatzpunkte dazu waren in beiden Zeitsträngen eigentlich genügend da. Ich sehe da insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen der Paare oder derer, die es hätten werden können.

Dennoch empfehle ich das Buch für Südseeliebhaber, für Südseeinteressierte und solche, die Inseln und Meer über einen Strandurlaub hinaus etwas abgewinnen können und wollen.