Erinnerungen
Wir planen einen neuen Film, eine neue Reise. Diesmal werden wir Kalifornien besuchen. Kalifornien – das Land, wo der Goldrausch der Jahre 1848-1854 Goldsucher in die Sierra Nevada zog. Die Stories darüber begegnen mir während der Vorbereitung auf diesen kommenden Roadtrip.
Ich kannte diese Geschichten längst. Schon als Junge interessierte mich Amerika. Die Vereinigten Staaten ganz besonders. Vom deutschen Land hinter dem «eisernen Vorhang» beobachtete ich das Geschehen so gut es der marxistische Sozialismus eben zuließ. Im «Mosaik» – einer monatlich erscheinenden Comicserie um die Abenteuer der drei Kobolde Dig, Dag und Digedag – konnte man deren Abenteuer zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges miterleben. Meine Augen klebten damals an jedem gezeichnetem Gebäudesims von New Orleans, an den Darstellungen der Sumpflandschaften Louisianas, an der bildhaften Beschreibung des Wahlkampfes zwischen Demokraten und Republikanern.
Nein, diese Literatur hat mich dem Sozialismus nicht nähergebracht und das realisierten sicher auch die Funktionäre des Regimes. Sie überwarfen sich schließlich mit dem Herausgeber des Mosaiks, Hannes Hegen, und versetzten der Digedagsserie damit den finalen Dolchstoß.
Momentan krame ich diese alten Comics wieder hervor. Zum Beispiel bei der Vorbereitung des San Francisco Abschnitts unseres Films. Denn ich erinnere mich: in Frisco – dort waren die Digadags ja auch! – Oh, ich freue mich ganz besonders auf die Reisen, deren Stationen mich nun nach mehr als fünfundvierzig Jahren an die Orte alter Kindheitsträume bringen !
Noch mehr Erinnerungen: wegen eines Trauerfalls in unserer Familie reiste ich am 1. Mai nach Görlitz, meiner Geburtsstadt. Dieses so endgültige Ereignis läßt emotionale Erinnerungen aufkommen.
Bei der Gelegenheit besuchte ich unter anderem auch mein altes Schulgebäude in der Cottbusser Straße – nur von außen selbstverständlich. Es wurde inzwischen lupenrein saniert, ja es sieht aus wie neu. So vollkommen hatte ich es nicht einmal als ABC-Schütze mit Schultüte in den Händen erlebt (vor beinahe fünfzig Jahren). Heute gehört die ehemals “9. Polytechnische Oberschule” zum Med. Labor Ostsachsen (Abt. Mikrobiologie). Schön, dass sich ein Investor dafür fand, der die sicher teure Sanierung ausführen ließ. Bei meinem letzten Besuch vor fünf Jahren wuchsen jedenfalls bereits armdicke Bäumchen aus den Mauerfugen.
Beim Anblick des Berzdorfer Sees fällt mir folgender Spruch ein:
Wenn ich den See seh‘brauch‘ ich kein Meer mehr.
Nun ja, das Meer ist für uns nicht zu ersetzen. Auch wenn wir die Görlitzer um ihren See beneiden (er liegt südlich von Görlitz-Weinhübel)
Es ist Mai – lasst Euren Frühlingsgefühlen freien Lauf!
Eure Travelfilmer