28. Januar 2009

Wir kaufen uns ein Boot …

Also ich meine ein eigenes Boot kaufen! Ahnung von Booten haben wir nicht. Viel Geld dafür auch nicht. Mehr als 25.000,- Euro darf’s nicht kosten.

Älter als 20 Jahre soll’s auch nicht sein. Doch das ist möglich! – Wir wissen es. Wir lesen die Anzeigen in den bekannten Segelmagazinen und suchen im Internet. Claudia deutet auf den Notebook-Bildschirm : „Guck mal hier, was für ein tolles Angebot. – Bestimmt ein super schönes Schiff“. Wobei Claudia sich eher an den Innenaufnahmen der Boote orientiert. Gleichzeitig sitze ich am PC: „Und hier dieses; es ist laut Testbericht ein sehr zuverlässiges Schiff!“. Und so finden wir eines nach dem anderen. Eines auf Mallorca, das andere an der Adria und ein weiteres in Frankreich. Uns gefällt also ein Boot in Palma de Mallorca. Da fahren wir doch nicht hin, nur um es mal eben so anzusehen! Oder sollten wir doch? Wegen einem einzigen Schiff!?

Ernüchterung. Allein der Kauf kann ein teures Vergnügen werden.

Gebrauchtboote besichtigen
Wir entdecken, dass viele Boote in den Niederlanden verkauft werden, am IJsselmeer. Dieses Gebiet ist räumlich überschaubar und wir finden einen Händler, der gleich drei Gebrauchtyachten anbietet, die interessant für uns sein könnten. Es ist Samstag. Also Leinen los! – Ääh Motor an – und ab nach Narden am Markermeer (Narden liegt direkt neben dem IJsselmeer).

Der Händler händigt uns ohne zu zucken zwei Schlüssel aus, damit wir die Boote am Steg allein besichtigen können. Und schon sitzen wir im ersten Boot. Zugegeben – sieht etwas verwahrlost aus. Beneteau, gute Marke. Aber dieses ist muffig. Claudia rümpft die Nase. Sie hat ja recht; wir haben auch noch ein weiteres Boot zu besichtigen, eine Jeanneau.

Probeliegen in einem der Boote
Die Jeaneau ist ein tolles Schiff, sie macht von Außen einen recht guten Eindruck. – Ja, dieses will ich segeln! – OK, gehen wir doch erst mal rein. Es riecht nach Diesel. Fein, das Boot hat also einen Motor. Doch es riecht so stark, dass ich mir sicher bin, abends in der Koje sofort einzuschlafen. Doch ob ich danach jemals wieder aufwachen werde? – Ein Niederländer kommt am Boot vorbei und meint beiläufig: Ja, ein gutes Schiff zu finden ist Glücksache. Aha, er kennt das Boot wohl schon länger. Will anscheinend schon länger keiner haben. – Dann wollen wir es auch nicht.

Claudia entdeckt noch ein weiteres schönes Boot. Sehr gut gepflegt, das sehen wir sofort. Dafür haben wir keinen Schlüssel. Klar, passt ja auch nicht in unser Preisraster. Da steht dran: 37.500,- Euro. Ob Claudia nicht lesen könne! – Nein, nicht kaufen, nur mal gucken. – OK, ich hole also den Schlüssel.

'ExtaSea' ist ein toller Schiffsname! 'De lange Dirk' – das ist die Hurley

Die Schiffe haben hier die tollsten Namen! – „De lange Dirk“ ist unser Favorit.

Als ich zurückkomme steht Claudia schon strahlend im Cockpit. Sie hat auch bereits die Persenning aufgeknöpft: „Guck mal wie ordentlich hier die Beschläge sind! – Wie die glänzen! – Und hier das Holz am Niedergang. Wie neu – ach was, wie nagelneu!“ – Ich muss zugeben, sie hat Recht. das Boot mitsamt seinem super Zustand gefällt mir auch.

Nagelneu aussehender Motor auf der Hurley
Auch der Motor ist wie neu
Gut, könnten wir kaufen, denke ich. Nur, fahren können wir bei dem Preis dann nicht mehr. Mehr so in den Garten stellen und sich drüber freun …

Der Niedergang ist nun geöffnet und wir tauchen ab in den Salon. Innen ist auch alles Top. Ist hier jemals einer mit gesegelt? Wir finden einen Satz völlig ungebrauchter Segel. Das Schiff ist erst neun Jahre alt. Eine Hurley 800 C. Das ist ein niederländisches Fabrikat. Die können sicher gut Schiffe bauen, sie sind ja schon immer um die Welt gesegelt. Ein Schiff muss ja nicht aus einer Massenproduktion stammen um gut zu sein. Kleine Werften sind der Qualität verpflichtet und müssen ihren Kunden meist persönlich in die Augen schauen. Das spricht für sich.

Am Preis haben wir noch zu kauen.

Wieder zu Hause angekommen „wälzen“ wir das Internet nach Infos zu dem Schiff und der Werft durch. Oh ja, dieses Schiff hätten wir gerne. Wir sind noch am Überlegen, schauen jedoch täglich im Internet, ob unser Schiff noch da ist. Hoffentlich kauft es uns keiner weg. Andererseits wollen wir auch noch etwas warten. Das Schiff kam beim Händler gerade erst rein, da will er natürlich noch nicht allzu viel am Preis nachgeben.

In der Zwischenzeit überlegen wir uns einen Törn-Grobplan. Ursprünglich geplant war die Adria, weil als Schwachwindrevier für uns Anfänger sicher ideal. Das können wir nun mit „unserer“ Hurley vergessen. Für einen Trailer ist das Schiff zu groß (Infos übers Trailern), für einen professionellen Transport wollen und können wir nicht die nötigen ca. 5.000,- Euro berappen. Dafür entwickeln wir Törnplan B: Durch die Flüsse und Kanäle (Rhein, Mosel, Saône, Rhône) bis nach Port Saint Louis du Rhône in Südfrankreich am Mittelmeer (nützliche Infos zu so einer Tour gibt es hier: schiffbare Wasserwege in Frankreich). Von dort aus geht es Richtung Italien, Toskana, Capri, Sizilien, Liparische Inseln, …  Traumfahrten werden wahr. Natürlich erst mal nur im Traum. Sind ja schließlich auch nur Traumfahrten …