Nach tatsächlichem Geschehen frei gestaltet
Das Buch kam 1942 raus (jedenfalls meine Auflage).
Konrad Schauer erzählt hier eigene Erlebnisse, insbesondere aus der Zeit seiner jungen Jahre (er war zu der Zeit der geschilderten Erlebnisse ca. 20-30 Jahre alt, also ca. 1890-1900). Das Buch beginnt auf Java/Indonesien, wo Schauer verletzt in einem Dorf von den Einheimischen aufopferungsvoll gesund gepflegt wird. Die Reise geht von dort über Hongkong, und dann spielt ein Grossteil des Inhalts in Australien. Im Outback durchstreift er zusammen mit einem erfahrenen Australien-Kenner den Busch und trifft insbesondere auch mit Eingeborenen zusammen. Es sind die Aborigines, die im Buch jedoch «Australien-Neger» genannt werden. Wir lernen, wie diese Eingeborenen reagieren, auch etwas über deren Sitten und Gebräuche einzelner Stämme (sie sind alle sehr unterschiedlich), sofern sie den Forschern friedvoll gegenüber traten. Der Australienteil nimmt auch seitenmäßig den meisten Raum des Buches ein. Von Australien aus schifft sich Schauer in die Inselsüdsee ein und beschreibt deshalb noch seinen Aufenthalt auf der Insel Samoa. Fidschi wird danach ebenfalls kurz gestreift, auf den Neuen Hibriden steigt er ab und abschließend erfahren wir sogar noch etwas über seinen Besuch auf den Seychellen.
Nun mag man einwenden, dem Titel des Buches wird der Autor dann ja nicht so wirklich gerecht, denn von den erwähnten Landstrichen gehören nach unserem Verständnis nur die Inseln Samoa, Fidschi und Neue Hebriden zur Südsee. Doch das gibt Konrad Schauer auf Seite 261 selbst zu und zumindest ich will ihm die kleine “Titel-Flunkerei” gerne nachsehen :
Der Weg nach Samoa wird (wie zuvor der Aufenthalt auf Java sowie die anschließende “Flucht” nach Hongkong) wieder in eine offenbar vom Autor persönlich erlebte Abenteuergeschichte eingebettet. Von Samoa selbst ist Schauer begeistert. Seine lebendigen Beschreibungen der liebenswerten Samoaner, ihrer Kultur und Gebräuche lassen gar keine andere Deutung zu :
An dieser Stelle im Buch wird auch endlich das genaue Jahr der Erlebnisse auf Samoa klar: 1897. Weiterhin wurde – zumindest für mich – hier zum ersten Mal ersichtlich, wieso um alles in der Welt die dunkelhäutigen Menschen in der Südsee blonde Haare haben (können):
Jedenfalls gibt das Buch auf diese Weise Einblicke in das Leben vor der Jahrhundertwende 1890-1900 und die zu dieser Zeit herrschenden Sitten der Menschen in diesen asiatischen bzw. australischen Gebieten. Schauer scheint objektiv, sofern man das heute als Leser vom fernen Deutschland aus überhaupt korrekt beurteilen kann. Er lobt oftmals die Lebensweisen der Eingeborenen, wenngleich sie uns Europäern eher sehr fremd sind. Aber er schont die Ureinwohner auch nicht: beispielsweise wird das Verhältnis der Aborigines-Männer zu deren Frauen (diese haben nach unseren Maßstäben gar nichts zu lachen) oder gar zu deren eigenen Mädchen-Kindern nicht beschönigt. Es ist eher erschreckend.
Immer wieder wird auch die negative Rolle der Weißen bzw. Europäer erwähnt. Aber ganz so einseitig sieht Schauer diese “Schuldzuweisungen” dann auch nicht immer (S. 270):
Beschreibungen der Tier- und Pflanzenwelt sowie geographische und klimatische Verhältnisse werden dabei so “nebenbei’ und interessant in den Fortgang der Handlung eingewoben, dass die Geschichte nie wissenschaftlich-langweilig gerät.
Die gesamte Handlung ist “nach tatsächlichem Geschehen frei gestaltet”. Und so spendiert uns Konrad Schauer als Bonus auch noch eine ganze Reihe Fotografien, die offenbar von ihm geschossen wurden. Diese zeigen unter anderem auch Menschen, von denen er einige persönlich kennenlernte und die er zum Teil im Buch beschreibt.
Elefanten sind auch nur Menschen
Weil ich darüber so gelacht habe, möchte ich für euch folgende Passage zitieren:
Fazit
Auf jeden Fall lesenswert! Besonders für jene, die sich für die ursprüngliche Gestalt der bereisten Gebiete und ihrer Völker interessieren. Dazu möchte ich nochmals ein Zitat wiedergeben, mit dem das Buch beginnt:Diesen alten Planeten zu studieren, ist bloß noch ein paar Generationen vergönnt.
Wilhelm Bölsche