18. Juli 2009

Unser Törn am Wendepunkt

Inzwischen ist unsere Yacht in der Bucht von Kotor, Montenegro, angekommen und liegt im Hafen von Herceg Novi.

Dieser überwältigende Fjord im Land der tiefen Schluchten und karstigen Berge erwartet uns mit einem über mehrere Tage anhaltenden und für diese Region untypischen Regenwetter. Dann und wann hält der Regen inne und wir sehen riesige Wolkentürme sich über die hohen Bergkämme schieben. Titanisch und endzeitlich in einem wirkt das wechselnde Lichtschauspiel, hervorgerufen durch das Ziehen der Wolken über das Bergmassiv. Klein kommt der Mensch sich vor: alles was er getan hat, tut oder noch vorhat scheint hier wie ein unbedeutender Lufthauch.

Bei uns kommen Gedanken über den weiteren Verlauf der Reise auf. Welches sind die nächsten anzulaufenden Häfen auf ihrem weg um die Adria? Wir stellen fest: die Schläge werden länger, insbesondere in Albanien, wo die Häfen weit auseinander liegen.

Diese Häfen seien sehr behutsam und mit äußerster Konzentration anzulaufen, da die Tiefenverhältnisse nicht klar seien, erklärte der Hafenkapitän im kroatischen Cavtat. Er gibt mir auch den Rat, Albanien nur mit allerhöchstens zwei Stationen zu umfahren. Bei Cleos Marschgeschwindigkeit von fünf Knoten ist das Utopie. Und Rasen ist auch nicht der Sinn dieser Reise.

Wir besitzen darüber hinaus kein Hafenhandbuch für Albanien, können auch keines erstehen. Nicht in Kroatien und auch nicht in Montenegro. Wie wichtig solche Dinge wirklich sind, haben wir während dieses Törns gelernt.

Für das von Beginn an nicht funktionierende Funkgerät kaufen wir im montenegrinischen Zelenika eine Notantenne. Claudia steigt auf den Baum, umschlingt mit einem Arm den Mast, mit dem freien Arm schwingt sie die Antenne in der Luft. Sieht irgendwie gut aus mit ihren Shorts und dem engen T-Shirt, befinde ich mit einem Blick vom Niedergang aus. Doch das gefühlskalte Funkgerät bleibt davon unbeeindruckt. Wie kann es nur so stur sein!

Keine Hafeninformationen, keine Funkmöglichkeit, kein schnelles Schiff. Dazu kommt, dass wir viel sehen wollen von den Orten, die wir streifen. Claudia und ich spüren, wie wir zu Getriebenen unserer enthusiastischen Pläne werden. Wo bleibt die gemütliche Auszeit, die diese Reise werden sollte?

Eine Entscheidung ist plötzlich sehr schnell gefallen. Wir streichen das Ionische Meer aus dem Programm, werden ab Bar den Weg wieder zurück durch Kroatien fahren. Dort haben wir schon auf der Fahrt nach Süden das eine oder andere Ziel aus Zeitgründen oder wegen ungünstiger Wetter-/Windbedingungen gestrichen. Diese Stationen können jetzt nachgeholt werden.

Erleichtert sinken wir beiden in die Kopfkissen und schlafen endlich wieder entspannt.