11. Dezember 2022

Der Papalagi

Samoa-Büchlein, aufgeschrieben von Erich Scheurmann (1878-1957)

Die Reden des Südsee-Häuptlings Tuiavii aus Tiavea

Gleich vorneweg: ich glaube die Ge­schich­te Erich Scheurmanns nicht so richtig, der im Vorwort be­hauptet, er hätte die Reden des Süd­see­häuptlings aus Samoa nur auf­ge­schrie­ben. Mir kommen die Texte eher so vor, als hätte sie ein (recht ge­schickter) Europäer erdacht, nament­lich Scheurmann selbst.

Wie dem auch sei – das Buch zauberte immer wieder lautes Lachen in unsere Gesichter und Bäuche. Und das ist ein gutes Zeichen für den Inhalt dieses Büchleins. Denn darin geht es um uns selbst, uns Europäer (=Papalagi) und unsere Lebens­art. Und zwar so, als würde sie von außen – also zum Beispiel von einem Süd­see­bewohner gesehen und kommentiert. Genau diese äußerst geschickte Vor­gehens­weise gibt (uns) deutschen Lesern Raum, uns selbst und unsere Lebensart zu reflektieren.

Ob es was hilft und uns irgendwie besser macht, weiß ich nicht. Doch so schlecht sind wir (Europäer/Deutsche) ja auch gar nicht. Es kann jedoch so oder so nur positiv sein, von Zeit zu Zeit mal “von außen” auf uns zu schauen .

Damit die Leser dieser Rezension sich etwas unter all dem vorstellen kann, hier kurze Beispiele aus dem Kapitel Die vielen Dinge machen den Papalagi arm:

In einer einzigen Hütte sind so viele Dinge, dass viele weisse Häupt­linge viele Männer und Frauen brauchen, die nichts tun, als diese Dinge dahin zu stellen, wohin sie gehören, und sie vom Sande zu reinigen.

Wer wenig Dinge hat, nennt sich arm und trauert. Es gibt keinen Papalagi, der singt und frohe Augen macht, wenn er nichts als seine Matte und Essens­schüs­sel hat wie jeder von uns.

Je mehr einer ein rechter Europäer ist, desto mehr Dinge gebraucht er. Darum ruhen die Hände des Papalagi nie im Machen von Dingen. Deshalb sind die Gesichter der Weissen oft so müde und traurig …

Fazit

Sehr lesenswert. Auch wenn ich oben schrieb, dass ich nicht glaube, dass diese Worte von einem Südseeinsulaner genau so ausgesprochen wurden. Es macht dennoch Spaß diese Sichtweisen zu lesen, es regt das Nachdenken an und trainiert von Zeit zu Zeit die Bauchmuskeln!