Über die Missionierung des Batakvolkes auf Sumatra
Also, der umfassendste Text steht in Im Kampf um die Welt (ca. um 1925), danach kommt Kampf ums Batakland (1943) mit einer etwas gekürzten Version und das dünnste Büchlein (eigentlich Heftchen) mit der stärksten Kürzung ist die Pioniere.
Warnung
In Pioniere wurden insbesondere Gewaltszenen weggelassen, die für Zartbesaitete nicht leicht zu verdauen sind. Mir ging es jedenfalls so, obwohl ich andererseits nicht unbedingt einer bin, der solche Szenen weglassen würde, denn dann erfasst man oftmals den Gesamtkontext des Textes nicht in ganzer Tragweite.In diesem Falle muss man wissen, dass die Batak ein sehr (furchtbares) kriegerisches Volk in Sumatra waren, tatsächlich Kannibalen, die bereits vor Nommenson Missionare verspeisten. Auch übten sie mitunter grausame Rituale aus, deren Sinn sich uns nicht immer erschließt. Und mit den Opfern wurde nicht unbedingt sehr zimperlich umgegangen.
Nommensons Verdienst in der Realität: als Nommenson 1918 starb, gab es im Batakland 180.000 Mitglieder in der christlichen Kirche! Heute sind es bereits 2,5 Mio Christen, die Batak sind eingroßartiges friedliches Volk geworden, Musiker und Sänger, die größte evangelische Kirchengemeinde in Südostasien.
Aufteilung der Welt
Ich persönlich halte solche alten Bücher für sehr lehrreich, selbst wenn man Wilhelm Schreiner durchaus unterstellen mag, dass er das zu verbreitende Christentum idealisiert. Doch die Titelgebung «Im Kampf um die Welt» allein schon zeigt den Stellenwert der Missionierung für die Europäer der damaligen Zeit deutlich an. Ja es geht um mehr als nur Christianisierung, sondern buchstäblich um die Aufteilung der Welt. Als “Konkurrenz” zum Christentum standen nicht nur die vielleicht animistischen Religionen dieser teils noch ursprünglichen Inseln, sondern die damals bereits weit fortgeschrittene Islamisierung der indonesischen Inselwelt. Damals noch “Moslemisierung” genannt wird die Konkurrenz in der Eroberung Sumatras und insbesondere des Bataklandes in Schreiners Erzählung immer wieder erwähnt. Es ging um Tempo, wer ist schneller, effektiver.
Über Umstände und Schwierigkeiten der Anfangszeit
Der interessierte Leser bekommt einen guten Einblick in die harte Ungewohntheit des Lebens unter den Batak, die die Missionare erwartet, hier namentlich Ludwig Ingwer Nommensen. Das, nachdem er es überhaupt erst einmal so weit bringen musste, unter den Batak in deren Dorf leben zu dürfen, was vielen zuvor jahrelang nicht gelang (diese nahmen meist ein schnelles und/oder schreckliches Ende).Doch selbst damit war noch lange nicht die von Nommensen angestrebte Christianisierung in Reichweite:
Was macht Nommensen letztlich so erfolgreich?
Der nordfriesische Missionar wird in der Erzählung etwas glorifiziert dargestellt. Ganz sicher war er ein über alle Maßen charismatischer Redner: Todfeinde verwandelten sich bei bei seinen Worten zu seiner Gefolgschaft. Er bleibt immer gelassen, immer die Ruhe selbst. Praktisch arbeitet er als Lehrer für die Kinder, denen mit der Zeit auch kleine Schulräume errichtet wurden bzw. die später in den entstandenen Gotteshäusern und Kirchen unterrichtet wurden. Eine weitere, wichtige Säule seines Erfolgs war die Zuwendung zu den Kranken, die Fähigkeit, auch für bisher als ausichtslos gehaltene Fälle mit seinen “Kügelchen und Tropfen” zu heilen. Hier ein Ausschnit aus seinem Tagebuch (nur im Kampf um die Welt), von dem nicht ganz klar wird, ob es dies wirklich gab oder ob es eine literarische Erfindung Wilhelm Schreiners war:Oben im Zitat steht ja schon “… einer meiner Lehrer …”. Nommensen hat also erkannt, dass er, um erfolgreich sein zu können, “viral” gehen muss. In seinem Tagebuch führte er deswegen auch aus:
Die Konkurrenz: Animistische Lehren und der Islam
Heute wissen wir, dass Indonesien der größte islamische Staat der Erde ist. Das gilt auch für die größte Insel des Archipels, für Sumatra. Und wer einmal in Indonesien war, selbst wenn es das hinduistische Bali war, hat gelernt, dass die Indonesier auch heute noch sogenannte Animistische Bräuche ausüben (zum Beispiel die Feuerbestattungszeremonie).Somit musste Nommensen gegen zwei Konkurrenten bezüglich des Glaubens der Batak ankämpfen: die animistischen Sitten und Bräuche (die sehr grausam sein konnten) und den Islam, der aggressiv von Norden her nach den Sumatra-Insulanern griff.
Auch Mißverständnisse über das Christentum als Freibrief für unrechte Taten mussten die Missionierungen widerlegen (Ähnliches wurde ja auch schon von den Indianern Südamerikas berichtet):