01. April 2022

Im Land der Feuerblume

Roman von Carla Federico

Die große Auswanderersaga

Hamburg 1852: Im Hafen begegnen sie sich das erste Mal: die junge abenteuerlustige Elisa, der nachdenkliche Cornelius und ihre Familien, die das Wagnis eines neuen Lebens in Chile eingehen wollen. Jeder erhofft sich etwas anderes von dem Land seiner Träume. Bereits auf dem Schiff, das sie in die ferne neue Heimat bringen soll, entbrennt Elisa in glühender Liebe zu dem oft so melancholischen Cornelius. Doch stets scheint dem Glück des jungen Paares etwas im Wege zu stehen: die unerbittliche Natur, die sie vor immer neue Herausforderungen stellt, aber auch Missgunst und Eifersucht …

Schon auf den ersten Seiten des Romans merken wir: dieses Buch ist flüssig geschrieben und so liest es sich auch. Die handelnden Personen werden sehr interessant im Rahmen von Handlungsträngen vorgestellt, also wir lernen sie sofort durch ihre Taten kennen. So macht es bereits (Lese-)Spaß, mit ihnen allen nach und nach vertraut zu werden. Die Autorin gestaltet kleine Teilgeschichten äußerst geschickt, zum Beispiel die Jagd eines “Diebes” oder das Eingesperrtsein in einem Lagerhaus unmittelbar vor dem Ablegen des Überseeschiffes, so dass in jeder dieser kleinen Teilstorys Spannung steckt. Ständig will man als Leser wissen: Was steckt jetzt dahinter? oder (Wie) wird es gelingen? etcetera.

Also dramaturgisch 1A ausgearbeitet, das merkt der Schmökerer auf jeder Seite. Mit fast 800 Seiten läßt es sich dann doch nicht in einer Nacht lesen. Aber genau so ein Buch ist es.

Was nicht so schön war

Carla Friedrich ist fraglos eine vorzügliche Erzählerin, die es herausragend versteht, den Leser bei der Stange zu halten. Einerseits erreicht sie dies durch das Stilmittel von oftmals zwei oder mehreren parallel ablaufenden Handlungssträngen an verschiedenen Orten. Aber auch durch das Nichterreichen eines Happy-Ends, welches wieder und wieder hinausgeschoben wird. Immer, aber auch immer kommt etwas dazwischen. Und das, wo der Leser doch so mitfiebert (Claudia und ich auf jeden Fall) und es nicht erwarten kann, dass sich bestimmte Dinge endlich fügen.

Genau dieses lange Hinhalten in unbefriedigenden Zuständen macht das Buch aber auch etwas schwer(-mütig). Der Neuanfang in Chile ist für alle Personen sehr mühsam. Neben der beschwerlichen Arbeit sind es auch die oben erwähnten Neid, Missgunst oder einfach konträre Interessen der Personen, die immer wieder zu Konflikten und Schwierigkeiten führen. Die Lichtblicke zwischendurch waren unserer Meinung immer nur zu kurz, eher ein kurzes Aufleuchten (wie schön alles sein könnte) und schon geht es wieder mit dem kargen, wenig freudvollem Leben weiter.

Fazit

Lesenswert, gar keine Frage. Doch aufgrund der oben genannten Einschränkungen werden wir zumindest vorerst die Fortsetzung dieses Romanes nicht lesen (es ist sogar eine Trilogie). Nachdem unsere Webseite travelfilmer.tv nach Möglichkeit das Schöne am Leben zeigen will, ist uns das Leben der Chile Neuankömmlinge in diesem Carla Friedrich Buch für unseren Geschmack zu düster geschildert.

Für die meisten Leser wird dies vermutlich jedoch weniger eine Rolle spielen, wenn Spannung im Vordergrund steht. Und das versteht die Autorin exzellent.