16. März 2024

Taboo

Wahre Segelberichte/-abenteuer von Wolfgang Hausner

Eines Mannes Freiheit

Schon auf den ersten 30 Seiten wird mir klar, wie sehr mir dieses Buch und diese Art über das Segeln auf den Meeren gefallen wird. Und das hat sich dann bis zum Ende auch zu 100%ig bewahrheitet .

Hausner schreibt schnörkellos, wie schon im Vorwort von Kurt Mrkwicks angemerkt. Da dachte ich: ‘Oh, da wirst du dich wohl durch das Buch durchkämpfen müssen (weil mich das Thema eben so sehr interessiert’). Doch genau das Gegenteil war der Fall, ich freute mich letztlich auf jede weitere Seite Hausner-Lesestoff. Hausner versteht es, auch ohne Ausschmückungen durch Adjektive etc. literarisch interessant/witzig zu bleiben, Beispiel in einer verfahrenen, im ersten Moment aussichtslosen Situation:

Man sitzt in seinem Boot und wartet, bis einen der Teufel holt. Jemand anderer würde gewiß nicht vorbeikommen.

Darüberhinaus sind auch interessante Fakten zu finden, über die man gerade in der heutigen stets angeordneten “Gürtel-enger-schnallen-”Zeit nachdenken sollte. Ein Beispiel um etwas Geld anzusparen: denn was bleibt heute bei einer durchschnittlichen Arbeit am Monatsende übrig? Um das zu untermalen zitiere ich hier einen interessanten Textabschnitt vom Anfang des Buches:

Es steckten rund 12.000 (damalige) US-Dollar und ungefähr 5000 persönliche Arbeitsstunden in TABOO. Ich mußte vorerst noch arbeiten, um die Schulden abzuzahlen, währendessen wurde ich immer besser mit dem Boot vertraut.
Das war Anfang der 1960er in Australien. Was glaubt ihr, wie weit ihr heute (im “besten Deutschland aller Zeiten”) auf diese Weise kämet?

Neben einigen Informationen zum Segeln, zum Umgang mit dem Boot, dem Wetter etc., welche stets kurz und ohne Langeweile eingebaut werden, erfährt der Leser etwas über die Menschen auf den von Yachten weniger angesteuerten Inseln. Wie leb(t)en sie, welche Traditionen haben sie, wie aufgeschlossen oder (auch nicht) sind sie ankommenden Yachties gegenüber und vieles mehr. Auch das Wolfgang Hausner auf den Inseln zwei Mal beinahe verheiratet worden wäre, stellt er kurzweilig dar. Er konnte jedoch sein Kopf nochmals “aus der Schlinge ziehen” .

Hausner ist eher der naturnahe Segler. Yachtclubs etc. liegen ihm weniger. Dazu gebe ich hier ein Zitat zum Besten, weil es gleichzeitig den Schreibwitz des Autors gut veranschaulicht:

… außerdem schrieben die Clubregeln das Tragen von Schuhwerk vor. Ein prachtvoller Ort zum Absegeln.

Schnell war ich durch, es sind ja letztlich nur 160 Seiten reiner “Reisetext”. Als Anhang gibt es Informationen über den Katamaran Taboo, Vor-/Nachteile, für Muschelsucher Informationen dazu und ein paar Seiten von Bobby Schenk über den Katamaran.

Fazit

Ich freue mich auf sein folgendes Buch Taboo III, das ganz bestimmt ähnlich interessant wird (durchgeblättert und die Fotos betrachtet habe ich es ja längst). Dass im vorliegenden Buch die beschriebenen Fahrten aus Ende der 1960er bis Anfang 1970er Jahre stammen, spielt für mich keine Rolle. Dieses Buch würde ich dennoch in meine Bordbibliothek aufnehmen, wöllte ich eine größere Segelreise unternehmen. Ähnlich wie bei dem Moitessier-Buch Der verschenkte Sieg geht es auch um Wetter, ums Segeln und immer wieder um: Wie helfe ich mir selbst (allein)? Hausner (mit seinen Landgängen) ist meines Erachtens jedoch noch kurzweiliger als der Franzose.