24. Juni 2025

Tropensymphonie/Blumenhölle am Jacinto

Romane von Ernst F. Löhndorff (1899-1976)

Exotik- und Abenteuerromane

Hier rezensiere ich gleich zwei Romane in einem, denn ich finde beide passen sehr gut zusammen, als seien sie Teile des selben Werkes.

Die Handlung beider Romane spielt im Dschungel Südamerikas, in beiden ist es heiß, schwül und feucht. Und in beiden erzählt Löhndorff die Geschichte in der Ich-Form, weil er sie nach eigenem Bekunden selbst erlebt hat, wie es bei ihm in seinen Romanen oft vorkommt (siehe Rezension zu Das Mädchen aus der Südsee). Man mag ihm das glauben, wenn auch er sich auch hie und da einige künstlerische Freiheiten genommen haben mag. Doch das wissen wir als seine Leser nicht wirklich.

Weil der Autor proklamiert, dass er die Handlung selbst erlebt hat, mutet das Ganze wegen der letztlich fehlenden Dramaturgie (es ist eher wie eine Ablaufbeschreibung) dann auch an, wie Tagebuchaufzeichnungen mit allerdings herrlich beschriebener Naturumgebung. Auch illustriert er die Menschen schon recht differenziert, so dass es doch kein Tagebuch sein kann. Ich fühlte mich während des Lesens, als könnte ich in diesen Dschungelwäldern durchaus dabei sein. Jedoch von Spannung war kaum eine Spur. Die Dinge passierten eben einfach, der Leser wird durch keinen Spannungsbogen dahingeleitet.

Hier ein paar kurze Leseproben, die zeigen können, wie wunderschön Löhndorff schreibt:

Das Gepäck wird in eine neu erbaute Palmettocuriaria verladen. Noch ein Blick nach dem schimmernden Wundergarten da vorn zwischen den lichten Stämmen. Abge­stoßen, eingetaucht die Paddel! Und die Bonanza der Orchideen verschwindet hinter dem Sertão, das schwarz und düster einen mächtigen Riegel davorschiebt. Sumpf und See, Insel und Baumgruppen, hell­blaues und schwarz­schimmerndes Wasser, kopf­große, weiße Blüten und gigantische, tortenblechähnliche Blätter. Darüber­schwebend riesen­große Schmetterlinge.
Oder auch diese, vielleicht etwas übertriebene Beschreibung vom Abendrot:
Jeden Abend überzieht der sinkende Feuer­ball für Augen­blicke die Häupter des Urwaldes mit flüssigem Gold, das sprühend um die Wipfel rinnt. Und hinter dem Gewirr der Äste flammt und brennt es schwefelgelb. Um alleinstehende Baum­riesen webt der sterbende Tag rot­schimmernde Strahlen­kränze. Die Wasser­flächen blitzen und schimmern.
Zu viel des Guten? Zu schwülstig? Wie auch immer, ich kann mir genau vorstellen, was er damit beschreibt und ich liebe diese begeisterten und begeisternden Naturdarstellungen .

Fazit

Beide Bücher empfinde ich trotz der oben genannten Kritik an der Dramaturgie als Bereicherung für meine gelesene Bibliothek. Denn die Beschreibungen der Exotik des Dschungels sind so, ja berauschend schön, dass es als Beleg gelten darf, das Löhndorff zumindest dort war. Auch ist die Handlung glaubwürdig, und ich für mich mag diesen Ernst F. Löhndorff einfach, ja ich hatte schon von Anfang an eine Sympathie zu ihm und seiner Literatur aufgebaut.

Seine Naturbeschreibung entstammen seiner Liebe zur Natur, seiner Liebe zu allem Leben, so glaube ich. Wie er das beschreibt ist es die reinste Poesie (siehe Beispiele oben). Wenn ich einmal wieder Sehnsucht nach exotischen Ländern habe, brauche ich nur zu einem dieser zwei Bücher greifen und an fast einer beliebigen Seite beginnen zu lesen.

Und: er ist so ehrlich (oder wirkt zu 100% genau so).

Claudias Fazit
Claudia hat natürlich ihre eigene Meinung zu dem Buch
 

Diese Bücher las ich ohne Claudia, die nach Das Mädchen aus der Südsee nicht mehr unbedingt ein weiteres Löhndorff-Buch lesen wollte. Ihrer Meinung nach Abenteuer mehr für Männer.

Doch sie sah die beiden vorliegenden Bände, als ich sie für diese Rezension in unserem Garten fotografierte und war so begeistert von der Aufmachung, den Aquarellen auf den Covers/Schutzumschlägen, dass sie fragte, was das für Bücher seien und als sie es dann erfuhr dennoch bestimmte: “Die müssen wir behalten – schön ins Bücherregal stellen!”

Und das, obwohl gerade Claudia nach Abschluss eines unserer Bücher oft sagt: “Und nun ab ins öffentliche Bücherregal damit!” – Sie will grundsätzlich nicht, dass sich bei uns im Haus zu viele Dinge ansammeln (unter uns verrate ich euch aber an dieser Stelle: nutzt trotzdem nichts, es wird immer mehr … ).