05. August 2024

Zwei Jahre Ferien

Jules Verne (1828-1905)

Jugend-Abenteuerroman

Kinder-Robinsonade: eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen strandet auf einer unbewohnten Insel irgendwo im Südpazifik. Auf sich allein gestellt müssen diese jungen Menschen (allesamt aus gut bürgerlichen Verhältnissen) nun gemeinsam das Überleben lernen.

Jules Verne thematisiert in dieser Geschichte: Sorgen um kalte Jahreszeiten, um Kleidung, um eine (warme) Unterkunft, um Fortbewegung, um die Nahrungssuche (denn die Konserven aus dem Schiffswrack sind endlich). Aber auch zwischenmenschliche Spannungen zwischen den Mitgliedern der Gruppe müssen durchgestanden und abgeklärt werden.

Bei Jules Verne musste ich mich stellenweise ganz schön durchkämpfen: der Fortlauf der Handlung wird regelmäßig durch eine erschöpfende und genaue Beschreibung der (zugegebenermaßen für Europäer exotischen) Tiere und der Land­schaften oder durch die exakte Erklärung von Arbeits­vorgängen und Vorgehens­weisen unterbrochen. Jules Verne kann man das nicht wirklich vorhalten: in seinem Zeitalter ohne Kino und Fernsehen benötigen die Leser mehr enzyklopädische Informationen, die im Gegensatz dazu uns in unserer Zeit durch Filmdokumentationen und jeder Menge fotografischer Lexika längst geläufig sind (hoffentlich jedenfalls). Auch spielt gerade für Zwei Jahre Ferien sicher auch das Zielpublikum Kinder eine große Rolle: Jules Verne zielte in seinen Werken unter anderem auch auf Wissensvermittlung und Anfachung der Neugier seiner jugendlichen Leser.

Und wie das bei Jules Verne so ist: einen moralischen Aspekt muss bei allen seinen Stoffen geben. Hier ist es der erhobene Zeigefinger, dass man auch weit ab vom Elternhause an Ordnung halten muss, man mit den Mitmenschen auskommen muss. Ohne all dem ist ein Zusammenleben und letztlich ein Überleben nicht möglich.

Zu den mir vorliegenden Buchausgaben

Auf dem Titelfoto seht ihr zwei Bücher, die ich beide im Antiquariat erstand: das blaue stammt aus einer Schmuckausgabe von Weltbild / Melzer Verlag GmbH, Neu Isenburg, die eine (fast?) vollständige Jules Verne Reihe in dieser Form herausbrachten (2006). Das dickere der beiden aus dem Jahre 1973 wurde vom Diogenes Verlag herausgegeben. Zuerst kaufte ich das Schmuckexemplar und bemerkte erst danach, dass dies Teil 2 war, mir also die erste Hälfte der Geschichte noch fehlte. Darauf bot sich mir das alte 1973 Komplettexemplar zur Vervollständigung der Geschichte preislich an. Die Illustrationen in beiden sind die gleichen. Sie stammen allesamt aus der französichen Originalausgabe. Mit dem Unterschied, dass sie im Diogenes-Exemplar alle schwarz-weiß sind. Die Sonderausgabe von Weltbild hingegen benutzt nicht nur starkes, glattes (holzfreies) Papier, sondern druckt alle diese schönen Illustrationen in Farbe ab, wodurch sie brillianter und teilweise überhaupt erst richtig erkennbar werden. Ich würde mich deswegen bei weiteren Jules Verne Büchern möglichst in dieser Reihe umsehen.

Fazit

Nun jaaa: ich schrieb es ja oben bereits, auf Spannung hat der Autor sein Werk nicht gerade getrimmt. Jeder einzelne Abatz und die Ausführungen sind wiederum gut, so dass man sich alles gut vorstellen kann; manchmal glaubte ich jedoch, Jules Verne wollte seine Leser sowohl technisch als auch moralisch auf ein bevorstehendes eigenes Robinsonleben vorbereiten. Mit dem exotischen Träumen eines solchen Robinsonlebens im Hinterkopf habe ich das Ende des Buches dann aber doch erreicht, unterwegs (nach ca. der Hälfte) jedoch Claudia verloren, die mir mit den Worten: “Das ist wohl eher ein Jungens-Buch” als Zuhörerin verloren ging.