Ozeane voller Zeit
“Ich habe gerade keine Zeit.”
“Soviel Zeit kann ich mir leider nicht nehmen.”
“Wenn ich doch nur mehr Zeit hätte.”
Haben wir wirklich keine Zeit?
Wir wünschen Euch alles Gute für Euer neues Jahr 2023!
Und dass Ihr allzeit genügend Zeit für Eure Dinge findet:
♥ um nachzudenken,
♥ um die richtigen und Euch wichtigen Dinge zu tun
und
♥ um die nichtigen Dinge zu lassen.
Neulich beschrieb ich in unserer Rubrik Bücher von Küsten, Inseln und Meer das Büchlein Der Papalagi, in welchem ein Häuptling der Südseeinseln des samoanischen Archipels seine in Europa gelernten Ansichten über die weißen Europäer (die «Papalagi») zum Besten gibt. Aus dem Kapitel Der Papalagi hat keine Zeit möchte ich folgendes zitieren:
«Die Zeit rennt wie ein Roß!» – «Gibt mir doch etwas Zeit.» – Das sind die Klagerrufe des weissen Mannes.
Ich sage, dies möchte eine Art Krankheit sein; denn angenommen, der Weisse hat Lust, irgendetwas zu tun, sein Herz verlangt danach, er möchte vielleicht in die Sonne gehen oder auf dem Flusse ein Canoe fahren oder sein Mädchen lieb haben, so verdirbt er sich zumeist seine Lust, indem er an dem Gedanken haftet: Mir ward keine Zeit, fröhlich zu sein.
Die Zeit wäre da, doch er sieht sie beim besten Willen nicht. Er nennt tausend Dinge, die ihm seine Zeit nehmen …
Mit seinem bisher jüngsten Album Life on the Flip Side hat Jimmy Buffet eines seiner schönsten Lieder abgeliefert, wie ich finde (oh, er hat so viele davon ). Und es handelt genau davon, von unserer Zeit, wovon wir alle doch bei genauer Überlegung genug haben. Dieses Lied trägt den bezeichnenden Namen Oceans of Time:
You and I
Oh we have oceans of time.
No point to beg, steal or borrow from tomorrow
Whatever we need, we have it.
Du und ich
Oh, wir haben Ozeane voller Zeit.
Es hat keinen Sinn, Zeit vom Morgen zu erbetteln oder zu leihen
Denn was immer wir brauchen, wir haben es (sowieso schon heute).
Soweit der Text, wie ich ihn immer verstanden hatte. Das war nicht ganz korrekt, es heißt vielmehr: Only have oceans of time. Wie auch immer, die wesentlche Aussage besagt: es macht keinen Sinn, zu eilen, sich abzuhetzen. Vielleicht sollte ich mal zum Ohrenarzt gehen , doch meine zwischenzeitlich mit falschem Text gebildete Meinung bleibt bestehen: unterm Strich haben wir alle mehr als genug Zeit.
Den kompletten Text (sogar mit Gitarren-Akkorden zum Nachspielen!) findet ihr hier: Oceans Of Time Chords by Jimmy Buffett
In seinem Lied The slow Lane geht Jimmy sogar noch etwas weiter:
“Fahr doch einfach auf der langsamen Spur,
nimm dir Zeit, ein wenig herumzuschauen.
Alles ist besser, wenn wir es langsam aufnehmen.”
Manchmal ecke ich mit diesen Zeit-Ansichten ein wenig an. Die Antworten sind immer die gleichen: “Aber ich, ich habe nun wirklich gar keine Zeit. Meine Arbeit …, die Kollegen …” (=ich und mein Zutun sind ja so wichtig, so unabdingbar). Tja, da kann ich dann leider auch nichts machen, wir sind ja schließlich alle erwachsen, nicht wahr?
Den Inhalt in diesen News hier habe ich nur mal so zum Nachdenken aufgeschrieben. Weil es mich beschäftigt hatte, besonders nach dem Lied von Jimmy. Also habe ich darüber nachgedacht und es versöhnt mich mit der begrenzten Gesamtzeit, die ich (und wir alle) auf diesem Planeten nun mal haben.
Es geht wahrlich nicht darum, seinen Terminkalender besonders effektiv zu nutzen.
Es geht darum, das Richtige zu tun. Und das Nichtige eben zu lassen.
“Ähm, ähm, … ähm ”: (lustiges?) Video zu Jahresanfang – von der ARD für uns alle zum Besten gegeben: