Nach “seiner” Insel Brać sei Mljet zusammen mit den Elafitischen Inseln eine der schönsten Adriainseln, versprach mir der Autoverleiher auf Brać. Dafür müsst ihr Euch unbedingt viele Tage Zeit nehmen! – beschwor er mich.
Genau das werden wir auch tun und steuern von Korčula aus geradewegs auf die Bucht Polače im Westteil der Insel Mljet zu. Die Bucht ist bis nah an die Wasseroberfläche heran dicht mit Grüneichen und Seekiefern bewaldet. Nahe der alten römischen Ruine am Ende der Bucht angeln wir uns eine Boje für unser Schiff und springen in das glasklare Wasser unter uns.
Das Studium unserer Reiselektüre läßt uns feststellen, dass wir uns auf unserem Bojenplatz schon wieder mitten in einem Nationalpark befinden. Damit ist das Ausflugsprogramm für den folgenden Tag gesetzt.
Die Marieninsel mit dem Benediktinerkloster auf der „Insel in der Insel“ – im Veliko Jezero | Glasfenster in der Vorhalle zum Kirchenschiff auf der Marieninsel |
Nach Entrichten der Eintrittsgebühr von 90 Kuna werden wir von einem Shuttlebus an den See in der Insel Veliko Jezero gefahren. Wo uns wiederum – im Preis inklusive – ein Motorboot „zur Insel in der Insel“ bringt, der Marieninsel, auf der so malerisch eingebettet ein Benediktinerkloster steht. Direkt neben der Anlegestelle erwarten uns zwei Restaurants, so dass wir es von der Verpflegung her betrachtet hier durchaus länger aushalten könnten. Wir heben uns den Genuss von erfrischenden Getränken für später auf, denn erst kommt ja bekanntlich die Arbeit. Und unsere schwere „Arbeit“ besteht jetzt darin, die schattigen Fußwege auf der Insel zu begehen und immer wieder neue Ausblicke auf den sie umgebenden blau schimmernden See zu finden.
Übersichtstafel des Nationalparks auf Mljet | Blick von der Marieninsel | Die Bucht von Pomena – auf einem Spaziergang vom Mali Jezero aus gut zu erreichen |
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Interessante Ausruhgelegenheiten im Nationalpark – fast unverwüstlich
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Wasserqualität = 1A; hier der Mali Jezero, jedoch zieht ich dieses Bild durch die gesamte dalmatinische Adria
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Das erquickende Bier, von dem ich auf der Marieninsel als Erfrischung gesprochen habe, haben wir uns natürlich längst genehmigt. Sozusagen als Pausenbrot zwischen den Arbeitsgängen „gemütlich Spazierengehen“ und den etwas anspruchsvolleren Arbeiten „Schwimmen und Kajaken“. Den Tag beschließen wir mit einem Essen in einem der Restaurants in Polače ab, wo wir von der Terrasse der Lokalität unserer Cleo bei deren wiegenden Bewegungen zuschauen.
Unsere Weiterfahrt gelingt erst beim zweiten Versuch
Am nächsten Tag fahren wir von der Boje aus Richtung Meer. Jedoch kommt es, wie wir befürchtet hatten. Bereits bei der Abfahrt war uns klar, dass es heute Morgen sehr windig ist. Selbst das Wasser in der tiefen, von vorgelagerten Inseln geschützten Bucht ist schon sehr bewegt und schickt der Cleo die Strömung gegen ihren tapferen Bug. Nur wenige Schiffe kämpfen sich an diesem Morgen in diese Richtung. An der Scheide zwischen Bucht und offenem Meer sehen wir viele weiße Stellen: Schaumkronen, die von der offenbar sehr kabbeligen See gebildet werden. Aus einiger Entfernung beobachten wir, wie ein etwas größeres Boot als das Unsrige von den Wellen auf und ab geworfen wird und es offenbar nur schwer schafft, sich Meter für Meter ins Meer zu kämpfen. Ein Katamaran, der ebenfalls auf Höhe dieses Schiffes agiert, sucht vorerst Schutz hinter einer der vorgelagerten Inseln. Für uns als immer noch Segelanfänger ein klares Zeichen: zurück zur Boje! Das machen wir dann auch und haben keine Scham dabei. Wir sind nicht die ersten, die bereits am frühen Morgen aus Richtung Meer in die Bucht einlaufen. Den Kampf gegen das Meer wollten wir vermeiden und somit ist unsere Entscheidung richtig.Drei Stunden später hat sich der Wind etwas gelegt, das Wasser in der Bucht beruhigt und wir verlassen diesen schönen Ort nun doch. Das Meer ist weiterhin sehr bewegt, der Wind kommt fast von vorn. So müssen wir in Welle gegen den Wind fahren und beschließen, nicht zuletzt wegen der schon fortgeschritteneren Tageszeit, nicht wie geplant die Insel Šipan anzulaufen, sondern auf Mljet zu bleiben, uns vorerst also nur etwas in östliche Richtung vorzutasten.
Wir landen in der Okuklje-Bucht, wo uns viele Helfer erwarten: mit Mooringleinen in der einen Hand und mit der freien Hand gestikulierend. Gleich am Eingang der Bucht steht ein Helfer auf seiner hölzernen Pier unter Sonnenschirmen, auf denen der Name seines Restaurants gedruckt ist. Unweit dieses winkt die Konkurrenz, ebenfalls mit einer Leine in der Hand. Wir haben jedoch beschlossen, dass wir heute wieder an eine Boje gehen wollen und so winke ich in Richtung der Werbenden ab und Cleo fährt an ihnen vorbei. Nicht ohne festzustellen, dass weiter hinten noch drei weitere Repräsentanten mit Mooringleine und Winkzeichen für ihre Konoba werben. Fast tut es uns schon leid, als wir sehen, dass auch zwei Teenager-Mädchen nebeneinander stehen und ebenfalls vergeblich nach einem Gast für die Konoba ihrer Eltern heischen. Doch wir wollen an eine Boje. Und steuern auf das Bojenfeld zu, wo uns plötzlich ein Mann in einem kleinen Holzboot gewahr wird, der eine Boje in der Hand hat und diese in unsere Richtung hochhält. Liebe Leser, bei so viel Engagement könntet auch Ihr nicht anders als wir und somit überlassen wir die Auswahl unserer Boje also diesem Helfer und machen genau dort fest. Der Mann ist der Wirt des nebenan liegenden Restaurants.
In der Okuklje Bucht können wir uns die Anlegehelfer sogar aussuchen! Nicht alle können gewinnen. Doch es tut uns gut, so umworben zu werden. |
Heute haben wir Zeit für gemütliche Entspannung in der Bucht. In alter Zeit hieß die Insel Mljet noch Ogygia. Und so lese ich in unseren Reiseführern, dass der schiffbrüchige Odysseus während seiner zehnjährigen Irr-Reise durch das Mittelmeer sieben Jahre lang von der Nymphe Kalypso in der Nähe eben unserer Bucht, der Okuklje Bucht, festgehalten worden sein soll. Kalypso, Tochter des Riesen Atlas, in den Helden verliebt, möchte Odysseus zum Mann haben und bietet ihm dafür die Unsterblichkeit an. Doch Odysseus schaut traurig auf das Meer hinaus und möchte wieder zurück in seine Heimat Ithaka, zu seiner Frau Penelope und seinem Sohn Telemachos, den er noch nie gesehen hat. Nach sieben Jahren hat Kalypso ein Einsehen und gibt den Heros frei.
Doch heute Nachmittag hallt durch die Bucht das Lachen spielender Kinder, die von den Inselbewohnern auf einem kleinen Halbinselchen am Rande der Bucht ein Kinderparadies mit Badestegen gebaut bekommen haben. Nun nutzen sie diesen aufregenden Abenteuerspielplatz und wir hören ihre Körper immer wieder aufgeregt schreiend in das Wasser klatschen.
Der Abend dieses Tages klingt auf der Dachterrasse des Wirtes aus, der uns von seinem Kahn aus die Boje gehalten hat. Von dieser Loggia haben wir sicher den allerbesten Überblick über die Bucht.
Für Skipper | |||||||||
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