26. Juli 2009

Zurück gen Nordwest

Das erste Mal auf unserer Reise ist die Strö­mung der Adria mit uns. Der süd­lichste Punkt auf unserer Adria­rund­reise wird für unser Segel­schiff Cleo die Marina der Stadt Bar bleiben. Das Schiff pflügt das Was­ser mit seinem Bug aus­einander und mit spür­barem leichteren Vorwärts­drang gelingt es Cleo fünf Knoten Ge­schwin­dig­keit zu über­bieten. Ist sie ebenfalls froh über unsere Entscheidung, den Törn um viele Seemeilen zu verkürzen? Wir fühlen uns jedenfalls sehr wohl dabei, was eine weitere Bestätigung für die Richtigkeit dieser Alternative ist. Nur ein paar Meilen bis zur Bucht mit der Hotelinsel Sveti Stefan, wo wir heute vor Anker gehen wollen.

Sveti Stefan
Die Hotelinsel Sveti Stefan hat bereits einige Berühmtheiten beherbergt. Unser Reiseführer erwähnt explizit Sophia Loren und Claudia Schiffer. Leider hat der komplette Luxuskomplex wegen Renovierungsarbeiten das gesamte Jahr geschlossen. So stehen wir vor der mit einer dicken Kette abgeriegelten Eingangstür und können uns nicht beim Gang durch die schmalen Gassen der Inselstadt den Maestral auf die Nase wehen lassen.
Gegen Nachmittag erreichen wir das Inselchen Sveti Stefan. Schon von weitem ist die Ikone der montenegrinischen Küste an ihren roten Dächern, die von grünen Kiefern unterbrochen werden, zu erkennen. In unserem Hafenführer 777 Häfen und Buchten aus dem Jahre 2001 sind beidseitig des Inselfleckens Ankerplätze ausgewiesen. Aus südlicher Richtung wäre das genau vor einem großem Badestrand, so dass wir uns besser auf den anderen Ankerplatz „hinter“ der Insel festlegen. Dort ist ebenfalls ein Absperrung wie die für Schwimmer im Wasser angebracht. Jedoch schaukeln hinter dieser Sperre kleine Boote, kaum jedoch Badende. Die Wassertiefe unmittelbar an der Absperrung beträgt acht Meter, etwas weiter entfernt, wie für einen ausreichenden Schwojenkreis notwendig, finden wir zwölf Meter Wassertiefe vor. Das ist uns allerdings zu viel und wir tuckern jetzt an der Küste entlang. Hier werden wir sicher noch auf Ankertiefen unterhalb der acht Meter treffen, was für unser Ankergeschirr (Pflugscharanker + 10 Meter Kette und 25 Meter Leine) besser machbar ist.

Wir finden eine Stelle, nur ein paar hundert Meter weiter vor einer Art Höhle mit Restaurant. An diesem Platz hängt der Felsen in einer Höhe von etwa dreißig Metern über und bildet zusammen mit seinen Flanken eine höhlenförmige Einbuchtung, die von einem findigen Restaurantbetreiber als Erfrischungstheke genutzt wird. Dort ankern schon zwei weitere Schiffe, und bei einer Wassertiefe von acht Metern fällt dann auch unser Anker.

Badestrand neben der Hotelinsel Sveti Stefan   Kinderwagenparkplatz vor dem Strand
Dem Badebetrieb tut die geschlossene Hotelinsel überhaupt keinen Abbruch. Bei diesen heißen Temperaturen – wir messen 34 Grad im Schatten – bleibt einem ja auch gar nichts anderes übrig! Und die Kleinen sind immer mit von der Partie, wie man an diesem Parkplatz mit den süßen „Cabriolets“ sehen kann.

 

Für Skipper
 

Der Ankerplatz bei Sveti Stefan
Der Ankerplatz „hinter“ Sveti Stefan
Die Bucht vor Budva (42° 16,1’ N, 018° 53,4’ E): Nachts waren wir die einzigen Ankerlieger; die anderen Schiffe räumten das Feld. Trotz der recht nahen Hotelkomplexe war die Nacht recht ruhig. Störend: unsere Cleo schaukelte etwas arg. Ursache mag das offene Meer sein, von welchem die riesige Bucht nicht komplett abgeschnitten ist. Doch größere und schwerere Boote haben unseren Beobachtungen gemäß damit weniger Probleme.

Leuchtturm auf Sveti Nikola
Der Leuchtturm auf Sveti Nikola bei Budva von der Meerseite aus gesehen
Hinweis: Wer von Sveti Stefan kommend in den Hafen von Budva steuern will und kein flachgehendes Boot besitzt (also insbesondere Segler), sollte in jedem Fall den Umweg um die der Bucht vorgelagerte Insel Sveti Nikola nehmen, denn die Bucht hat auf dem Weg in den Hafen zwischen Sveti Nikola und Festland sehr flache Stellen. Selbst von der Meerseite her soll die Anfahrt laut Literatur noch alle Aufmerksamkeit erfordern, ist jedoch mit grünen und roten Lateralzeichen entsprechend ausgetonnt.

 

Claudias Fazit
 

Monenegro und die Entscheidung unsere Route zu ändern

Am 25. Juni klarieren wir in Cavtat mit dem neuen Ziel Montenegro aus. Ich freue mich also auf dieses Land mit dem verheißungsvollen Namen. Die Fahrt von Cavtat bis zur Bucht von Kotor ist wegen der langen Wellen, die vom Meer her heranrollen, anstrengend. Unsere Cleo bringen die doch recht ordentlich zum Schaukeln.

In der Bucht ist das Wasser dann endlich ruhiger und wir bemerken sofort eine heiße, schwüle Luft. Unsere erste Nacht in diesem Land verbringen wir im Hafen von Herzeg Novi. Die Stadt ist ein Touristenort und es ist einiges los hier. Da es geographisch überall im Ort nur bergauf geht, bin ich nicht so begeistert. Bei dieser schwülen Luft ist das sehr anstrengend für mich. Mein Energiepegel sinkt bei dieser feuchten heißen Luft sehr schnell in den Keller. Trotzdem ist die Stadt selbst auf den ersten optischen Eindruck eine Augenweide. Vor allem botanisch gesehen gibt es viele verschiedene exotische Bäume die mit ihrer Schönheit zahlreich zwischen all den Häusern das Stadtbild prägen.

Die Kotorbucht selbst, die ja sehr groß ist, erkunden wir mit dem Leihwagen. Es ist sehr beeindruckend und ich nehme soweit als möglich alles mit den Augen und meinen anderen Sinnen wahr. Leider regnet es an diesem Tag für mehrere Stunden in großen Schauern. Was ich nach so vielen Wochen mit fast durchgehend schönem Wetter nicht schlimm finde. Ich freue mich dann einfach, wenn die Sonne zwischen den Wolken wieder zurückkommt. Zwischen den hier so wunderschön geformten Wolken! In allen möglichen Formen tauchen sie auf und ich finde es immer wieder sehr beeindruckend (siehe dazu meine Fotos zwischen den Texten von Thomas).

Die anderen Tage in Montenegro sind durchgehend schwül. Das Land ist optisch sehr schön! Am besten gefallen mir der Skutarisee und die Bucht von Bigova. In dieser Bucht habe ich mich einfach nur wohlgefühlt und ich hätte es da noch einige Zeit aushalten können.

Sehr angenehm empfinde ich auch die Marina in Bar.

Das wichtigste Ereignis in meinem Sinne war jedoch die Entscheidung zur Änderung der Reiseroute. Nachdem wir unsere Cleo jetzt recht gut kennen gelernt haben, also auch bei entsprechenden Wind- und Wetterverhältnissen, habe ich mir doch immer mehr Sorgen gemacht wegen der Weiterfahrt. Unsere einzelnen Strecken sollten jetzt länger werden, insbesondere auch die folgende Überfahrt nach Italien. Die ist mit Cleo überhaupt nur mit dem besten Wind möglich, wenn man wie wir keine Nachtfahrten oder eine Ankunft in der Nacht haben möchten. Und das ungewisse Albanien ohne Hafenpläne, aber der Gewissheit, dass einige Häfen schwierig sind, sowohl die Gegebenheiten in den Häfen (Wassertiefe) als auch deren Ansteuerung, ließen mich immer unruhiger werden.

Nachdem ich mit Thomas am 27. Juni über all meine Bedenken geredet habe, ergab sich eine gemeinsame neue Lösung. Wir haben uns die verschiedenen Möglichkeiten vor Augen gehalten und waren uns dann beide plötzlich einig, dass unser Kurs in die Richtung zurück gehen wird. Also fallen Albanien und Griechenland vollständig weg und wir fahren zurück durch Kroatien nach Istrien, Slowenien und Italien. Und das mit viel Ruhe und neuem Elan. Darüber bin ich jetzt sehr froh, fühle mich erleichtert und freue mich auf unsere weitere Reise.