Eine abenteuerliche Segelbootfahrt
Manchmal greife ich gerne auch mal zu einem Jugendroman aus der deutschen Aufbauzeit/Wirtschaftswunderzeit. Das hat für mich so etwas wie Damals war die Welt noch in Ordnung.
Wenn in Wahrheit damals natürlich auch nicht alles in Ordnung war, so war es doch eher so: zu dieser Zeit (das Buch stammt aus dem Jahre 1956) hatte man die Schnauze voll von schlimmen Dingen, von Gewalt, Hunger, von schlechten Nachrichten etc. und man konzentrierte sich darauf, nach vorne zu blicken. Daraus erklären sich das Entstehen dieser erfrischenden Geschichten, deren Abenteuer es sind, die Schönheiten des Lebens zu erhaschen.
Übrigens aus demselben Grund florierten in dieser Zeit die vielen farbenfrohen Heimatfilme, die vielleicht seicht erschienen, doch den Menschen Hoffnung und Freude gaben nach ihrem oft arbeitsreichen Tagen (damals noch inklusive Samstag!). Die Menschen damals konnten sich nicht einfach auf “Burnout” und “Depressionen” berufen, wie das heute gern von einigen Vertretern der nachfolgenden Generationen getan wird. “Zähne zusammenbeißen und durch!” hieß die Devise. Bei Geschichten, wie sie die Heimatfilme boten oder auch (Jugend-)Romane wie Giselas geheimnisvolle Fahrt, konnten sich die Menschen entspannen und auf die Zukunft freuen, an der sie ohne ständiges Murren und Selbst-Bemitleiden schufen. – Und was für eine herrliche Zukunft, welche wundervollen Möglichkeiten haben sie auf diese Weise für unsere deutsche Heimat und damit letztlich ebenfalls auch für unser Europa geschaffen!
Zurück zum Buch. Interessant: sucht man im Internet nach dem Namen der Autorin (Vera Reichert), so stößt man recht schnell auf den deutschen Schriftsteller Werner Quednau.
Dass ich ausgerechnet auf dieses Buch stieß, hat mit dem Inhalt zu tun: es geht ums Segeln mit einem kleinen Schwert- oder Kielboot auf einem See. Also auch um die Freude, ein solches Boot entsprechend Wind- und Wettergegebenheiten zu steuern und die Befriedigung, derartig “kleine” Herausforderungen gemeistert zu haben. Das kann ich nachvollziehen. Das inspiriert mich dazu, im Sommer auch mal wieder in eine Jolle zu steigen und (kleinere) Binnenseen zu erkunden.
Der Autor versteht es darüberhinaus dennoch, Abenteuer und Spannung in die Geschichte zu bringen (Robinsonade auf einer unbewohnten Insel). Die kleinen angedeuteten Liebesgeschichten finden hauptsächlich in den Köpfen der jungen Protagonisten statt, schließlich sind die Zielgruppe des Buches im Wesentlichen Mädchen ab zwölf Jahren.
Fazit
Aufgrund der nicht so spektakulären Handlung kein Buch, dass einen vom Hocker reißt. Dennoch wertvoll, weil es genau die Ruhe ausstrahlt, die nach einem anstrengenden Tag gesucht wird, weil es Freude schafft und den kleinen Dingen des Lebens eine Bedeutung gibt, die ihnen meines Erachtens nach auch zusteht. Bei all den wirtschaftlichen Manipulationen, den unnötigen Kriegen, den Lügen der aktuellen Epoche scheint es mir wahrlich an der Zeit, sich wieder auf solche Dinge zu besinnen.Umfang des Buches (Büchleins): 96 Seiten.