Leben auf sieben Meeren
Genauso routiniert geschrieben und vollbepackt mit einem riesigem Erfahrungsschatz wie der erste Band Taboo. Diesmal geht es durch Südostasien in den Indischen Ozean und via Südafrika in die Karibik (die Route). Der auffälligste Unterschied zum Vorgängerbuch ist die ständige (angenehme) Anwesenheit von Mitseglerin und späteren Ehefrau Gerti.
Eines der bedeutsamsten Themen in diesem Band ist meines Erachtens das Thema Waffen an Bord, das von Hausner ohne Blatt vor dem Mund besprochen und mit vielen Beispielen auch untermauert wird. Dabei wird klar, dass eine Weltumseglung, zumal teilweise abseits von Massentourismuszielen, nicht ohne ein gewisses Maß an Entschlossenheit angegangen werden sollte. Schusswaffen an Bord sind nach seiner Meinung (und insbesondere auch seinen eigenen Erfahrungen nach) unbedingt notwendig und der richtige Umgang mit ihnen kann in vielen Situationen sogar Schlimmeres verhüten. Für mehr Informationen darüber sollte man das Buch allerdings selbst lesen.
Erfahrungen bei finanziellen Verhandlungen über Preise werden auch immer wieder erwähnt. Dies ist im Ausland sehr wichtig, sonst wird man garantiert radikal über den Tisch gezogen (und die Reise endet schneller als erwartet). Hier zeigt Hausners Gefährtin Gerti besondere Fähigkeiten, was bei Langfahrt von Nichtmillionären ganz bestimmt den Unterschied machen kann. Dies ist auch immer ganz interessant zu erfahren.
Überhaupt strotzt das Buch nur so von (Segel- und Segler-) Erfahrungen in fast jedem Absatz.
Dass Wolfgang Hausner bei all seiner Ernsthaftigkeit interessant und auch witzig schreiben kann, hatte ich ja schon in der Rezension seines Buches Taboo geschrieben. So zum Beispiel betitelt er den Fischbestand in einem bestimmten Fanggebiet als «hiesige Fischbevölkerung». Ja, so macht mir das Lesen immer wieder Spaß.
Das Buch endet nach der Durchfahrt des Panamkanals ganz Hausner-dauersegel-typisch mit folgendem Satz:
Anhang
Im Anhang beschreibt Hausner noch einmal sein Schiff Taboo III und hat auch zwei Seiten über seinen spärlichen Elektronikeinsatz an Bord gewidmet. Das Thema Selbstversorgung wird noch einmal explizit behandelt, es geht um Trinkwasser(-gewinnung), ums Angeln, um das Einkochen von Fisch in Gläser. Schließlich gibt es noch ein extra Anhang-Unterpunkt über das Ankern (Nylontrosse, Kettenvorlauf, Pflugschar-, Danforth- und/oder Bruce-Anker.)
Fazit
Auch wenn die Geschehnisse in diesem Buch bereits 40 Jahre her sind, würde ich mir dieses Buch (ebenso wie Taboo auch) bei einer eigenen Weltumseglung in die Bordbibliothek legen. Es erscheint mir darin ein so ausgedehnter praktischer Erfahrungsschatz beschrieben, dass man davon nur profitieren kann. Auch wenn man Hausner selbst sicher nicht kopieren kann, vielmehr ist es sein Wissen was er will (und auch, was er auf keinen Fall will) und auch seine Entschlossenheit, die mir als beispielhaft erscheint.