01. August 2009

Auf der Insel Vis

Über Orebić auf Pelješac und Prigradica auf Korčula setzt Cleo ihre Fahrt östlich zur Insel Vis fort. Wir balancieren mit einem Kurs von 270 Grad schnurstracks auf dem 43. Breitengrad bis die Insel in Sicht kommen wird. Die See ist glatt wie ein Spiegel, nicht der allerleiseste Windhauch möchte unsere erhitzten Körper kühlen und so fahren wir in drückender Hitze unter Motor dem Ziel entgegen. Auf dem azurblauen Himmel, der sich über der See spannt, ist nicht die kleinste Wolke zu sehen. Dennoch ist die Sicht diesig, zwischen Korčula und Vis entsteht uns der Eindruck, auf dem offenen Meer zu sein. Keine der Inseln ist sichtbar. Ebenso wenig Hvar, deren Bergrücken wir querab in nördlicher Richtung erkennen sollten.

Es ist auch kein Schiff in Sichtweite und so gehen wir jeder seinen eigenen Tätigkeiten nach. Claudia ergänzt ihr Tagebuch und ich bereite den Text für den nächsten Internet-Reisebericht vor. Ein einsamer Delphin schwimmt am Boot vorbei und entfernt sich wieder ohne Notiz von uns zu nehmen.

Ein gewisses Schaukeln kann sich Cleo trotz Spiegelsee nicht verkneifen. Doch wenigstens kommen wir mit konstanten fünf Knoten voran. Diese Geschwindigkeit wird uns nach etwa acht Stunden Fahrt ans Ziel gebracht haben.

Es wird mir übrigens wohl immer rätselhaft bleiben, wie wir den ganzen Tag auf dem Meer in eine bestimmte Himmelsrichtung fahren, dort mutterseelenallein sind, also keinen oder kaum keinen anderen Seefahrer sehen und abends dann in einen fast schon wieder vollen Hafen einlaufen, wo wir einige wenige Meilen zuvor wieder Schiffe treffen, mit genau unserem Hafen als Ziel. Die dann anscheinend auch noch aus der gleichen Richtung kommen wie wir.

Südküste von Vis
Südküste von Vis
Südküste von Vis
Südküste von Vis
Südküste von Vis
Südküste von Vis
Die Herrlichkeit der bizarren Felsformationen vor der Südküste der Insel Vis, weit draußen im Meer. Ich musste sie bei unserer Anfahrt einfach fotografieren und Euch hier präsentieren. Obwohl die mannigfaltigen Steinformen auf dem Bildern nicht in der gleichen Art zu beeindrucken vermögen, wie das Original. Fahrt selbst mit dem Schiff in oder um die kroatische Inselwelt, erlebt diese zauberhaften Verwandlungen der Felsküste! Es ist märchenhaft!

Der Hafen von Komiža mit seinen mediterranem Flair, den ursprünglichen, dalmatinischen Natursteinbauten ringsum, den schaukelnden Fischerbooten an der kleinen Hafenmauer, den Ausflugsbooten mit den kennzeichnenden bunten Werbetafeln am Kai und die lange Reihe der achtern an der Kaimauer liegenden Yachten ist alleine die Fahrt zu der abgelegenen Insel wert. Wir sitzen im Cockpit unserer festgezurrten Cleo und freuen uns also ein Loch in den Bauch, dass wir genau hier gelandet sind. Still sitzen ist auch das Einzige, was wir jetzt hier machen können. In einem Werbeprospekt des altertümlichen Fischerdorfes steht: Komiža, von der Sonne und dem Meer verwöhnt, ist ein … . Das mit der Sonne stimmt tatsächlich. Eine übergroße Hitze hat die Insel erreicht. Auf der Pier spritzen sich die Crewmitglieder der hier liegenden Yachten mit dem knappen Wasser der Insel ab. Doch anders ist es kaum auszuhalten. Alle warten auf den Abend, von dem auch wir uns etwas Kühlung erhoffen.

Ansicht von Komiža
Ansicht eines Badestrandes von Komiža
Ansicht von Komiža
Häuserzeile am Hafen von unserer Cleo aus gesehen
Komiža soll unser Ausgangspunkt für den Besuch der Blauen Grotte auf der nahegelegenen kleinen Insel Biševo werden. Ankerplätze vor dieser Insel sind knapp, weswegen wir beschließen, uns mit einem der Ausflugsboote dahin bringen zu lassen. Bereits am Abend bekommen wir die Information, dass am nächsten Tag möglicherweise keine Fahrten stattfinden werden. Die Wetterkarte zeigt Starkwind und Böen in Sturmstärke an.

Und genauso kommt es. Wir können nicht fahren. Kein Ausflugsboot verlässt den Hafen. Den Tag darauf passiert exakt das Gleiche.

So verbringen wir unsere Tage in der Nähe des Hafens. Wir baden, faulenzen, trinken gemütlich Capuccinos und kühle Erfrischungsgetränke, lesen dabei nur wenige Tage alte Zeitungen und erfahren so, was im vergangenen Zeitraum in Deutschland und der Welt aktuell gewesen ist. Mit meinen Badeschlappen, der ausgefransten Jeanshose und dem Sonnenhut aus Stroh komme ich mir vor, wie ein Aussteiger und genieße dieses faules Leben auch genau so. Es ist mir fast schon egal, ob die Fahrt nach Biševo in der folgenden Woche überhaupt noch klappt.

Am Montag dann ist es tatsächlich so weit. Wir steigen in ein kleines Fischerboot, in welches schon vierzehn weitere Sardinen in Menschengestalt gequetscht wurden. Bloß gut, dass wir bereits schlank sind. Die meisten der Sardinen-Fahrgäste scheinen Kroaten zu sein. Eine Unterhaltung mit ihnen funktioniert deswegen nur sehr notdürftig. Wir beschränken uns auf ein gequetschtes Lächeln. So, wie eine Sardine in einer Dose eben lächelt.

Alte Herren beim Schwätzchen Mediteraner Baustil in Komiža
Oft gesehen in Kroatien, so auch auf Vis: alte Herren beim Schwätzchen. Sie beobachten alle Aktivitäten im und rund um den Hafen. Sicher kommentieren sie die Geschehnisse? – Meist Rentner mit reichlich Lebenserfahrung scheinen sie ruhig und gelassen über den Dingen zu stehen.

 

Kaum ist der Motor gestartet brüllt er aus Leibeskräften über das kleine Schiff, Unterhalten ist jetzt sowieso nicht mehr möglich. Na und? – Welche Sardine kann schon sprechen . Mit diesem Gedanken und dem Gedröhn der überlauten – dennoch nicht überschnellen Maschine – in den Ohren werden wir nach Biševo gebracht. Der Skipper lächelt gelegentlich in die eine, dann wieder in die andere Richtung seiner gefangenen Sardinen. Vielleicht tut es ihm leid für uns, doch er muss ja auch von irgend etwas leben. Wir Sardinen verstehen das und lächeln gequetscht zurück.

Die Felsenküste von Biševo
Die Felsenküste von Biševo
Auf Biševo werden wir in eine andere Dose gepackt. Es ist ein kleiner, flacher Kahn mit Außenborder, welcher ein anderer Skipper steuert. Er fährt mit uns zur Höhle. Auf dem Weg dahin schippern wir dicht an den ins Meer versinkenden Steilwänden der Insel vorbei. Es ist gewaltig, diese teils stark überhängenden Felsen mit dem Blick von unten bis oben nach zu verfolgen. Wie klein wir dagegen sind. Wie Sardinen eben. Das Boot steuert auf eine niedrige Öffnung im Felsen zu. Jetzt schnell den Kopf einziehen. Alle legen sich mehr oder weniger flach auf ihre Bank.
'Türsteher' vor der Grotte
Der „Türsteher“ vor der Grotte. Da kommt keiner durch. Keiner, der nicht bezahlt hat.
Allmählich gewöhnen sich unsere Augen an das Dunkel, in welches wir befördert wurden. Vor uns erscheint ein bläuliches Flimmern an den Felswänden. Wir schaukeln lautlos darauf zu und erkennen wie Schatten an einer Wand andere Touristen, die ebenso wie wir auf azurblau strahlendem Wasser dahinschaukeln. Unser Skipper hat den Außenborder abgestellt und steht jetzt auf dem Bug seines Bootes, tastet mit den Händen die Decke des Gewölbes ab. Mit diesen Berührungen lenkt er den Kahn durch das unglaublich blau leuchtende Wasser. Wie ein Pantomime-Künstler sehen seine Bewegungen dabei aus. Das Licht, welches aus dem Wasser heraufscheint, ist unfassbar märchenhaft, es beleuchtet unseren Skipper geisterartig. Wo kommt dieser herrliche blaue Schein unter dem Wasser nur her?

Der Aufenthalt in der Höhle ist kurz, schon lenken die fast tänzerisch anmutenden Bewegungen des Bootsführers den Kiel unseres Kahns wieder in Richtung helles Licht, dem Höhlenausgang zu nach draußen. Das gleißende Sonnenlicht kommt auf unsere inzwischen die Dunkelheit gewöhnten Augen zu und wir ziehen alle schnell unsere Köpfe ein, um nicht die Fahrt des Bootes durch rubbelnde Bremsspuren unserer Häupter an den niedrig hängenden Felsen in der Einfahrt zu dämpfen.

Die blaue Grotte
Und hier ist es: blaues Licht, das nicht von Menschenhand angeknipst wurde
In ungedämpfter Lautstärke befördert das Fischerboot uns Sardinen anschließend wieder zurück in den Hafen von Komiža. Wir hatten lediglich die schnelle Tour, die ohne Badeaufenthalt auf Biševo, gebucht. Hoffentlich bringt uns der lächelnde Skipper wieder an die Stelle mit den bunten Anlocktafeln für die Touristen. Und nicht an die Pier für die Fischer. Die für die Sardinen …

 

 

Für Skipper
 
Hafen Orebić auf Google-Maps  
Hafen Orebić
Hafen Orebić. Gastliegeplätze sind die Plätze im Hintergrund an der Mole.
Orebić auf Pelješac: Beim Anlegen an den Clubhafen wurden wir nach unserem Trstenik-Erlebnis positiv überrascht. Ein Helfer wies uns ein, der auch die Leinen entgegennahm und die Muhring reichte. Nach dem Festmachen stellte er sich vor, teilte den Preis mit (15 Kuna pro angefangenen Schiffsmeter)
Hafen Orebić
Hafen Orebić vom Franziskanerkloster aus gesehen (zwei Kilometer westlich am Fusse des Berges Sveti Ilija gelegen.
Strom und Wasser inklusive, keine Sanitäranlagen) und fragte gleich noch, ob wir weitere touristische Fragen zu Orebić hätten. Er stünde auch dafür gerne zur Verfügung. Wow! – Einen Mietwagen konnten wir kurzfristig leider nicht bekommen, weshalb wir den Plan, Ston von der anderen Seite her zu besuchen, hier leider endgültig aufgaben. Doch darüber hinaus ist Orebić empfehlenswert, mehr als nur ein Ausweichhafen für die gegenüberliegende ACI-Marina Korčula. Zwischen Orebić und Korčula verkehrt stündlich eine Fähre.

 

Hafen Prigradica auf Google-Maps  
Hafen Prigradica auf Korčula
Hafen Prigradica auf Korčula. Die wild tanzende Cleo haben wir später etwa fünfzehn Meter nach hinten (links) verholt.
Hafen Prigradica auf Korčula
Hafen Prigradica, andere Sicht: Hier haben wir Cleo schon nach hinten verholt. Der Abstand zur Mauer ist somit groß genug und der schwarze Puffer das kleinere Übel.

Prigradica auf Korčula: Wir suchten den Hafen wegen stärkerem Mistral auf, obwohl Veli Luka geplant war. In den Hafen schwellen östliche und nördliche Wellen fast ungehindert hinein. So liegt man dort auch sehr unruhig, der Hafen ist zumindest dann überhaupt nicht empfehlenswert. Es gibt im Grunde auch kaum Platz für Gastlieger, obwohl die Tiefe des Hafenbeckens sehr gut ist. An den meisten Stellen liegen kleinere einheimische Boote. Hinter der Mole legt zweimal täglich eine Fähre an (07:00 und 19:00 Uhr), worauf durch ein diesbezügliches Hinweisschild aufmerksam gemacht wird.

Wir lagen zuerst längsseits (es gibt keine Muhrings) hinter den großen Gummipuffern für diese Fähre. Doch Cleo schaukelte so stark, insbesondere auch in Längsrichtung, dass ich sie nach Rückfrage mit der Wirtin des Hafenrestaurants an den ersten schwarzen Gummipuffer legen konnte. Dort schaukelte sie zwar immer noch, doch unsere Fender werden es uns danken. Die Fähre benötigt diesen Platz tatsächlich nicht und fuhr mit ihrem Bug dann eben ganz dicht an das Heck unserer Cleo. Später am Abend legte sich noch ein Segel-Katamaran an den Fähranleger, der am Morgen kurz nach sechs Uhr die Mole jedoch verlassen musste.

 

Hafen von Komiža auf Vis:
Hafen von Komiža
Blick auf den Hafen von Komiža
Einer der professionellsten Häfen, die ich in Kroatien angetroffen habe. Die Helfer wissen was sie tun, sehr höflich, bevormunden keinen Skipper („Ruder links!“; „Motor aus!“ …) und können auch bei schwierigen (Wind-)Situationen helfen. Bei starkem Wind befreiten sie ein in die Moorings und an die Bugs der liegenden Schiffe geratenen Ankömmling mittels Schlauchboot (es waren drei „Marineros“ gleichzeitig verfügbar). Freundlicher Bringservice für einen fußverletzten Segler (beim Hafenmanöver eines Seglers, der bei Wind in ein liegendes Schiff kollidierte) zum Verarzten und neu verbinden. Der Wetterbericht wird in Farbe und mit mehreren Wolkenkarten ausgehangen. Und das alles für 15 Kuna pro Meter. Geht doch! Sanitäranlagen sind nicht vorhanden, Strom, Wasser, Muhrings dagegen schon.

Bei nördlichen Winden war Cleos ziemlich weit nach hinten gebautes Ruderblatt problematisch, da die Kaimauer kurz unter der Wasseroberfläche einen Vorsprung von etwa 30 Zentimetern hat. Ich musste die Mooring so weit straffen, dass meine Gangway zusammen mit der Höhe der Kaimauer (sie ist etwas hoch) doch etwas kurz ausfiel. – Den meisten Segelyachten macht dieser Mauervorsprung jedoch offenbar wenig aus, da die Ruderblätter meist nicht so weit hinten sitzen.