Die Idyllische heißt die langgestreckte Insel am Südrand der Dänischen Südsee, weil die Dänen selbst sie als besonders hyggelig, das heißt idyllisch und typisch dänisch, empfinden. Machen wir uns auf, das typisch Dänische auf diesem kleinen “Ausschnitt” unseres nördlichen Nachbarlandes zu entdecken.
Fangen wir in der Mitte der fünfundzwanzig Kilometer langen Insel an, in Ærøskøbing. Im Sommer soll der Ort hoffnungslos überfüllt sein, was die Segler bei ihrer Ankunft sofort anhand der dann nur noch raren Hafenplätze bemerken. Doch Mitte Juni finden wir problemlos im Industriehafen Platz. Durch die Gassen dieser “Märchenstadt”, wie der Ort oft genannt wird, wandelt man auf Kopfsteinpflaster entlang farbiger Fachwerkhäuschen. Der Ortskern ist seit 300 Jahren beinahe ohne Veränderung.
Flaske Peters Buddelschiffsammlung im früheren Armenhaus der Insel in der Smedegade, schräg gegenüber vom kleinsten Häuschen des Ortes, ist auch euren Besuch wert. Der 1960 verstorbene Seemann baute mehr als 1.700 Schiffsmodelle in die verschiedensten Flaschen ein und dazu ebenfalls viele größere Schiffsmodelle. Lasst euch diese teils sehr filigranen Arbeiten und die im Museum dokumentierte Lebensgeschichte dieses sympatischen Dänen nicht entgehen.
Video: Ærøskøbing
Nach dem Anlegen im Hafen von Ærøskøbing finden wir schnell den Weg zu den idyllischen Häuschen …
… mit ihren bunt leuchtenden Blumenschmuck.
In einem von ihnen freuen wir uns über Flaske-Peters Flaschenschiffsammlung.
Eine Straße führt von Ærøskøbing zur Südwestseite der Insel. Bis zum halben Weg steigt das Gelände an, danach fällt das Inselrielief bis zur Küste wieder ab. Diese regelmäßige Form verdankt die Insel ihrer Enstehungsgeschichte nach der letzten Eiszeit, wo sie als Endmoräne der riesigen Eismassen an dieser Stelle zurückblieb. Als Belohnung für die Anstrengungen mit dem Fahhrrad (es ist nicht so schlimm, die Strecke ist außerdem nur etwa 10 km lang) gelangen wir zu den Klippen von Voderup, die mit etwa 30 Metern Höhe recht beeindruckend sind.
Video: Voderup Klint
Mit dem Fahrrad erreichen wir die Südwestseite der Insel mit dem Voderup Klint. Die für beinahe rund um Ærø charakteristische Küstenform mit ihren steil ins Meer abfallenden gelben Sandkliffen ist hier besonders ausgeprägt.
Jeder Fleck der Insel wird landwirtschaftlich genutzt, weswegen außer den typischen Hecken mit Baumbestand zwischen den Feldern kaum Waldbestand zu finden ist.
Kurz vor Søby erkennt man von der Seeseite her bereits die große Werfthalle des Ortes, dessen Hafen leicht und untiefenfrei ansteuerbar ist. Von hier ist es mit einem Fahrrad nur ein Klacks bis zum Leuchtturm Skjoldnæs an der Westpitze von Ærø. Den Turm betritt man durch eine sehr schmale Tür und hat von oben einen wunderbaren Ausblick, auch auf den zu Füßen des Turmes liegenden Golfplatz.
Video: Søby
… und packen nach einem recht kurzem Segelschlag bis zum Hafen Søby an der Westseite der Insel den goldenen Stier “bei den Hörnern” (oder auch nicht Stier …)
… bevor wir an der Westpitze der Insel den Golfplatz beim besteigbaren Leuchtturm entdecken und die Insel auf dem Seeweg wieder in Richtung Aabenraa verlassen.
Wenn ihr an dieser Stelle glaubt, ich habe euch auf Ærø um die östliche Inselseite gebracht, dann liegt ihr richtig. Dort wartet nämlich noch der zweitgrößte Ort der Insel, Marstall, auf euer Erscheinen.
Die dreimastigen Marstall-Schoner hatten weltweit einen exzellenten Ruf als besonders seetüchtige Schiffe. Es gab Zeiten, in denen Marstall eine größere Flotte unterhielt als Kopenhagen! Deshalb lohnt sich der Weg in das Marstaller Søfahrtsmuseum in der Prinsensgade, die parallel zum langgezogenen Hafen verläuft.
Sicher habt ihr schon einmal Fotos von diesen kleinen bunt gestrichenen Badehäuschen an einem dänischen Strand gesehen, mit denen viele Reiseprospekte werben. Sehr wahrscheinlich entstanden die Fotos gleich neben Marstall auf Eriks Hale, einer sandigen Landzunge südlich des Hafens, wo vor Jahrzehnten genau diese Badehütten errichtet wurden. Dieser Strand ist übrigens der schönste der Insel, denn an den anderen Inselabschnitten ist er nur sehr schmal und von Steinen durchsetzt.
Video: Marstall
Das Schifffahrtsmuseum gleich neben dem Hafen beherbergt eine interessante Ausstellung …
… und selbst in der Kirche der Stadt hängen die Schiffsmodelle von der Decke.
Marstall: Bleibt man bei der Anfahrt auf den Hafen zwischen den Markierungen, dann ist die Zufahrt problemlos. Ansonsten ist das Gebiet vor dem Hafen wie das gesamte Areal zwischen Ærø und Langeland mehr ein Lagunengebiet, wo Segelyachten bei Nichtbeachtung der Seezeichen leicht auflaufen werden.
Vom Grundriss gesehen ist dieser Hafen eher ein länglicher, einseitig mit Schiffen belegter Anlegeplatz, der im Osten von einer langen Steinmauer geschützt wird und auf der das Wahrzeichen des Ortes steht: ein Kalkofen mit rotem Dach.
Segler sollten bei der Einfahrt nicht zu dicht an diesen Steinwall geraten, denn der Hafen ist auf seine gesamte Länge hin untief.
Für Liegezeiten zwischen 10:00 und 16:00 Uhr braucht kein Hafengeld bezahlt zu werden, meist sind genügend Liegeplätze vorhanden.
In der Mitte des Bildes erkennt man gut den Kalkofen, der das Wahrzeichen des alten Seefahrerortes Marstall ist.
Im Hafen selbst mag ich lange herumspazieren, wo man die ganze Zeit über Yachties und die Fischer beobachten kann. An der Südseite des Hafens entstand für die Yachten dieser merkwürdige runde “Teller-Anlegeplatz”
Der Yachthafen; unmittelbar links davon ist der Industrie-/HandelshafenÆrøskøbing: hat zwei Liegemöglichkeiten: im Yachthafen stehen eine große Anzahl Liegeplätze zur Verfügung, die allerdings im Hochsommer schnell “vergriffen” sind. Der unmittelbar benachbarte Industriehafen hat jedoch vielleicht sogar noch mehr Scharm, so dass ich diesen gerne empfehle. In der Hochsaison liegt man dort im Päckchen. Die Versorgung ist vollständig.
Wegen der Landzunge vor der Stadt gibt es vor dem Hafen auch sehr gute Ankermöglichkeiten, so dass man diesen Ort auch in der Hauptsaison ohne Platzsorgen getrost anlaufen kann.