18. September 2021

Die Korallentaucherin

Roman von Di Morrissey

Ein Australien-Roman, vorwiegend im Great Barrier Reef

Die Handlung ist immer­hin so geartet, dass wir jeder­zeit wis­sen woll­ten, wie es denn weiter­geht mit Jennifer (der Koral­len­taucherin), mit ihrer Angst vor dem Meer und mit ihrer Be­zie­hung zu ihrem Ehemann Blair.

Di Morrissey schreibt alles sehr spürbar aus ihrer Sicht, dass heißt aus der Sicht einer Frau. Genauer: aus der Sicht von Jennifer. Das bedeutet aber auch, dass Jennifer im gesamten Buch beinahe kritiklos “davonkommt”. An ihrem Ehemann Blair wird umso mehr Kritik geäußert. Ebenso kommen weitere männliche Figuren des Buches (die beiden Manager Fanzio und Hollister, der Fernsehmoderator Willsby) sehr schlecht weg.

Jennifers Mutter Christina bekommt allerdings ebenfalls Kitik ab. Jedoch wird diese stets relativiert bzw. verständlich gemacht durch ihre vorangegangenen Lebens-Erlebnisse als auch durch das Motiv ihrer mütterlichen Besorgnis um ihre Tochter.

Der Fairness halber: eine Reihe weiterer männlicher Personen, speziell aus der “Forschungsgruppe”, kommen auch durchweg positiv weg.

Ihr merkt vielleicht schon, dass zumindest ich (Thomas) mit dem Buch ein wenig haderte. Es zieht sich eine Schwarz-Weiß-Zeichnung durch die Geschichte und, wie ich meine, auch eine gewisse Klischeehaftigkeit. Also die Personen des Meeres-Forschungsteam sind per se schon mal durchweg positiv. Sie forschen ja schließlich auch für die Umwelt, für das Klima etc..

Ganz anders die zweite Gruppe auf der Insel: das Luxushotel. Wir hatten das Gefühl, die Autorin beschreibt es per se schon mal als schlecht, weil umweltbelastend und von Menschen benutzt, die es sich einfach nur gut gehen lassen wollen. Ausnahme ist die lesbische Hotelchefin Rosie, für die im Buch ihr Manager-Stellvertreter Blair ja schon mal alle negativen Aspekte “auf sich genommen” hat.

Jennifer dagegen, die Hauptprotaginistin, ist per se erhaben gegen jegliche Kritik (wie oben bereits erwähnt). Alles dreht sich ausschließlich um sie. Die anderen Personen des Buches sind unserem Anschein nach im Wesentlichen dazu erdacht, Jennifer zu fragen, wie es ihr denn gerade so geht, ihr zu helfen, ihr den Weg ins Leben zu zeigen. Als wäre Jennifer selbst ein wenig blöd.

Wie auch immer, gegen das letzte Viertel des Buches haben wir uns ganz schön durchkämpfen müssen. Beschreibungen von wissenschaftlichen Tauchgängen etc. waren unserer Meinung nach zu langatmig. Wir haben es dann nur durchgehalten, weil wir erleben wollten, wie die Geschichte mit Jennifer weitergeht. Obwohl andererseits die Story schon sehr durchsichtig ist. Überraschungen gab es bis zum Schluss jedenfalls nicht mehr. Die Handlung erinnert an einen Groschenroman, jedoch mit 600 Seiten.

Die tropische Umgebung der Handlung machte das Buch für uns schön. Ein weiteres Buch von Di Morissey werden wir voraussichtlich allerdings nicht mehr lesen.