Zweijährige Kreuzfahrt Jack Londons mit Ehefrau in der Südsee
Erster Offizier der Snark,
die Tag und Nacht, bei Verlassen des Hafens
oder beim Einlaufen oder bei Kanalfahrten,
das Ruder übernahm,
die in jeder Notlage das Steuerrad packte
und nach zwei Jahren Segeln weinte,
als die Reise abgebrochen wurde.
Nun, als wir im Kapitel 9 ankamen (Eine Pazifik-Kreuzfahrt, ungefähr Seite 130), bemängelte Claudia dann aber zu recht, dass das (zwischen-)menschliche in diesem Buch bisher kaum eine Rolle spielt. Also, wie kommen die Leute auf dem Schiff miteinander zurecht etc.. Charmian selbst beispielsweise wurde bis dahin überhaupt nur einmal erwähnt: dass sie ebenfalls mit auf der Leprainsel Molokai war. Bis dahin findet sich auf Seite 132 lediglich eine Fußnote, welche Personen in Hawaii von Bord gingen und warum (es gehören insgesamt sieben Personen zur Mannschaft der Snark).
Das bitte nicht falsch verstehen, Jack London ist dennoch (auch Claudias Meinung nach) ein exzellenter Erzähler von dem, was er berichtet. Nur er berichtet Claudias und auch meiner Meinung nach emotional zu unbeteiligt. Namentlich: es muss doch Reibereien oder Ähnliches auf dem engen Schiff gegeben haben. Wie gingen die Londons damit um?
Ich erwähnte also eben Jack Londons großartige Erzählkunst. Nicht langatmig, sondern immer wieder mit einigen Prisen Humor und Ironie gewürzt treibt er einen mühelos von Seite zu Seite. Manche Dinge beleuchtet er vielleicht etwas zu genau, obwohl keine Zeile unwichtig oder langweilig erscheint. Im Kapitel Ein königlicher Sport (über das Surfen auf Hawaii) erfährt man viel über diesen Sport, es fast schon eine Anleitung. Es werden seine eigenen Surf-Abenteuer in Relation zu zwei damals nahmhaften Surflehrern (vielleicht auch noch heute in Fachkreisen berühmt), mit denen er diesen Sport versuchte zu erlernen, gesetzt. Das war uns dann schon fast zu viel, wenn auch von Witz gewürzt. Ebenso fand ich im Kapitel Abenteuer zu viele beispielhafte Zuschriften für Bewerber, die sich anboten auf der Snark als Mannschaft mitzureisen. Jede Zuschrift für sich sicherlich ein kleines Geschenk von dem Schriftsteller an seine Leser. Doch irgendwann ließ die Spannung bei uns beim Lesen eben doch nach.
Mitunter erhaschte mich der Eindruck, London schreibt hier mehr für die Zeitung/Zeitschrift (als für die Veröffentlichung eines Buches), deren Honorar ihm die Weiterfahrt auf der Snark ermöglichte und hatte dafür die Vorgabe einer bestimmten Wortanzahl oder an die Seitengröße/-anzahl zu erfüllen. Und so war es ja auch: die einzelnen Artikel wurden im Nachhinein zu einem zusammenhängendem Buch gemacht. Ursprünglich verfasste der Schriftsteller die einzelnen Kapitel als Geschichten für teilweise verschiedene Zeitschriften.
Fazit
Die Reise mit der Snark verfügt nicht über die klassische Romanstruktur oder über einen Spannungsbogen. Es ist vielmehr die Aneinanderreihung verschiedener Episoden, die mal mehr, mal weniger gelungen daherkommen. Mal sind die Themen für einen persönlich interessant. Für uns sind das ganz klar die Begegnungen mit den Menschen, wie dem «Nuture Man» auf Tahiti oder den Einheimischen auf Tahaa (Tehei und seine Frau Bihaure). Und trotz dass wir Segler sind empfanden wir Londons Ausführungen über Navigation auf dem Meere als zu weit ausgeholt (Kapitel 14, Der Amateurseefahrer).Doch hinter allem steht ein Erzähler, der es drauf hat. Die Enscheidung zum Lesen dieses Buches (ja/nein) können wir euch aber nicht wirklich abnehmen.
Claudias Fazit
Claudia hat natürlich ihre eigene Meinung zu dem Buch 🙂 | |||||
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Glen Ellen
Glen Ellen ist Jack Londons letzter Landwohnsitz in Kalifornien, wo ihm zusammen mit Charmians Onkel bei einem Bad im Pool die verwegene Idee zu dieser Segelkreuzfahrt kam. Claudia und ich besuchten in unserem Film Entlang der Straßen Kaliforniens diesen weitläufigen Landsitz von Jack und Charmian London. Einen kleinen Videoclip darüber könnt ihr hier ansehen:PS: Im Angesicht von weltweiten aktuellen gesundheitlichen Fragestellungen fand ich folgende Passage aus dem Kapitel 7, Die Leprakolonnie von Molokai fast schon aktuell. Man müsste nur Lepra mit z.B. Krebs oder Alzheimer etc. ersetzen und dann darüber nachdenken, wieso wir bei soviel zur Verfügung stehendem Geld und modernster Wissenschaft es seit Jahrzehnten nicht schaffen, diese Geißeln der Menschheit zumindest einzudämmen. Hier also das Zitat:
Carnegie-Bibliotheken, Rockefeller-Universitäten und viele ähnliche Wohltaten sind schön und gut,
aber man kann nicht umhin, darüber nachzudenken, wie weit ein paar Tausend Dollar reichen würden, zum Beispiel in der Lepra-Siedlung auf Molokai.
…
Nicht nur um ihrer selbst willen, sondern auch um künftiger Generationen willen würden ein paar Tausend Dollar für eine legitime und wissenschaftliche Suche nach einem Heilmittel für Lepra, nach einem Serum oder nach einer ungeahnten Entdeckung, die es der medizinischen Welt ermöglichen wird, den Bacillus lepræ auszurotten, viel bewirken.
Hier ist der richtige Ort für euer Geld, ihr Philanthropen.
Quelle: The Project Gutenberg eBook of The Cruise of the Snark, by Jack London
übersetzt (und von mir leicht überarbeitet) mit www.DeepL.com/Translator
Philanthropen!
Seid wachsam! – und: Lesen bildet!
Philanthrop=Menschenfreund