27. Januar 2025

Inseln unter dem Kreuz des Südens

Herman Melville (1819 – 1891), Robert L. Stevenson (1850 – 1894), Jack London (1876 – 1916)

Geschichten aus dem Stillen Ozean

Diese Sammlung ausgewählter Erzählungen der drei Abenteuer-Schriftsteller Herman Melville, Robert L. Stevenson und Jack London ist eine sehr schöne Zusammenstellung von einigen jeweils ihrer typischen Werke. Dabei kann man diese drei unmittelbar nebeneinander vergleichen, was interessant ist, sowohl bezogen auf ihren Stil al auch auf die Auswahl der Erlebnisse/Abenteuer jeweils zu deren Lebenszeit, die eng zusammenlang bzw. sich teils überschnitt. Allen drei Autoren ist ebenso gemein, dass sie die Südseegebiete, über die sie schreiben, jeweils selbst bereist haben und den Stoff ihrer Geschichten entweder sogar selbst erlebt haben oder aus Begebenheiten in ihrem unmittelbaren Umfeld schöpfen konnten.

Folgende Erzählungen finden sich in diesem Band:

  • Robert L. Stevenson
    Diese Novellen wurden von Stevenson zuerst als einzelne Bücher veröffentlicht, im Jahre 1893 dann alle drei zusammen im Buch Inselnächte und auch im Jugendbuch Das Flaschenteufelchen.
    • Der Strand von Falesa
    • Das Flaschenteufelchen
    • Das Eiland der Stimmen
  • Jack London
    Diese ausgewählten Erzählungen stammen alle aus dem Buch «Ein Sohn der Sonne».
    • Ein Sohn der Sonne
    • Parlays Perlen
    • Kleine Rechnung mit Swithin Hall
    • Die Teufel von Fuatino
    • Aloys Pankburns empfindlicher Punkt
    • Federn der Sonne
  • Herman Melville
    • Die Encantadas oder Die verzauberten Inseln
    • Melville besuchte die Galapagosinseln (=Die Encantadas) sechs Jahre, nachdem Charles Darwin dort ebenso bahnbrechende wie umstrittene Theorien über die Evolution der Lebewesen aufstellte. Seine Novelle richtet sich an Leser, über die er kaum angenommen hatte, dass sie jemals in diese fremde, verlassene Welt geraten könnten und so ist die Geschichte zum entscheidenen Teil eine Beschreibung der geologischen, botanischen Gegebenheiten mitsamt der seltsamen Tiere, die er dort vorfand. Diese Art von Schilderungen fand ich schon in seinem Roman Taipi vor. Die Schilderungen in den vorliegenden Die verzauberten Inseln erinnerten mich dazu an Die Arbeiter des Meeres von Victor Hugo, der etwa zur gleichen Zeit entstand (um 1850) und wo die Beschreibung des Douvrefelsen bei Guernsey in mir ähnliche Empfindungen wachrief wie Melvilles Ausführungen über den Rodondo-Felsen (Isla Roca Redonda).

      Einige weitere Kurzgeschichten unter der Überschrift Die verzauberten Inseln sind:

      • Barrinton-Eiland und die Freibeuter: Ein Platz in der weiten schweigenden See, deren unwirtliches Aussehen jeden zufälligen Entdecker abschrecken mußte und doch nur wenige Tagereisen von den Ländern entfernt, wo reiche Beute winkte. Außerdem fruchtbarer Boden und Schildkröten als Nahrung: das Eiland beherbergte viele Jahre lang Freibeuter, die hier ungestört blieben.
      • Die Charles-Insel und der Hundekönig: Ein Kreole aus Kuba ließ sich für seine Dienste als Söldner in den Unabhängigkeitskriegen der südamerikanischen Provinzen von Peru in Land auszahlen zu lassen – bzw. in einer Insel: die Charles-Insel. Er wurde somit König seines noch unbewohnten Eilandes, nur mit einem “Startkapital” von achtzig Männern und Frauen, die ihm von Peru aus auf diese Insel folgten. Mehr Untertanen ergaunerte er sich von vorbeifahrenden Schiffen. Die Charles-Insel wurde zum Asyl aller Bedrückten und Verfolgten der christlichen Seefahrt …
      • Die Norfolk-Insel und die Cholowitwe: Von einer auf der völlig unbewohnten Norfolk-Insel zurückgelassen Dreier-Gruppe überlebte nur noch die Witwe eines der anderen beiden, eine südamerikanische Indianerin. Die Erzählung berichtet von ihrer Rettung.
      • Hoods-Insel und der Einsiedler: Ein hinterhältiger Einsiedler auf der Hoods-Insel entwickelte sich in der Einsamkeit zu einem Menschenfeind und lockt Schiffsmannschaften in die Falle, wo diese als Gefangene für diesen halbtierischen Einsiedler Arbeiten verrichten mußten.

Die Erzählungen wurden von Karl F. Kohlenberg ausgewählt und das Buch wurde 1970 im Union Verlag Stuttgart veröffentlicht.

Fazit
Eine gute Gelegenheit, drei der großen Meerres- und Insel-Abenteuerliteratur-Ersteller mal so “quer” zu lesen. Wenn mal wieder die Sehnsucht nach Meer, Exotik, Ferne und Abenteuerlust ruft …