04. Februar 2025

Naxos – Der Ochi-Tag

Naxos – Stell dir vor es ist Krieg …

… und keiner geht hin . Das ist, was die Griechen in ganz Griechen­land und so auch auf Naxos am 28. Oktober in Naxos-Chora feiern: den Ochi-Tag. Die Griechen sind großartig und wenn ihr die folgende Geschichte lest, dann wißt ihr, dass sie es umso mehr sind!

Huch – die Straßen von Chora werden heute zeitweise abgesperrt
Als wir am Vormittag des 28. Oktober (Sonntag) mit unserem Leihwagen zum Fährhafen steuern, um den PKW abzugeben und auf die Fähre zurück nach Mykonos zu warten, werden wir von Ordnugskräften angehalten, die marschierenden Schulklassen mit Kindern in “Pionieruniformen” den Weg freihalten. Mich zumindest erinnerten diese uniformierten Formationen an die Pionierkleidung der 1. bis 3. Schulklasse in der DDR. Es ist schon bemerkenswert, wie die meisten der Kinder die Arme abwechselnd schwungvoll nach vorne und hinten werfen und im Beinahe-Stechschritt ihren Idealismus bekunden (besonders die Mädchen), während andere cool ihre Lässigkeit durch demonstrativen Spazierschritt ausdrücken (meist Jungen).
Schulklassen marschieren durch die Straßen von Chora

Doch wir wären nicht in Griechenland, wenn die Ordner für uns keine Lösung finden würden. Wir erklären, dass wir unseren Wagen am Hafen abgeben müssen, dessen Zufahrten komplett abgeriegelt sind, und so lotst man uns gelassen an den Kinderscharen vorbei, ein Ordner gibt uns die Straße hinunter ohne großes Palaver an den nächsten weiter uns so fort. Es ist so eine Fähigkeit, die wir in südlichen Ländern schon oft beobachteten: die Leute sind in der Lage, ohne vorgegebene Verfahrensregeln individuell perfekt auf solche kleinen “Herausforderungen” zu reagieren (ohne dabei in laute Worte oder gar in Hektik zu verfallen).

Wir werden aufgeklärt: heute ist der Ochi-Tag
Der Mann von der Autovermietung klärt uns auf: es ist der Ochi-Tag, der jedes Jahr hier auf Naxos gefeiert wird. Ich kapiere noch nicht so ganz, was das bedeutet, nur dass es irgendwas mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun hat. Und das ochi auf Deutsch nein bedeutet. Ich habe die Sache später nachgeschlagen und möchte euch meine Kurzerklärung dazu anbieten:

Der Tag des «Nein» in Griechenland (Ochi-Tag)
Am Montag, den 28. Oktober 1940, kurz nach 3:00 Uhr morgens überreichte der italienische Botschafter Emanuele Grazzi dem griechischen Diktator Ioannis Metaxas ein Ultimatum Mussolinis, in dem der Italiener forderte, dass Griechenland den beiden kriegführenden Ländern Italien und Deutschland erlauben sollte, griechisches Territorium zu betreten und nicht näher spezifizierte “strategisch wichtige Punkte” zu besetzen.

Eine Ablehnung dieser Forderung würde ab 6:00 Uhr mit Krieg beantwortet werden.

Die ablehnende Haltung Metaxas zu diesem Ultimatum Mussolinis (die Griechen wollten in diesem 2. Weltkrieg nicht Kriegspartei für die Faschisten werden) wurde in der Tageszeitung vom 30. Oktober 1940 verkürzt als «Ochi» wiedergegeben – «Nein».


Als Antwort mar­schier­ten ita­lienische Truppen von Albanien aus in Griechen­land ein, wurden jedoch von den Griechen trotz Unter­zahl erfolg­reich zurück­geschlagen.

Umfassendere Erläuterung: 28. Oktober: Der Tag des «Nein» in Griechenland (Ochi-Tag).

 

Unweit des Wahrzeichen von Naxos, dem Torbogen Apollons, finden im Hafengelände die Feierlichkeiten zu Ehren des «Ochi-Tages» statt.

Für uns war es ein schönes Erlebnis zum Abschluss unseres Naxos-Aufenthalts. Insbesondere in der heutigen Zeit, wo viele Politiker in Europa und ganz besonders in unserem Heimatland Deutschland lautstark nach Kampf, Waffengewalt und Krieg rufen. Hier am Ochi-Tag könnten diese lernen, wie Friedenserhaltung selbst unter viel brenzligeren Situationen erreicht werden kann – wenn man es denn wirklich wöllte.

Die Quintessenz bzw. das Wesen der aufrechten Haltung der Griechen, also eben sich nicht so einfach in den Krieg hineinziehen lassen, ist nach meinem Verständnis der allseits bekannte, richtige und wichtige Ausspruch:

Stell‘ dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!

Oder noch einfacher:

An alle Kriegslüsterne: rutscht uns den Buckel runter!


Bleibt in der Liebe, haltet zueinander und pflegt eure Kontakte!
Und: passt gut auf euch auf!
Eure Thomas und Claudia

 

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