28. Juni 2009

Die Piraten von Omiš

Räubergeschichtenerzähler, werdet Ihr jetzt denken! Nun, Ihr habt recht, exakt das habe ich jetzt vor. Die Piraten von Omiš waren wahrlich keine Waisenknaben, so dass das Erzählen dieser Angelegenheit meiner kleinen Törngeschichte sicher einen abenteuerlichen Touch verleiht. Den kann ich mir doch nicht entgehen lassen! Also:

Moooment. – Der Aufrichtigkeit halber will ich zu Anfang der Erzählung auch gleich wieder etwas abwiegeln. So schlimm war das Seeräubern anscheinend nicht. Denn es war ein Gewerbe, wie jedes andere auch. Ja, tatsächlich! Die Piraten betrieben in den Augen der Stadt Omiš ein geachtetes Handwerk, ihnen wurden sogar einige Sondervorteile eingeräumt. Es waren berühmte Piraten. Doch vielleicht sollte ich eher das Wort berüchtigt verwenden?

Die östliche Adria mit ihren unzähligen kleinen Inseln bot den Piraten ein ideales Versteck. Hinter den Klippen, den zerklüfteten Felsen, in den Buchten und in den Schluchten der Cetina schmiedeten die finsteren Gesellen Pläne für ihre nächsten Überfälle auf Handelschiffe. Zum Beispiel auf die des Papstes oder der mächtigen Händler aus Venedig, Dubrovnik, Split oder Kotor. Diese Beutezüge waren im gesamten Mittelmeerraum allbekannt. Es wurden sogar zwei Kreuzzüge gegen sie geführt. Den ersten Kreuzzug verlor Papst Honorius III im Jahre 1221, beim zweiten unterlagen die Piraten 1287 gegen die Venezianer.

Die Piraten bauten sogar eine Unterwassermauer im Flussbett, Mostina genannt. Diese Mauer war unheimlich wichtig, weil sie unter dem Wasser nicht sichtbar war. Sie hatte nur eine Öffnung, die den schmalen Omišer Schiffen angepasst war und konnte mit Ketten verschlossen werden. Daher strandeten oft fremde Schiffe beim Versuch, die Piratenschiffe zu verfolgen.
Quelle: Omiš, kultur-historischer Führer, herausgegeben vom Tourismusverband der Stadt Omiš, 2009

Omiš, 26 km südlich von Split, liegt an einem gewaltigem Canyon, den Durchbruch des Flusses Cetina durch das Mosorgebirge.

Aufstieg zur Ruine   Aufstieg zur Ruine
Steiler Aufstieg zur Ruine
Schon bei der Anfahrt auf Omiš sehen wir die am Felsen hängende Ruine der alten venezianischen Festung Peovica. Fast alle Stufen, die zu deren Turm hinaufführen, sind schief und klammern sich mit Mühe an den steilen Fels fest. Doch schließlich – hoch über dem Meer haben wir einen grandiosen Blick auf die Stadt und den Canyon. Durch die wildromantische Schönheit dieser Schluchten fahren Boote mit Sonnendächern aus gestreiftem Markisenstoff, von denen aus Touristen die Mächtigkeit dieser steilen Felsen erahnen können.

Rafting auf der Cetina

Rafting auf der Cetina

In Omiš werden geführte Raftingtouren angeboten, bei denen Abenteuerlustige mit einem Schlauchboot durch die wilden Nebenarme der Cetina sausen können.

Haus des glücklichen Mannes

Haus des glücklichen Mannes

Über der betagten ehrwürdigen Tür eines ebenso ehrwürdigen Gebäudes in der Altstadt steht in lateinischen Buchstaben der Wortlaut:

Ich danke Dir, Herr, dass ich auf dieser Welt gewesen bin.

Laut Reiseführer ist es das Haus des glücklichen Mannes und ich frage einen Omišer nach dem Weg dorthin. „Ich kenne diesen Mann nicht.“ Sein verschmitztes Lachen zeigt, dass er sicher mehrere solche Männer kennt, mir lediglich nicht den Weg zu diesem Gebäude erklären kann. Wir finden die betagte Tür trotzdem und ich denke vor dem Portal so für mich, dass dieses Haus ja meines sein könnte. „Haus des glücklichen Mannes“ trifft 100%ig zu. Und glaubt mir, auf einer solchen langen und herrlichen Reise wie der Unsrigen kann es auch gar nicht anders sein!

Ach – und die Piraten haben wir ganz einfach ausgetrickst:

  • Auto gemietet
  • Straße benutzt
  • Piraten vergeblich auf dem Meer auf uns gewartet …

Blick von der Ruine auf Omiš Blick von der Ruine auf die Cetina
Diese beeindruckenden Bilder möchte ich Euch nicht vorenthalten: Blick von der Ruine auf Omiš und die Cetina-Schlucht