Kykladen – Insel Delos
Delos – eine der kleinsten Inseln im Archipel der Kykladen, dennoch eine der geschichtsträchtigsten und auch die zentralste. Zumindest war diese kleine Insel, die heute nur noch von Tagestouristen besucht werden kann (keine Übernachtungen möglich), einst die bedeutendste unter den Inseln der Kykladen. Und diese kleine Insel, bzw. ihre Existenz, gab dem Archipel seinen Namen: Kykladen.
Auf der Insel Delos wurden die beiden Götter Artemis, die Göttin der Jagd, Herrscherin über die Tiere und Geburtshelferin, und ihr Zwillingsbruder Apollon, Gott des Lichts, der Weissagung und Künste, geboren. Es sind zwei der ganz Großen in der Mythologie der Griechen. Das allein schon macht den Besuch der Insel für mich zum Pflichtprogramm.
Die Anreise ist einfach: auf allen Inseln im Umkreis werden touristische Tagesausflüge nach Delos angeboten, von Mykonos sogar mehrmals täglich. Die Überfahrt dauert nur etwa 30 Minuten. Je nach Konstellation bleiben zwei oder mehr Stunden Zeit für die reine Besichtigung. Es gibt auch geführte Touren.
Mir haben die zwei oder zweieinhalb Stunden, die wir letztlich auf der Insel hatten, nicht gereicht. Wenn man die Infotafeln auf dem Rundweg liest oder noch einen Reiseführer blättert, dann ist diese Zeit einfach zu kurz. Gerne verweile ich auch vor den Büsten, Mauerresten oder Säulen und rufe mir die (Götter-)Geschichten dazu ins Gedächtnis. Dann kann ich mir vorstellen, wie die Ruinen wieder zu Prachtbauten erstehen und dazwischen Menschen – oder eben auch Götter – wandeln. Zweieinhalb Stunden sind dafür auf Delos einfach zu knapp. Zudem es auch noch ein überdachtes Museumsgebäude gibt, in dem Statuen etc. vor der Witterung geschützt aufgestellt wurden. Durch diese Hallen bin ich letztlich nur mal schnell durchgeflitzt und die Ersteigung des 112 Meter hohen Kýnthos-Hügels (Ägäis-Rundblick) musste ich mir dann auch noch verkneifen .
Die Löwenterrasse flankierte einst die Prozessionsstraße vom Nordhafen zum Apollon-Heiligtum | Claudia in den Ausgrabungen; im Hintergrund, am Fuße des Kýnthos-Hügel, ist der Isis-Tempel zu erkennen |
Woher der Name stammt: “Kykladen”
Der Apollon Kult der Insel half der Insel in hellenistischer Zeit zu ihrem Status als einer der wichtigsten Handelshäfen in der östlichen Ägäis, sie entwickelte sich zu einem der wichtigsten Kultur- und Wirtschaftszentren. Die Insel kennt eine Terrasse der fremden Götter, wo außergriechische Götter verehrt wurden, zum Beispiel Isis aus Ägypten. Delos war also “international” geprägt und somit ein Mittelpunkt antiker Zivilisation.Die anderen Inseln um diesen heiligen Mittelpunkt herum bilden einen fast perfekten Kreis, griechisch «cyclos», woraus sich der Name Kykladen erklärt.
Nun mag man einwenden, dass der Kreis ja gar nicht so perfekt ist oder Delos schon gar nicht der geografische Mittelpunkt davon sein kann. Antwort: Doch damals, als der Name für diese Inselgruppe entstand, gehörten die ganz südlichen Inseln wie Minos, Santorin etc. noch nicht zu dieser Inselgruppe.
“Also sowas!” – Überdimensionale Phallus-Statuen am Dionysos-Tempel. | Gut erhaltener (oder gut restaurierter?) Mosaikfußböden in der alten Handelsstadt |
Die Geburt der Zwillinge Apollon und Artemis
Die Göttin Leto war schwanger von Zeus, der seine Gattin Hera wieder einmal betrogen hatte. Die gekränkte und eifersüchtige Hera wollte die Niederkunft verhindern und band die Göttin Gaia, die Erde, durch einen Eid, der hochschwangeren Leto keine Stätte zum Gebären zu erlauben.Poseidon, der Bruder von Zeus, ließ daraufhin die schwimmende Insel Delos auftauchen, auf die der Götterbote Hermes die Leto auf Anordnung von Zeus brachte.
Es wurde eine sehr schwere Geburt, weil Hera dafür sorgte, dass der Geburtsvorgang nicht zu Ende gebracht werden konnte. Doch eine Reihe anderer Götter standen Leto bei, so dass sie zuerst die Artemis gebären konnte und diese dann sogleich (!) als Geburtshelferin ihrer Mutter bei der Geburt des Zwilllingsbruders Apollon helfen konnte.
Wie Gaia vorhergesagt hatte, sie ist übrigens auch Heras und Zeus‘ Großmutter, wurden die beiden Götter Apollon und Artemis größer und mächtiger als Heras eigene Kinder. Sie gehörten beide zu den zwölf Hauptgöttern der griechischen Götterwelt.
Die griechischen Götter waren allesamt recht menschlich: sie hatten eine gute und auch eine nicht so gute, ja oft sehr böse, grausame Seite. Eine Begebenheit der Artemis (die Römer nannten sie Diana) wird in der griechischen Mythologie beschrieben. Als Teenager berührte mich diese Geschichte so sehr, dass sie mir nicht mehr aus dem Gedächtnis ging. Deswegen möchte ich sie bei dieser Gelegenheit in aller Kürze wiedergeben:
Artemis und Aktaion
Der thebanische Königssohn Aktaion, ein begeister Jäger, schritt nach erfolgreicher Jagd tiefer in den Wald hinein, um einen kühlen Platz für die Mittagsruhe zu finden. Er ahnte ja nicht, welch schreckliches Verhängnis hier auf ihn wartete.Zur gleichen Zeit nahm die jungfräuliche Göttin Artemis ein Bad in einem nahegelegenen Quell. Gerade da kam Aktaion ahnungslos dahergeschritten, erblickte unabsichtlich die Badende.
Unbeweglich stand Aktaion, geblendet vom göttlichem Bild, das die nackte Unsterbliche ihm bot.
Da bespitzte Artemis dem Eindringling Haupt und Haar mit dem Quellwasser und sprach drohend: “Nun geh und berichte den Menschen, dass du die Göttin Artemis unbekleidet hast schauen dürfen – wenn du es noch vermagst!” Zugleich verwandelte sie den Unseligen in einen Hirsch, welcher in typischer Furchtsamkeit des Wilds davonstürzte.
Als Aktaion, der sich über seine neu erreichte Leichtfüßigkeit wunderte, seine Verwandlung im Spiegelbild eines Teiches wahrnahm, wusste er nicht, wie er sich verhalten solle. In dieser Gestalt zum Königspalast zurückkehren?
Doch schon hatte ihn seine eigene Hundemeute gestellt, umzingelte ihn. Sie packten ihn von allen Seiten und stöhnend sank das edle Tier in die Knie. Schnell waren seine Jagdgefährten heran, die ihren Herrn riefen und bedauerten, dass er nicht das Jagdglück der Hunde miterlebte.
Doch der sterbende Hirsch wandte noch einmal sein Haupt und endete sein Leben unter den blindwütigen Bissen der Hunde.
Das Foto «Aktaions Death» stammt von Wikipedia User Japiot und steht unter der Creative Commons License.
Als unser Schiff am Abend wieder im alten Hafen von Mykonos anlegt, hat sich die Sonne schon längst unter den Horizont verzogen (wir sind ja bereits im Oktober) und der Himmel flammt rotglühend.
Bleibt in der Liebe,
haltet zueinander und pflegt eure Kontakte!
Und: passt gut auf euch auf!
Eure
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