Schon beim ersten In-Sicht-Kommen ihrer um den Hafen herum gruppierten altstädtischen Häuser, freut sich Claudia wieder so, wie wir es bereits von Trogir her kennen. Ja, Hvar ist bereits von Weitem als anmutige mediterrane Kleinstadt zu erkennen. Wir wissen, dass Hvar kaum Liegeplätze anbietet und bemerken bei der Einfahrt in das Hafenbecken, dass bereits zwei Segler erkundend kreisen. Wir lenken Cleo schnell zu einer der beiden freien Bojen auf der dem Kai gegenüberliegenden Seite des Hafens, bevor diese von nachkommenden Yachten belegt werden. Direkt neben uns macht gerade ein älteres Schweizer Seglerpaar mit ihrer ganz neu scheinenden Nauticat fest. Den ganzen Vormittag hätten sie bereits gegenüber an dem kleinen Eiland geankert und auf das Freiwerden einer Boje gewartet. Wir haben also Riesenmassel, so schnell an die Reihe zu kommen. Mit den Liegeplätzen und auch dem Wetter hatten wir bisher immer Glück. Das kann ja schon so fast gar nicht mehr weitergehen und so kommt es auch. Ausgerechnet hier, auf der „Sonneninsel“ Hvar, überraschen uns dunkle tiefhängende Wolken, die über mehrere Tage ihre nasse Last auf uns herabprasseln lassen werden. Der Plan war, die Insel einen Tag nach unserer Ankunft bereits wieder zu verlassen, um nach ein paar Spaziergängen sowie Foto- und Videoaufnahmen den verschobenen Besuch von Biševo und der blauen Grotte nachzuholen. Doch die Filmaufnahmen werden nur grau aussehen und so nehme ich hier vorweg, dass wir letztlich insgesamt drei Nächte in diesem unruhigen Hafenwasser verwarten.
Um die Zeit zu verweilen nutzen wir die vielen gemütlichen Restaurants und Konobas, die oft mit großen Schirmen überdacht sind. Sie sind lebhafte Treffpunkte der Leute. Die Hvarianer sind auf den Andrang vorbereitet: Es gibt die Auswahl auf designerähnlichen Stühlen zu sitzen oder in gemütlichen Rattansofas zu versinken. Wir zwei bleiben in einer Pizzeria mit einladenden Rattansesseln hängen und beobachten von da aus die vorbeieilenden Regenschirme mit ihren teilweise ganz schön durchnässten Trägern.
Das Wasser, das uns der Himmel schenkt, wird in dieser Menge zur Plage. Straßen und Plätze sind überflutet, viele Flaneure haben sich ihrer Schuhe und Strümpfe entledigt und staken mit hochgekrempelten Hosen durch kleine strömende Bäche.
Hvar ist eine anmutsvolle Stadt, an deren Hafen sich unmittelbar steile Hänge anschließen. Deshalb wurden die Gebäude eng an die Felsen gebaut und als Zuwege führen zahllose Treppen zu den Häusern. Die Stufen erscheinen jetzt wie extra angelegte Katarakte, durch die Wasserfälle ihre Wassermassen zu Tale schicken. – Doch selbst in dieser Ausnahmesituation verbreitet die Kulisse der Häuser ihren zauberhaften Charme und so ist es schließlich nicht weiter tragisch, dass wir unseren Aufenthalt an diesem inspirierenden Ort wetterbedingt verlängern.
Für Spazierfreudige gibt es herrliche Wege, welche beidseitig der Stadt an der Küste entlang führen. Der Weg links führt mit ständigem Blick auf das Meer und das Leuchtturminselchen Pokonji Dol bis zu der schönen Badebucht Križni Rat, an der auch eine Konoba für das leibliche Wohl sorgt. Ebenfalls habe ich dort zwei gelbe Bojen gesehen, die sicher zur Konoba gehören und an denen Boote gut festgemacht werden können.
Rechts von Hvar erwandern wir einen ebenfalls sehr gut ausgebauten Weg bis zu einer kleinen Bucht, an der eine kleine Mole als Anleger für Boote existiert. Am Wege locken Restaurants mit gemütlichen Sitzgelegenheiten, in denen man sich bei einem kolossalem Panorama eine Pause gönnen kann. Wie bei dem aus dem Jahre 1930 stammenden Badehaus, wo wir bei feudal wirkendem Ambiente einen Kaffee trinken. So nutzen wir die Gelegenheit des trüben Wetters, Entspannung zu finden und unser Reisetagebuch zu schreiben.
Am Hafen von Hvar bekommen Touristen alles, was den Aufenthalt angenehm macht. Wir finden hier Geschäfte für kleine Einkäufe und wühlen an den aufgebauten Marktständen nach Mitbringseln für unsere Lieben. Über Hvar legt sich im Juni und Juli ein blauer Lavendelteppich und so nimmt es auch kein Wunder, dass wir an vielen wohlriechenden Lavendeldüften vorbeikommen, die in farbige Säckchen verpackt verkauft werden. Auch wird origineller Modeschmuck präsentiert, was ganz sicher die Eine oder Andere zu einem Kauf verführen wird. Ausflugstouren mit Schiffen auf die Nachbarinseln werden angeboten und es gibt die Möglichkeit, ein Boot mit einem kleinen Außenborder zu leihen. Mit diesem fährt man dann auf die gegenüberliegenden Pakleni-Inseln, die "Teufelsinseln" und kann in einer der wundervollen Buchten Badespaß haben. Wer sich lieber chauffieren lassen möchte, kann sich von einem der Taxiboote zu den Inseln bringen lassen.