26. Juni 2009

Die Strasse der Kastelle …

… ist gar nicht so einfach zu finden. Straßen finden wir genügend, jedoch hapert es gleich schon mit dem ersten Kastell. Ihr solltet an dieser Stelle vielleicht erfahren, was unser Reiseführer dazu schreibt:

Hinter Trogir verläuft parallel zur Magistrale, aber näher an der Küste die „Straße der Kastelle“ bis nach Split. Als das osmanische Reich im 16. Jahrhundert seine Macht bis an die Grenze von Split und dem Kozjak-Gebirge hatte ausdehnen können, hielten der Adel und die Kirche ihren Landbesitz für gefährdet. Patrizier und Bischöfe der Spliter Gegend ließen entlang der Küste zahlreiche Kastelle bauen, die nicht nur den Ernteertrag schützen sollten, sondern …
Quelle: Freude am Reisen: Kroatien – Adriaküste, Nelles Verlag 2001

Und nun schaut Euch mal unsere die Straßenkarte dazu an (siehe Foto). Danach sollte keines der Kastelle schwer zu finden sein, nicht? Wir beginnen aus Richtung Split kommend mit dem Kaštell Sucurac. Da Ihr ja nun nach Studium des Kartenausschnittes auch wisst, dass zu jedem Kastell ebenfalls ein Ort gehört, kann es ja nicht mehr schwer sein. Wir biegen also in den Ort Kaštell Sucurac ein und nun beginnt unsere Suche. So ein Kastell als Sehenswürdigkeit sollte ja wohl ausgeschildert sein. Fehlanzeige. Wir fahren so nah ans Meer wie möglich und schauen die Küste entlang. So ein paar Wehrtürme sind doch nicht zu übersehen! Doch hier, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Split, sehen wir nur die turmartigen Bauten von Chemieanlagen.

Die Straße der Kastelle in der Karte

 

Als typischer Mann mit „Frage-Scheu“ überwinde ich diese und frage ein paar Teenager-Schulmädchen, die an einer Bushaltestelle auf solche Fragen zu warten scheinen. „I’m looking for Kastell Sucurac. Where is it?“ – „Here, just here.“ – „Haha, here! – Kastell is same like castle, isn’t it? So where are the towers?“ Kicher, Gegacker, dann die Rückfrage: „Ahm – What towers?“ – „I think, a castle should have towers. And here is Castle Sucurac. So where is the old building with the towers?“ – Noch mehr mädchenhaftes Gekicher, lauteres Gegacker, einige der Mädchen drehen sich weg und gestikilieren in Richtung der anderen (seh‘ ich doch genau!). „Here is no castle.“ Punkt. Jetzt kommt nichts mehr von den Mädchen, die halten mich ganz sicher für total bekloppt. Nach meinem „OK, bye“ fahre ich die Seitenscheibe des Seat wieder hoch und sinniere mit Claudia über die heutige Jugend, die ganz offensichtlich nicht ihre Heimat kennt. Schlimm, schlimm. Und den Männern, die auch nie nach dem Weg fragen, pflichte ich insgeheim bei. Bringt ja nichts!

Die Auflösung meiner Frage bekommen wir später von einem älteren Einheimischen, der uns alle Kastelle der Reihe nach auflistet und uns an der Küste die jeweiligen Entfernungen zwischen ihnen nennt. Die Erklärung, warum nicht alle Kastelle auffindbar sind: nicht jedes der Kastelle ist erhalten und zum anderen erzählt er uns das gerade in Kaštell Stari, wo wir vor jetzt gerade direkt vor dem Kastellgebäude stehen. Es ist ein einfaches langes Haus, an dem der Schriftzug Dalmatijavino, Dalmatien-Wein, prangt. Wer hätte das gedacht! Und ich suche nach den tollsten Festungen, Burgen, Schlössern, Wehranlagen, Verließen und was meine „historische Fantasie“ sonst noch hergibt!