09. Juni 2011

Ithaka – Die Insel des Odysseus

Ithaka wurde bisher vom gro­ßen Tou­rismus noch nicht be­ein­flusst: Yachten er­reichen die Insel und ein paar Ruck­sack­touristen. Einige Tages­tou­risten kom­men manch­mal vom ge­gen­über­lie­gen­den Kefalonia. So blieb die Insel wenig bevölkert.

Südküste Ithakas von oben. Im Hintergrund sehen wir die kleine Insel Atokos Blick von der Mitte Ithakas hinüber nach Kefalonia
Blick vom Südende der Insel. Im Hintergrund sehen wir die kleine Insel Atokos Blick von der Mitte Ithakas hinüber nach Kefalonia

Ithaka ist als Heimat des Odysseus bekannt. Dem Held von Troja wurden vom Meergott Poseidon schwere Strafen auferlegt und so irrte er viele Jahre auf dem Meere durch schwere Gefahren, bevor er seine Heimat wiederfand. Seinen Palast musste er als Bettler verkleidet betreten und die maßlosen Freier seiner Frau Penelope besiegen, bevor deren beider Liebe ihr Happy End fand.

Odysseus-Büste in Vathí THomas und Claudia; im Hintergrund ist die Bucht von Vathí zu sehen
Odysseus-Büste in Vathí Im Hintergrund ist die Bucht von Vathí zu sehen
Weißgetünchte Kapelle mit Ziegeldach, davor ein Olivenbaum Weißes Haus, blaue Fensterläden
Kirchlein unterhalb des Aëtos. Haus in der Peripherie von Vathí

Die nur 22 Kilometer lange Insel ist ein Paradies für Wandersleute, doch ist ein geländegängiger Wagen angemessen, um bis zum Startpunkt der Wanderung zu fahren.

Wir durchstreifen heute den Süden der Insel, dessen Wiesen wunderbare Blicke über die Buchten der Küste bis zur kleinen Insel Athokos freigeben. Die Natur scheint hier unberührt, wo fremdartige Gewächse den steinigen Boden durchdringen.

Hier im Süden Ithakas erlebte Odysseus seine Rückkehr: er traf den treuen Schweinehirt Eumaos, der unterhalb der Kórakosfelswand (“Rabenfels”) seine Ställe bewirtschaftete und Schweine in der Marathiásebene hielt.

Weiter Richtung Mitte der Insel erhebt sich der Berg Aëtos (“Adlerberg”), auf dem der ehemalige Standort des Odysseuspalastes vermutet wird. Eine Kapelle findet sich in Sichtweite der Straße. Man läßt das Gebäude links liegen und findet nach einer abgesperrten kleinen Ausgrabungsstätte den Aufstieg zum Berg des Odysseus. Der steile Hügel ist anstrengend, am besten im Schatten eines späten Nachmittags. Die Aussicht von oben ist grandios, was sie auch sein sollte, denn durch den mühsamen Aufstieg wird er dem Wanderer nicht geschenkt. Schon der Trojaforscher Heinrich Schliemann wußte davon zu berichten:

Die Besteigung des Aëtos ist für einen Fremden, besonders während der großen Sommerhitze, mit vielen Schwierigkeiten und Beschwerden verbunden, weil er, in Winkeln von 45 bis 50 Grad sich erhebend, mit Steinen wie besät ist, und man in Ermangelung eines Weges sich oft auf allen Vieren weiterhelfen muss.

Aber die Eingeborenen, welche an das Erklettern der Felsen gewöhnt sind, besteigen den Aëtos ohne die geringste Beschwerde und bebauen sogar den ganzen Berg bis zum Gipfel überall, wo sich nur Erde zwischen den Steinen zeigt …

Heinrich Schliemann: Ithaka, der Peloponnes und Troja, 1868

Blick von auf die Bucht von Vathí
Blick auf die Bucht von Vathí

Blick auf die Bucht und den Hafen von Stavros leicht verwitterter Inneraum einer Kapelle. Die Iknen sind jedoch in Ordnung.
Blick auf die Bucht und den kleinen Fischerhafen von Stavros Kapellchen beim Hafen von Stavros. Das Gebäude ist ohne eigenes Dach, und mit teilweise zerstörten Seitenwänden. Doch als Fürbittort für die hinausfahrenden Fischer erfüllt es weiterhin seinen Zweck.

Vom Hafen Stavros bereitete der listenreiche König seine Flotte für den kommenden Feldzug gegen Troja vor. Heute legen friedliebende Fischer an und Yachten gehen vor Anker.

Blick vom Kirchturm Exogi auf die Nordbucht Ithakas Turm, der wie aus unterschiedlich großen aufgeschichteten Mühlsteinen ausschaut
In Exogi kann der Kirchturm bestiegen und eine phänomenale Aussicht auf das Dorf und die Bucht genossen werden. Ein einheimischer Künstler baute hinter dem Friedhof von Exogi diesen Turm, von dem niemand weiß, was er bedeutet

Vom Bergdorf Exogi hat man einen schönen Blick auf die Nordbucht der Insel. Sicher geschützt vor Piratenüberfällen errichteten es die Insulaner hoch an den Hängen des Neios.

 

Ein sehr schönes Gedicht von Konstantinos Kavafis. Es trägt den Titel Ithaka und spielt auf die Odyssee an. Doch von der geographischen Insel Ithaka handelt das Gedicht in Wahrheit nicht:

Ithaka
Brichst du auf gen Ithaka,
wünsch dir eine lange Fahrt,
voller Abenteuer und Erkenntnisse.
Die Lästrygonen und Zyklopen,
den zornigen Poseidon fürchte nicht,
solcherlei wirst du auf deiner Fahrt nie finden,
wenn dein Denken hochgespannt, wenn edle
Regung deinen Geist und Körper anrührt.
Den Lästrygonen und Zyklopen,
dem wütenden Poseidon wirst du nicht begegnen,
falls du sie nicht in deiner Seele mit dir trägst,
falls deine Seele sie nicht vor dir aufbaut.

Wünsch dir eine lange Fahrt.
Der Sommermorgen möchten viele sein,
da du, mit welcher Freude und Zufriedenheit!
In nie zuvor gesehene Häfen einfährst;
Halte ein bei Handelsplätzen der Phönizier
Und erwirb die schönen Waren,
Perlmutter und Korallen, Bernstein, Ebenholz
Und erregende Essenzen aller Art,
so reichlich du vermagst, erregende Essenzen,
besuche viele Städte in Ägypten,
damit du von den Eingeweihten lernst und wieder lernst.

Immer halte Ithaka im Sinn.
Dort anzukommen ist dir vorbestimmt.
Doch beeile nur nicht deine Reise.
Besser ist, sie dauere viele Jahre;
Und alt geworden lege auf der Insel an,
reich an dem, was du auf deiner Fahrt gewannst,
und hoffe nicht, dass Ithaka dir Reichtum gäbe.

Ithaka gab dir die schöne Reise.
Du wärest ohne es nicht auf die Fahrt gegangen.
Nun hat es dir nicht mehr zu geben

Auch wenn es sich dir ärmlich zeigt, Ithaka betrog dich nicht.
So weise, wie du wurdest, in solchem Maße erfahren,
wirst du ohnedies verstanden haben, was die Ithakas bedeuten.