Text Hinterseite
Wieder mal ein Buch, bei dem wir den “zweiten Teil” vor dem ersten lesen (wir taten so etwas bereits bei Zartbitter ist das Glück und Das Lied des Ozeans).
Das macht uns hier allerdings kaum etwas aus, da das Buch mit dem dreiseitigen Kapitel Was bisher geschah … startete,
in dem wir das Wichtigste des bisherigen Geschehens erfahren, damit auch die wiederkehrenden handelnden Personen und deren Beziehungen untereinander für das Verständnis unserer Meinung nach ausreichend vorgestellt bekommen.
Das Buch startet inmitten der Farbenpracht der Riviera im Jahre 1938 und endet 1945 mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Schnell jedoch verschwindet die Leichtigkeit des Seins und die Schwere des Krieges tritt in den Vordergrund.
Was folgt ist eine Zeit der Unfreiheit.
Die Angst der nach Italien und Frankreich geflüchteten deutschen Juden, jederzeit deportiert zu werden, ist deutlich zu spüren.
Die Umschlaggestaltung hebt sich postiv aus der Masse heraus, das Buch fühlt sich in den Händen angenehm an.
Farbwahl und Details passen gut zur beschriebenen Epoche.
Das Titelbild hat Seriencharakter – klar, ist es doch “Teil 2” einer Geschichte.
Nebenbei erhalten wir interessantes, aber auch schockierendes Wissen vom Staatsvorgehen gegenüber den Juden aus der Nazizeit.
Beispiel:
Die Juden in Deutschland durften demnach ihren Kindern nur mehr Namen geben, die besonders fremdartig klangen und sich von üblichen deutschen unterscheiden – ob Ezekiel oder Mordechai oder eben Efraim.
Die Bedeutung einer Reihe weiterer Zitate aus dem Buch scheinen mir symptomatisch für die Zeit unmittelbar vor dem Beginn eines Krieges:
“Warum wird denn so viel Geld in Rüstung gesteckt, wenn es keinen Krieg gibt?”
(Frage von Salome an ihren die Kriegsvorbereitungen verdrängenden Vater im Jahr 1939, noch bevor der Krieg ausbrach)
… die Lieder, die ihr die Hitlerjugend entgegenschmetterte …
Und mögen die Alten auch schelten,
So laßt sie nur toben und schrei’n,
Und stemmen sich gegen uns Welten,
Wir werden doch Sieger sein.
(Kriegsbesoffenheit, in den Wind schlagen der Mahnungen der Älteren); dritte Strophe aus dem Lied «Heute gehört uns Deutschland»]; Text und Musik: Hans Baumann
Der Halleplatz war nun der Adolf-Hitler-Platz, die Forsterstraße nun die Horst-Wessel-Straße, der Bebelring …
(Umbenennungen von Straßen, Plätzen und öffentlichen Einrichtungen durch die totalitäre Regierung)
Im Zusammenhang mit den Deportationen von (geflüchteten) deutschen Juden aus dem besetzten Frankreich gibt es den Posten eines Rückführungsbeauftragten.
Klingt so harmlos, doch was ist die Aufgabe dieses “Rückführungsbeauftragten”?
Naja, ihr könnt es euch wahrscheinlich denken …
Erinnerungen an vorangegangene Lektüren
Bei diesem Riviera-Buch drängten sich mir drei andere Bücher in den Sinn, die ich bereits hier rezensierte.
Es ist der Roman Schöne Ruinen, in dem allerdings nur der italienische Teil der Riviera eine Rolle spielt (Cinque Terre), in dem die Riviera der Vergangenheit dargestellt wird: 1962.
Das zweite Buch ist Das Buch von der Riviera, wo die beiden Kinder von Thomas Mann, Erika und Klaus Mann, die Riviera im Jahre 1931 sehr inspiriert beschreiben.
Dann noch Die Fliederinsel, die allerdings auf der Dänischen Insel Fünen spielt.
Jedoch ist hier der Bezug die Flucht von deutschen Juden aus dem immer radikaler werdenden Nazideutschland die Schnittmenge in der Handlung.
Fazit
Das Buch ist bezüglich der Kriegs-Rahmenhandlung spannend geschrieben (im Gegensatz zu Claudias Meinung, siehe unten), die Geschichte recht umfangreich, trotzdem klar und verständlich.
Doch zieht sich eine graue, traurige Stimmung durch die Seiten und die Grausamkeit des 2. Weltkriegs wird einem wieder einmal vor Augen geführt.
Es ist aber auch ein Buch der Widersprüche: einerseits die Schönheit und magische Anziehungskraft der Riviera, andererseits die beklemmende Geschichte über die Flucht einer jüdischen Familie vor den deutschen, den italienischen und letztlich auch den französischen Nazis.
Claudias Fazit
Claudia hat natürlich ihre eigene Meinung zu dem Buch
Für micht eindeutig enttäuschend.
Leider kann ich es nicht anders formulieren.
Von Anfang an hat es mir an Gefühlen und Emotionen gefehlt.
Das zog sich das ganze Buch hindurch, auch wenn ich zwischendurch immer mal wieder hoffte, jetzt wird es diesbezüglich spannender.
An Spannung hat es mir deshalb zu sehr gefehlt, der Krieg war mir einfach zu vordergründig, alles andere verdrängend.
Auch die Handlungen den Krieg betreffend waren mir zu ausführlich, was zusammen mit der fehlenden gefühlsmäßen Verbindung zu wenigstens einem der Protagonisten bei mir auch ein wenig zur Langeweile führte.
Sicher war dieser Krieg schrecklich und es gab zu viele Opfer, in jeder Hinsicht.
Aber ich hatte erwartet, dass die Liebe am Ende doch das Wichtigste ist und somit siegt.
Die Autorin hat zwar einen guten Schreibstil, die (Ab-)Sätze beschreiben die Situation(en) sehr gut, doch mit den zu flachen Emotionen blieb das Ganze dann dennoch zu oberflächlich.
Die Protagonisten des Buches haben alle ihre Ecken und Kanten, doch ich konnte mich mit niemanden so richtig verbinden und deswegen auch nicht wirklich mitfühlen.
Lediglich für Ornella hatte ich Mitgefühl (der allerdings nicht der meiste Raum in diesem Buch zugewiesen wurde), weil sie aus tiefer Liebe viel ertragen hat und ihre Zuversicht so groß war, dass sie glaubte, ihre Liebe zu Felix würde von ihm eines Tages erwidert werden.
Letztlich bewies sie von allen die größte Stärke, auch ihrer kleinen Tochter Marie gegenüber.
Da wir das erste Buch nicht gelesen haben, konnte ich auch die Freundschaft zwischen diesen beiden Frauen, also Ornella und Salome, nicht ganz erfassen.
Es gab zudem kein Happy-End, so wie ich es mir nach all dem Leid erhofft habe.
Das Ende blieb stattdessen offen, so nach dem Motto: vielleicht kommt noch ein weiterer Teil zu dieser Riviera-Reihe.
Schade.