22. August 2009

In Italien – Können wir noch weiter?

Bella Italia! Wegen unserem Unfall am Ankerplatz eine Nacht zuvor kommen wir jetzt schon früher nach Italien. Slowenien „überspringen“ wir quasi, werden es selbstverständlich nachholen. Denn es ist nicht weit von unserem ersten Anlaufpunkt in Grado. Aber lest selbst!

Claudia legt die Hand auf meine, die wiederum auf der Pinne ruht: ich weiß, alles ist gut. Die letzte Nacht wird uns in Erinnerung bleiben, doch bestimmt nicht das Segeln verleiden. Wir sind auf Kurs 300 Grad, das ist die Strecke der Bucht von Piran nach Grado in Italien. Dort hoffen wir auf Hilfe für unseres angeschlagenes Segelschiff.

Grado liegt in einer Lagune. Wir machen uns auf seichtes Wasser in der Nähe der Küste und auch der Hafeneinfahrt gefasst. Unser Echolot funktioniert wegen dem Stromausfall an Bord nicht. Wir werden uns deshalb exakt an die Angaben in der Seekarte und dem Hafenhandbuch halten.

Marienstatue in der Einfahrt nach Grado
Marienstatue in der Einfahrt nach Grado: bis in die Lagune hat sie uns gut geführt
Während wir langsam innerhalb der beidseitig des Fahrwassers befestigten Dalben fahren, erblicken wir rechter Hand den Sandstrand von Grado. Sandstrand gibt es in Kroatien selten, bestenfalls Kiesstrand. Brechend voll ist dieser Sandstrand. Voll von Sand natürlich, doch auch voll von Badegästen.

An der Einfahrt zur Marina legen wir längsseits am Schwimmsteg an, so wie es im Hafenhandbuch beschrieben ist. Denn wir müssen zuerst einen Liegeplatz zugewiesen bekommen. Von Gegenüber winkt der fahrradunterstützte Marinero, noch bevor wir die Leinen festmachen können. Gut, legen wir also sofort wieder ab. Das geht unerwarteter Weise gar nicht leicht, das Boot erscheint auffällig träge. Dieses Verhalten hatten wir noch nicht.

Ungewöhnlich zäh und langsam bewegt sich unsere Segeldame vom Steg weg, als hänge sie an einer Gummischnur. Die Drehzahl lässt sich wie gewohnt erhöhen, das spüre ich. Auch wenn der Drehzahlmesser selbst seit dem Blitzeinschlag letzte Nacht ebenfalls nicht mehr funktioniert. Die Schraube ist also frei. Dann kann das nur heißen, dass der Kiel feststeckt: er schneidet sich mühsam seinen Weg durch den Schlick. Die Anweisung mit dem Anlegen am Schwimmsteg war für unser Kielboot also kein so guter Tipp (trotz einem Tiefgang von nur 1,40m).

Das Boot schwimmt sich letztlich frei und wir steuern rückwärts in die zugewiesene Box zwischen zwei Dalben. Der Marinero nimmt unsere Achterleinen entgegen und weist uns sofort darauf hin, dass wir unser Schiff mit den Vorleinen an den beiden Dalben festmachen müssen. Stimmt – das hatten wir bisher noch nicht, denn in Kroatien werden Murings für das Verzurren des Vorschiffs verwendet. Der Marinahelfer bleibt solange dabei, bis unsere Cleo schön ordentlich vertäut ist.

Claudia am Strand von Grado
Grado: Strandspaziergang an der Costa Azzura
Die Marina begeistert uns vollends. Wir liegen absolut ruhig, auch über mehrere Tage. In der Nähe des Eingangs sind viele Grünpflanzen um einen Springbrunnen gruppiert, alles unter dem Schatten eines Hauses. Daneben stehen Sitzgelegenheiten aus Rattan. Wir fühlen uns fast wie nach Südostasien versetzt. Die sanitären Anlagen sind sehr ordentlich und sauber. Sogar das elektrische Licht geht beim Reingehen in die Räume automatisch an. Und das alles für nur vierzig Euro in der Hochsaison für unsere neun Meter dreißig lange Cleo. Nur ist relativ gemeint: natürlich sind vierzig Euro ein Haufen Geld für’s Liegen in einer Marina. Doch verglichen mit den Preisen der meisten kroatischen Marinas ist es doch sehr günstig. Die letzte Marina in Kroatien, Vrsar, berechnete uns dreihundertdreiundvierzig Kuna die Nacht, das sind achtundvierzig Euro. In Mali Losinj war es dagegen recht günstig, wir bezahlten letztens ebenfalls nur vierzig Euro pro Nacht. Das dann allerdings neun Nächte lang wegen der langdauernden Reparatur. An die Marinapreise in Zadar (neunundfünfzig Euro bereits im Mai!), Korčula und ähnliche möchte ich gar nicht erst denken. Und dabei wird sich noch herausstellen, dass wir mit der Marina Porto San Vito eine der teuersten hier im Gebiet erwischt haben.

Eine Werkstatt ist ebenfalls vorhanden. Ich schlendere einfach mal so über das Werksgelände dieses Betriebes. Sieht alles top akkurat, aufgeräumt und sauber aus, obwohl die Schiffshandwerker an allen Ecken gerade fleißig zu Gange sind. Da wird sich unserer Vercharterer freuen, denn der will sich selbst um die Sache mit der Schiffsreparatur kümmern. So haben wir es vereinbart, denn der Blitzschaden soll korrekt repariert werden. Alles muss genauestens geprüft werden. Der Vercharterer weiß zu berichten, dass eine Woche zuvor ein Blitzeinschlag bei einem in Ilovik liegendem Schiff unter anderem die Rumpf-Kiel-Verbindung beschädigt hatte.

Jetzt ist die Zeit für eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die im Grunde bereits vom Blitz getroffen wurde. Sollen wir Cleo’s Elektrik notdürftig flicken lassen, um mit dem Schiff schnell weiterziehen zu können? Was ist noch defekt, was nicht sofort sichtbar ist, uns nach unseren bisherigen Erfahrungen letztlich aber doch wieder einholen wird?

Das Schiff wird also länger auf dem Trockenen bleiben. Die ganze Palette: Gutachter, Versicherung, Reparatur, Abnahme, …

Für uns bedeutet das: Segelreise beendet.

Cleo auf dem Trockendock
Cleo auf dem Trockendock in der Marina Porto San Vito
Hat die Armbanduhr unter der zerbrochenen Leuchte über Claudia’s Koje nicht auch ein deutliches Signal gegeben? Drei Minuten vor zwölf! Oder bin ich da zu abergläubisch?

Und so besuchen wir unsere noch offenen Ziele in Slowenien und Italien mit dem PKW. Der steht jetzt noch in Mali Losinj, doch unser Vercharterer kommt von dort mit unserem Auto zu uns nach Grado, so dass wir wieder mobil sind.

Doch etwas fällt jetzt ins Wasser, worauf ich mich schon so gefreut hatte. Es sind die Ziele Pula mit den römischen Hinterlassenschaften wie dem berühmten Amphitheater. Und die nahe bei Pula gelegenen Brioni-Inseln mit dem Nationalpark. Das hätten wir laut Plan A bereits nach unserer Abfahrt von Mali Losinj Anfang August gemacht. Doch schnell stellten wir fest, dass die Gegend jetzt Hochsaison hat. Viele Italiener kommen übers Meer und verbringen ihren Urlaub in Kroatien, besonders auch in Istrien. Auf unserer Rückfahrt mit Cleo von Slowenien und Italien im September ist es dort anders, ruhiger. Diese Zeit wollten wir nutzen für Pula und Brioni. Doch diese Rückfahrt wird es nun nicht mehr geben.

Somit heben wir uns also mindestens ein großes kroatisches Ziel für die Zukunft auf.

Claudias Fazit
  Grado, 12.August 2009

Unvorhersehbare Ereignisse

Nachdem am 25. Juli das Problem mit dem Impeller auftrat und anschließend noch ein weiteres Motoproblem hinzukam, entschieden wir uns für die anstehnde Reparatur, zu unserer Ausgangsmarina in Mali Losinj zu segeln. Auf Iz fanden wir keine passende Hilfe für unser Schiff (siehe auch Iz – Der Motor fällt schon wieder aus oder: Eine Werkstatt in Rente?), dachte ich mir, dass unser Schiff in Mali die beste Hilfe bekommen könnte, da Cleo dort bekannt ist.

Leider stimmte das dann nicht so, es gab auch dort Probleme, wie Thomas ja schon beschieben hat (siehe Mali Losinj – Werkstattgeschichten: Was lange währt …).

Trotz all dem Stress und der Unannehmlichkeiten freute ich mich auf Mali. Gleich nach unserer Ankunft in Mali spürte ich ein bisschen etwas von „zu Hause“. Vielleicht, weil hier die Cleo zu Hause ist und wir im Mai von hier aus gestartet sind? Oder auch, weil hier unser fast elfjähriges Auto auf uns wartete, was ja auch ein Stück zu Hause bedeutet. Mit dem PKW konnten wir ein wenig die Gegend erkunden.

Ein Tag hat mir ganz besonders gefallen, als wir per Zufall beim Kaffeetrinken einen Kroaten kennen lernten. Er war zusammen mit einer Bekannten unterwegs auf dem Weg zu einer Pilgerstätte in Mali Losinj. Ich fragte nach dem Weg dorthin und er bot uns an, mit ihnen mitzufahren. Bis in den Nachmittag hinein verbrachten wir den Tag dann gemeinsam. Wir führten gute Gespräche über Gott und die Welt (er spricht fließend deutsch) und entdeckten auch noch einige Ecken von Mali, zu denen wir alleine nie gefunden hätten.

Nach neun Tagen Aufenthalt in Mali, bedingt durch die Werkstattgeschichten, ging es endlich wieder raus aufs Meer zu neuen Abenteuern. Diese Abenteuer sollte ich dann auch prompt bekommen, und zwar in der Nacht zum 10. August. Da Thomas den Wetterbericht im Internet studierte und nach seinen „Studien“ nur Schwachwind für die besagte Bucht anlag, dachte ich an nichts Böses. Thomas hat schon alles berichtet (siehe Drei Minuten vor zwölf: ein tiefer Einschnitt in unseren Törn ), also bleibt mir nur noch Folgendes zu sagen: Ich habe mich überhaupt nicht gut gefühlt in dieser Nacht und geriet schon etwas in Panik und Angst.

Doch das Wichtigste bei so einer Geschichte ist letztlich immer der Ausgang und der war letztlich gut. Denn unsere Schutzengel passten gut auf uns auf. Und vom Campingplatz erhielten wir alle erdenkliche Hilfe.

An dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön an alle Helfenden.

Ende gut – alles gut!

 

Für Skipper
 
Marina Porto San Vito in Grado: Unsere „Rundum-zufrieden-Marina“: freundliches Marinapersonal, gepflegte Toiletten und Duschen, sehr schöne Anlage mit ebenfalls sehr gutem italienischem Restaurant. Obendrein gibt es hier eine Waschmaschine und Schleuder. Eine Maschine voll kostete hier 3,50 Euro. Das Waschpulver war in vom Personal abgepackten Päckchen im Preis inklusive. Und wir laufen jetzt wieder pikfein durch Grado .

Der Preis pro Nacht ist für hiesige Verhältnisse mit 40,- Euro offenbar teuer. Man kann u.U. für wesentlich weniger am benachbarten Segelclub liegen (wenn die gerade Platz haben). Allerdings schaukelt es dort etwas. Eine weitere Alternative ist die ebenfalls benachbarte Marina San Marco, bei der man für etwa die Hälfte (!) vom Porto San Vito Preis mit seinem Schiffchen nächtigen kann. Eine weitere Alternative bietet die Marina di Aquileia in Aquleia (etwas weiter die Lagune reinfahren). Dort kostet es ebenfalls nur halb soviel wie in Porto San Vito.

Hier wurde unsere Cleo aus dem Wasser geholt und in der angeschlossenen Werkstatt repariert.

Leider erlebten wir hier keine Weiterfahrt mehr mit unserem Schiffchen; zu lange dauerte die Reparatur (Versicherungen, Gutachter). Der Vercharterer nahm die Sache in die Hand und hat natürlich eigene Interessen. Wenn Ihr unsere Cleo irgendwann einmal seht – warscheinlich verbleibt sie in norditalienischen Gewässern – dann grüßt sie von uns!.