– Sechster Tag –
Während unserer Filmarbeiten fahren wir über die gesamte Insel, jeden interessanten Punkt möchten wir sehen. Allerdings vernachlässigen wir oft gerade unseren “Stützpunktort”, dort wo unser Hotel oder die Unterkunft eben ist. Doch heute werden wir das durchbrechen und verbringen fast den ganzen Tag in Puerto de la Cruz (). Wir werden tun, was viele Touristen tun: in schicken Bars sitzen, dabei die Flanierenden beobachten, den Straßenhändlern zuschauen und den einen oder anderen Kaffee genießen.Ein kleiner Rundgang – um sich eben diese Kaffees zu verdienen – führt uns durch das altstädtische Zentrum, es ist fast alles Fußgängerzone. Wir bewundern die schönen Holzbalkone und die massiven Holztüren, beobachten die Zeitungsleser an der Plaza de la Iglesia vor der Kirche Nuestra Señora und die Kinder auf dem Schulweg.
Am Montag Abend spielen in einem der ältesten Hotels der Stadt, dem Hotel Marquesa, Migue und Santiago, die zwei Voce Canarias ihre leidenschaftlichen und traditionellen Lieder. Das Hotel steht neben der Kirche Nuestra Señora de La Peña und wurde 1712 errichtet. Alexander Humboldt wohnte bei seinem Aufenthalt 1799 dort als Gast.
Je mehr man sich wieder dem Meer und der Strandpromenade Avenida Colón nähert, desto mehr häufen sich Restaurants. Wir werden angesprochen, uns zu setzen, doch es wird nie aufdringlich. An der Promenade setzen wir uns dann doch und beobachten eine Künstlerin, die zum Aufbau ihrer Staffeleien und Bilder bestimmt eine halbe Stunde benötigt. Nicht weil es so massenhaft viel Material wäre. Nein – sie hat Zeit, redet zwischendurch immer wieder mit einem danebenhockenden Landsmann. Keine Hektik. Man lebt auch so.
Unschwer zu finden ist von hier die Abfahrtsstation des knallgelben Loropark-Zuges, der kostenlos zum Loropark fährt. Denn der Park liegt am Stadtrand von Puerto de la Cruz, doch in dieser Attraktion waren wir ja schon.
Lago Martiánez heißt der Swimmingpoolkomplex am Meer, der von Cesár Manrique in den 70ern gestaltet wurde und durch seine damals bahnbrechenden Formen selbst heute noch attraktiv erscheint. Vergleicht man man diese Poollandschaft mit modernen Pools in heutigen Hotels, dann erkennt man die vorausschauende Architektur des Künstlers. Denn wie ihr wisst, legte man üblicherweise die Grundrisse von Pools der Hotelbauten in den 70ern Jahren meist genauso einfach an wie die oft hohen Gebäude selbst: viereckig und damit etwas langweilig.
Der letzte Feinschliff beim Streuen des farbigen Sandes: fast fotorealistisch sehen die Kunstwerke aus. |
Gegen Abend brechen wir in den Nachbarort La Orotava auf, denn Morgen wird dort das Fronleichnamfest gefeiert – übrigens immer genau eine Woche später als sonstwo auf der Welt. Auf der Plaza vor dem Palacio Municipal arbeiten Sandkünstler an einem großflächigen Bild. Mit farbigen Sand werden religiöse Motive in einer einzigartigen Perfektion dargestellt. Der Rathausplatz mit seinen 900 Quadratmetern wird dabei komplett mit Bildern aus Sand bedeckt. Die Streuarbeiten beginnen bereits vier Wochen vor den Fronleichnams-Feierlichkeiten!
Selbst am Vorabend der eigentlichen Prozession sind schon viele Kamerateams unterwegs. Auf deren Transport-Kleinbussen stehen Namen wie «TV-Canarias» und «Antena3 Televisión». Wir sind schon sehr gespannt, wie der morgige Tag in La Orotava verlaufen wird.