06. Dezember 2012

Gran Canaria: Las Palmas

– Sechster Tag –
Nennen die Canarios den Namen ihrer Inselhauptstadt, dann klingt er wie eine der Nachbar­inseln: La Palma. Denn eine Eigen­heit des Dialekts auf Gran Canaria ist das Weg­lassen der letzten Buchstaben, vornehmlich das ’s‘.

In der Hauptstadt fahren wir die lange Uferstraße Avenida Maritima () entlang – vom Stadtteil Vegueta nach Norden fast bis zur Halbinsel La Isleta. Dabei geht es vorbei am Yachthafen, dann ein dunkelbeiger Sandstrand, auf den wiederum der Industriehafen folgt.

Palmegesäumte Haupstraße

In einem Parkhaus hinter einem grünverglastem Bürohochhaus im Viertel Santa Catalina lassen wir das Auto stehen, besuchen die nahegelegene Markthalle Mercado del Puerto und laufen dann höchstens fünf Minuten bis zum vier Kilometer langen Strand Playa de las Canteras. Es ist der schönste Strand der Stadt, mit goldgelbem Sand und Reihen von Liegen und Sonnenschirmen. An der Uferpromenade reihen sich die Hotels. Eine sehr pragmatische Lokation für alle Urlauber, die gerne den Tag am Strand verdösen und anschließend die Nacht zum Tag machen wollen .

Hotelgesäumter Stadtstrand

Farbenprächtiger Ara-Papagei

Zum Altstadtviertel Vegueta holen wir unseren Mietwagen wieder aus dem Parkhaus, denn der Fußmarsch dorthin wird uns mit einer Stunde angegeben und von uns als zu weit empfunden. Ein freier Parkplatz in den besuchtesten Gassen der Stadt bleibt Illusion, doch glücklicherweise findet sich in unmittelbarer Nähe wiederum ein Parkhaus. Wir spulen unser Besichtigungsprogramm ab, wobei ich mich etwas länger im Museo Canario aufhalte. Es zeigt in einer aufwändigen Ausstellung die Geschichte der Guanchen, der Ureinwohner der Inseln. Ich sehe viele Mumien, eine Spezialität der Guanchen und dazu eine umfangreiche gruselige Totenkopfsammlung.

In der Altstadt sind dann noch die Sehenswürdigkeiten Kolumbushaus, der Parque San Telmo. Der Aufzug zur Aussichtsplattform der Kathedrale Santa Ana lohnt sich: wir haben einen wundervollen Blick über die Dächer bis zum Meer mit dem Hafen. Ebenso lohnt von hier die Sicht auf die andere Seite der Stadt mit dem Stadtteil Triana, der sich in farbigen Pastelltönen den Berg hinauf schmiegt.

Gelb-/Ockerfarbenes Gebäude mit prunkvollem Eingangsportal aus schönen Stuckarbeiten Frontseite einer zweitürmigen Kirche
Blick von der Kathedrale Santa Ana

Im altehrwürdigen Hotel Madrid werden wir mit Kaffee und einem Bier hervorragend bedient. Hier trifft sich viel spanische Prominenz. Doch auch Fotos vom Kapitän Ahab alias Gregory Peck zieren die Wände des Gastraumes. Teile des Films Moby Dick wurden auf Gran Canaria gefilmt und der Hollywoodstar wohnte dazumal in diesem Hause. Moby wäre auch noch da, versichert mir der Kellner: in der Tiefkühltruhe .

Schönes vierstöckiges Gebäude
Die Wände im Hotel Madrid schmücken Fotos der prominentesten Gäste des Hauses

 

Ein paar Runden drehen wir noch durch die Stadt, landen am späten Nachmittag wiederum in einem Hotel, dieses mit kolonialem Flair: das Hotel Santa Catalina. Man sitzt in Korbsesseln an Rattantischen zwischen Säulen und Palmen, beobachtet Geschäftsleute mit langen Zigarren zwischen den Zähnen und trinkt Cocktails. Zumindest wir genehmigen uns jeder einen. Als ich mit meiner Kamera den Gartenbereich filme, erschreckt mich jemand mit plötzlichem Geschrei hinter mir. Ich drehe mich um. Einer der etwas beleibteren Zigarrengeschäftsleute agiert mit wildem Armgefuchtel und kung-fu-ähnlichem Gehopse hinter mir herum und lacht bei seinem Schreien. Jetzt verstehe ich – mein rotes Tuch erinnert ihn an asiatische Kampfsportler. Humorvoll scheinen die Geschäftsgespräche hier zu verlaufen, denn auf dem Weg zurück zu seiner Runde dreht er sich wieder zu mir und imitiert eine weitere Kampfpose. Seine gesamte Tischgesellschaft amüsiert sich und zwinkert mir dabei zu.

Am Sonntag, den 25.November ist die Abfahrt der ARC, der Transatlantik-Rallye nach Barbados, die jedes Jahr hier in Las Palmas Ende November startet. Wir sind natürlich zu diesem Termin im Hafen und schauen uns das Spektakel mit viel Aufregung und Musikkapellen an. Heute fahren fast nur die Boote mit Rallyambitionen los. Die meisten privaten Crews warten mit dem Auslaufen noch bis Dienstag, denn dann soll das gerade erwartete Tief durchgezogen sein und der Start in die Wellen des Atlantiks wird angenehmer.

Blick über Stege mit Booten Eine Bananenstaude am Heck des aufgehangen
Kurz vor dem Startschuss zur ARC im Hafen von Las Palmas

Video: Impressionen ARC – Atlantic Rallye for Cruisers