– Zweiter Tag –
Die schwärzeste Seite der Insel findet ihr im Zentralsüden, wie ich die Region mal nennen möchte. Es ist das Gebiet um La Geria, dessen Name europäischen Weinkennern bestimmt schon mal begegnet ist. . Der süße Malvasia-Wein gehört zu den Spezialitäten der Insel. Sind die Landflächen kultiviert, dann werden sie von Lapilli, der grobkörnigem schwarzen Vulkanasche bedeckt. Meist gedeihen die Stengel der Weinreben in etwa zwei Meter im Durchmesser breiten Kuhlen. Nach Nordosten sind sie jeweils mit halbrunden Trockenmäuerchen gegen den unablässigen Passatwind vor Austrocknung geschützt.Doch oft fährt man hier im Süden über ordentlich asphaltierte Straßen und sollte dann weder rechts noch links von der Fahrbahn abkommen. Denn dort liegt die Urzeit der Erde ausgebreitet in faustgroßen, oft auch dreißig Zentimeter bis ein Meter großen Brocken in weiten Ebenen vor uns. Bis heute hat niemand diese vulkanischen Hinterlassenschaften urbar machen können. Das Laufen durch diese Lavawüste könnt ihr vergessen: zu grob sind die Steine und die Ritzen dazwischen. Ihr würdet eure gesunden Fussgelenke riskieren. Schwer wie Eisen sind selbst die kleinen Brocken, nehmt ruhig mal einen in die Hand.
Während der Fahrt entlang dieser von uns zuvor nie gesehenen Kulisse verloren wir uns und beschlossen, einfach nur auf den Straßen ziellos umherzufahren und die außergewöhnliche Landschaft in uns aufzusaugen.
Selbstverständlich folgen wir auch einem Kulturplan, der für heute ein kleines Heimatmuseum vorsieht, das Casa Museo del Campesino. Wir erkannten unser Kulturziel von der Straße aus, wo auf dem daneben liegenden Verkehrskreisel weiße Figur emporragt, die aus aus Wasserfässern abgewrackter Schiffe konstruiert ist. Die fünfzehn Meter hohe Skulptur ist Manriques Denkmal zu Ehren der hart arbeitenden Landarbeiter. Im Museum finden wir unter den Ausstellungsstücken Gegenstände des täglichen bäuerlichen Gebrauchs und auch hölzerne Kamelsattel.
An der Südwestküste des langgezogenen Eilandes komponierten die erstarrten Lava- und Aschemassen eine spektakuläre Farbmelodie. Halbmondförmig dehnt sich zwischen den aufragenden Wänden und dem steinigen Strand eine sattgrün leuchtende Lagune. Die sich von der Umgebung absetzende Farbe des Wassers des Lago Verde wird von einer Algenart (Ruppia Maritima) verursacht. Das Ganze liegt in einem halb eingefallenen Vulkankrater nahe dem Fischerdorf El Golfo.
Los Hervideros, das “Gebrodel”, heißen die südwärts gelegenen bizarren Felsformationen, die man von El Golfo aus leicht über die Straße erreicht. Ihr könnt euren Wagen auf dem Parkplätz abstellen und selbst erkunden, wie die Stelle zu ihrem Namen kam.
Die Küste bei Los Hervideros |