11. Dezember 2012

Gran Canaria: Museum, Baden, Agüimes

– Zwölfter bis vierzehnter Tag –
In Agüimes
Riesigen Schrittes geht es weiter. Am zwölften Tag besuchte ich das Museum Mundo Aborigen an der GC60 (). Es liegt an der selben Straße, die wir gestern schon befuhren. Jedoch waren die Licht- und Sonnenverhältnisse nicht optimal. Genau aus diesem Grunde planen wir normalerweise ein paar Tage mehr für die Dreharbeiten ein und dieses Vorgehen hat sich bewährt. Sage einer was er will – nur bei guten Lichtverhältnissen lassen sich landschafts-fotografisch mitreißende Ergebnisse erzielen.

Guanchenspäher - Nachbildung
Der Eintritt in das Museum ist mit zehn Euro nicht ganz billig. Dafür erwarten den Besucher dann gut gestaltete Ausstellungsexponate. Im Freien am Hang stehen auf einer großen Ausstellungsfläche viele nachgestaltete Guanchenhütten, die von hervorragend modellierten Guanchen-Puppen bevölkert werden. Ich bekam eine Vorstellung von den Ureinwohnern der Kanaren, von ihren Riten, ihrer Arbeit, ihrem Familienleben. Leider führten sie keinen Sonnentanz auf, wie man das von den nordamerikanischen Dakotas kennt. Das hätte vielleicht geholfen, denn die Sonne verabschiedete sich gegen die Mittagsstunde wiederum völlig. Den Rest des Nachmittages verbrachten wir in Meloneras: Kaffee, Spazieren, Eis essen.

 

Am Abend sehen wir uns Lucha Canaria an, den eigenwilligen Ringkampf, der mit Hingabe auf allen kanarischen Inseln ausgetragen wird. Die Dame von der Touristenberatung des Hotels suchte für uns schon die halbe Woche nach einem Kampf, den wir uns ansehen können. Das war gar nicht so einfach, obwohl es auf Gran Canaria mehr als zwanzig Orte für diese Kampfsportart gibt, fand ausgerechnet zu ‚unserer‘ Zeit keiner statt. Ihr Mann ist zum Glück auch ein Lucha-Kämpfer und der wußte dann von dem Kampf exakt einen Abend vor unserer Heimreise.

Leicht zu finden war die Sporthalle dann wieder nicht. Um 20:00 Uhr sollte das Spektakel beginnen, doch El Doctoral ist eine Stadt und wir kannten lediglich den Clubnamen des Kampfsportvereins. Keine Adresse. Supermarktangestellte oder Pförtner konnten weder englisch noch deutsch, ich kann nicht spanisch, doch nach dem offenbar “Sesam-öffne-dich-Wort” Lucha Canaria zogen mich die Befragten begeistert auf die Straße und erklärten wild gestikulierend irgendwas. Meist verstand ich nur zwei Ecken weit und dann fragte ich erneut. Doch auf “Lucha Canaria” hin gaben sich alle die größte Mühe, dass wir den Weg auch tatsächlich finden. Ihren geliebten Sport, den möchten sie nur zu gerne auch den Besuchern ihrer Insel vorstellen – denn dieser Sport ist typisch kanarisch!

Zwei Kämpfer auf Sandboden
Für diesen Kampf werden eigens Hallen gebaut, der Kampfplatz rund wie Zirkusarenen mit Sand belegt. Die Mannschaft der Herausforderer kam aus einem Nachbarort. Selten wird man bei einem Kampfsportwettkampf mehr Fairness und Freundschaftlichkeit erleben können, als wir es an diesem Abend bezeugen können. Nach verlorenem oder gewonnenem Kampf hilft der Gewinner dem Verlierer beim Aufstehen, und er begleitet ihn auch zurück an seinen Platz. Oft drücken sie sich noch herzlich. Und den Sand geküßt und bekreuzigt hatten sich die Mannschaftsmitglieder sowieso schon zu Wettkampfbeginn. Dann konnte ja nichts mehr schiefgehen – oder doch?

 

Kampfsportler wissen: das Körpergewicht der Sportler spielt eine entscheidende Rolle. Nun kann man sich vorstellen, dass es bei zwei Mannschaften nicht immer genug gewichtsgleiche Gegenspieler geben wird. Und so kam es, dass ein etwa 70kg schwerer Kämpfer, der andere locker 80 Kilogramm, gegeneinander antraten. Der leichtere der beiden bekreuzigte sich vor jeder der drei Runden, bevor er unerschrocken auf seinen schwereren Counterpart zuging. Tja, und schnell war es geschehen, der 80-Kilo-Mann bedurfte der Hilfe von Mutter Maria offenbar kein bißchen, um den Kleinen in den Sand zu schicken.

Farbige Häuser

Nicht weit vom Flughafen liegt der Ort Agüimes mit seinen pastellfarbenen Häusern, an deren Fassaden die Verputzer tischtennisschlägergroße Flächen frei ließen, durch die der Naturstein “nach außen blickt”. In der in leuchtenden Farben schillernden Tapas-Bar El Populacho, an der Ecke an der Plaza de Rosario, trinken wir einen letzen kanarischen Kaffee, bevor der Flieger mit uns Richtung Frankfurt abhebt.