– Siebenter Tag –


Zuvor wollen wir den Garten der Blumen, Huerto de las Flores, in Agaete () besuchen, doch der öffnet erst am Nachmittag, wie wir feststellen. Eine Nebentür in der Mauer ist nur leicht angelehnt und so treten wir ein. Es soll ja ein Blühen und Gedeihen sein hier im Garten, die exotischsten Früchte wachsen hier, wie zum Beispiel ein südamerikanischer Eierbaum mit seinen avocadoähnlichen Früchten.
Irgendwo hören wir den Gärtner herumwerkeln und verlassen das Gelände wieder, bevor wir noch unseren Rundgang beginnen. Uns ist nicht ganz wohl, sind wir doch “Schwarzbesucher”.
Im Agaete-Tal El Valle wächst Europas einziger Kaffee. Auf der Straße fahren wir bequem hinein und unsere Augen erblicken sattgrüne steile Hänge, Palmen, Kakteen ohne Zahl und rot- oder orange leuchtende Bougainvillas. “So muß es in der Südsee aussehen.” hält Claudia fest und meint damit meinen noch offenen Traum von dieser fernen Region. Ich glaube ihr das sofort. Wollte man einen Jack London oder ein Südsee Abenteuer von R.L.Stevenson verfilmen, dann würde bestimmt niemand bemerken, wenn man die Aussenaufnahmen an dieser Stelle drehte. Ich packe mein Stativ aus und drehe was das Zeug hält.
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Die fruchtbaren Böden bringen mannigfaltige Früchte hervor. Hier eine Avocado und Zitrone. |
Bis Los Berrazales fahren wir noch, blicken von dort oben in das ”Südsee-Tal” und verspeisen unsere Frühstücksbrote, die wir uns heute Morgen beim Frühstück aus dem Hotel stibitzt hatten. Es ist immerhin schon wieder halb zwölf, die Zeit ist wirklich relativ (schnell), wie Einstein schon wußte.
Auf dem Rückweg laufen wir noch einige schmale Pfade vorbei an Gärten mit allerlei Früchten. Im Dorf San Pedro spazieren wir entlang der schmalen, steilen Wege und Treppen. ”Gassen“ kann man die am Berg verwinkelten schmalen Pfade schon nicht mehr nennen. Ein kurzer Regenschauer erwischt uns, der nach bereits fünf Minuten weiterzieht. In einer Telefonzelle fanden wir solange Unterschlupf.
Wir erreichen die Bucht Punta de Tunas etwas nördlich vom Hafen Puerto de las Nieves und finden ein Meeresschwimmbad, über dem hochoben ein paar Ferienhäuser und das große Hotel Roca Negra thront. Die Bucht ist ein Hingucker, das Meer klatscht spritzend und sprühend Beifall, während man gefahrlos in dem halb künstlich, halb natürlichen Becken durch das Salzwasser schwimmen kann. Zum Hotel kommt man übrigens leicht über einen betonierten Weg mit Treppen. Ein Käffchen mit Blick von oben ist ja auch nicht zu verachten. Wir machen das zumindest immer so .
Auf sehr gut befestigtem Fußweg Paseo de las Poetas (deshalb das Denkmal mit den Dichtern, siehe Foto) gelangen wir endlich nach Puerto de las Nieves, wo auch heute noch mit dem “Finger Gottes” (Dedo de Dios) geworben wird. Der erhobene Zeigefinger aus Fels wies einst in der Bucht vor dem Hafen mahnend in den Himmel, doch bei dem Tropensturm Delta im Jahre 2005 brach das seltsam schmale Gebilde ab und ist faktisch nicht mehr sichtbar. Man könnte meinen, dieser Vorfall entziehe dem Ort mit seinen Geschäften und Tavernen die Geschäftsgrundlage, doch nein: ungeachtet dessen nennt sich das Restaurant am Ende der Bucht weiterhin Restaurante Dedo de Dios. Und ich sage dem Leser dieser Zeilen: verweile ruhig einige Zeit in dem Ort, am besten am Abend, und du wirst wie wir bemerken, dass Puerto de las Nieves den nun abgebrochenen Finger zur Hebung der touristischen Attraktivität gar nicht bedarf. Doch siehe selbst, klicke auf das Foto unterhalb dieses Textes und schaue weitere stimmungsvolle Bilder an.