07. Juli 2013

La Gomera: Wandern im Valle Gran Rey

– Siebenter Tag –
Touristenmagnet Nummer 1 ist das Valle Gran Rey ) mit seinen tropisch bewachsenen terrassierten Hängen, wo man beim Betrachten von Weitem meint, auf Bali zu sein. César Manrique, der kanarische Vorzeigekünstler aus Lanzarote, hat am Eingang zum Tal, gleich neben der gut ausgebauten Straße, einen der Aussicht gebührenden Mirador geschaffen. Vom Aussichtspunkt blicken wir auf die gegenüberliegende Felswand und die Terrassenfelder bis hinunter an die Küste.

Die Häuser im Tal verteilen sich auf mehrere kleine Dörfer, von denen das bekannteste El Guro heißt. Wie in den anderen Weilern auch werden dort von privaten Besitzern Zimmer angeboten. El Guro bezeichnet sich selbst als Künstlerkolonnie, wo sich viele (deutsche) Aussteiger niederließen und meist mit Kunstgewerblichem ihr Auskommen fanden. Als wir im Frühjahr 2013 das Dorf besuchen ist davon leider nicht viel geblieben. Das große Feuer im August 2012 (siehe Zweiter Tag: La Garajonay) gelangte auch bis ins Valle und so finden wir einige Hausstände angekohlt vor, von den einstigen Bewohnern keine Spur. Für manche hat die Brandkatastrophe ihre ohnehin nicht üppige Existenz zerstört.

Doch nicht alle Einwohner sind verschwunden. In einer kleinen Seitengasse (hier gibt es eh nur kleine Gassen, allesamt ausschließlich zu Fuß erreichbar) finden wir das Atelier von Gesche, die unter anderem aus Zeitungspapier (!) die tollsten Gegenstände herstellt, zum Teil gar ihre Wohnungseinrichtung. Claudia findet in der Schmuckkollektion eine farbige Kette, die schon wegen ihrer Vielfarbigkeit auf vieles passt und auf die sie immer wieder angesprochen wird. Keine Chance für Diamanten !

 

Der Grund für unsere Durchquerung des am steilen Hang klammernden Ortes El Guro ist die bevorstehende Wanderung durch den Barranco de Arure bis zum Salto de Agua. Schon im Dorf steht ein Schild “Wasserfall”. Die Pappmaché-Künstlerin weist uns darauf hin, dass es jedoch kein Spaziergang wäre und wir uns das mit unserer teuren Kameraausrüstung noch einmal überlegen sollten. Wir sollten bitte auch kein Niagara erwarten!

Wir gehen trotzdem, der Weg ist markiert – anfangs mit weißen, später mit gelb-blau-gelben Kästchen gemalt an die Felsen. Irgendwann hören diese Markierungen auf, doch dann braucht man sowieso nur noch dem Bachbett folgen. Die Überwindung eines kleinen Wasserfalls mittels Seil steht einem unterwegs auch bevor. Doch keine Angst, das Seil wurde bereits an einem Baum befestigt und der Wasserfall ist auch nur etwa zwei Meter hoch. Dabei wird man nicht nass (außer es regnet gerade ) und Trittstellen für die Füße sind vorhanden. Immerhin werden wir auf dieser Wanderung nicht oft der heißen Sonne ausgesetzt. Uns erwartet am Ende ein erfrischendes kleine Becken mit dem Wasserfall und die Exkursion dauert nicht mehr als zwei Stunden – pro Richtung. Doch sie setzt eine gewisse Trittsicherheit wegen dem teils wackeligen Felsgestein voraus. Der Rückweg ist der gleiche, womit ein halber Tag vorüber ist und die andere Hälfte gemütlich in einem Restaurant und am Strand verbracht werden kann.

 

Wenn wir gerade von Strand sprechen, Bademöglichkeiten im Valle gibt es mehrere ()

  • Playa de Valle Gran Rey, der längste Strand des Tals, im Hintergrund Terrassencafés
  • Playa de Vueltas, durch die Hafenmauer gut geschützter, seichter Strand
  • Playa del Ingles, am Fuße des Steilfelsens rechts vom Tal und vom Ortsteil La Playa, Nacktbadestrand
  • Playa Charco del Conde, am La Puntilla und an der Bronzestatue des Guanchenführers Hautacuperche. Flach, lagunenartig – beliebt bei Familien mit Kindern
  • Die Playa de Argaga ist steinig, man geht am Hafen nah an der Felswand vorbei.
Abgesehen vom Hafenstrand Playa de Vueltas blickt man von allen anderen Stränden hinüber zur kleinsten Kanareninsel El Hierro.

Um ein paar stimmige Filmaufnahmen der Kanaren vom Seeweg zwischen den Inseln zu erhalten, segelte ich mit meinem Sohn und dem französischen Skipper Patrick entlang der Küsten La Gomeras. Dabei ankerten wir mehrmals vor dem Hafen des Valle, wo wir eine recht gut geschützte Ankerbucht vorfanden. Beim Ankern trafen wir Bertrand, der mit Unterbrechungen zwölf Jahre an seinem Segelschiff Grand PHA (PHA [frz.]=Paix–Harmonie–Amour) arbeitete und ab dem Frühjahr 2013 mit seiner Frau Marie-Hélène auf den Weltmeeren unterwegs ist. Ich sage euch, das farbig wie ein Kinderspielplatz gestaltete Schiff der beiden sympatischen Segler läßt einen schon mal darüber nachdenken, ob man nicht sein gewohntes Leben hinter sich lassen sollte und ebenfalls auf großer Tour die Welt entdecken möchte. Seufz.

Bertrand schreibt auf seiner Webseite:
Il y a des rêves qui restent toute la vie au fond de notre coeur sans jamais être réalisés. Frei übersetzt: Es gibt die Träume, die das ganze Leben lang am Boden unserer Herzen lagen und niemals in die Tat umgesetzt wurden.

Nun, jetzt haben die beiden die Umsetzung dennoch geschafft und leben ihren Traum .

 
Bertrand, Skipper und Erbauer der “Grand PHA” Patrick, Skipper der “Quetzal”

 

Die Bucht, in der wir ankerten, wird übrigens Argaga genannt. Vom Hafen aus erreicht man sie zu Fuß, wenn man am Hafen einfach links die Piste weiterläuft.

Für Garten- und Pflanzenliebhaber interessant ist sicher der tropische Fruchtgarten Argaga, zu dem man gelangt, wenn man aus Richtung Hafen kommend direkt vor der Mauer der Finca Argayall den Weg nach links oben abbiegt. Das Gartenprojekt wurde Mitte der Achtziger von Rosita und Gerd Schrader gestartet und soll die mannigfaltigste Artenvielfalt in einem Garten Europas enthalten (wenn man die Kanaren zu Europa zählen will …).

Doch die seltsamste Begegnung war ein völlig nackender, indisch aussehender junger Mann mit einem Stoffbündel auf dem Rücken, der unseren Weg kreuzte, als wir unsere Fußsohlen im Schatten eines Strauches kühlten. Denn wir schwammen ans Ufer herüber und ohne Schuhe brutzelt es bei dieser Sonneneinstrahlung nicht schlecht an den Sohlen. Dieser junge Mann hatte ebenfalls keine Schuhe an den Füßen, doch er setzte einen Fuß vor dem anderen – in Zeitlupe! Während es unter unseren Füßen fast schon zischte wie auf des Teufels Bratpfanne! Wir warteten seine Zeitlupenankunft, vermutlich auf der Finca Argayall, nicht ab, sondern hoppelten über den heißen Steinstrand schleunigst zurück ins Wasser. Auf der benannten Finca konnten wir am Abend vom Schiff aus Feuerschein entdecken und musikalische Töne vernehmen. Patrick meinte, dort wird wohl Yoga und/oder esoterische Handlungen vollführt.

Wie auch immer, ginge man an dieser Finca vorbei und den Strand entlang über einen schmalen Steig aus Geröll, dann gelangte man zur Schweinebucht, die eigentlich Playa de las Arenas heißt. In den Felshöhlen dieser Bucht lebten in den siebziger und achtziger Jahren Aussteiger in Hippie-Kommunen, meist Deutsche. Heute leben dort wohl nur noch vorübergehend alternative Urlauber. Wie auch immer, sehr fremdartig das alles

 

Interessante Links

  • La Palma Sailing: Kojencharter bzw. Segelyacht-mit-Skipper-Charter; mit Patrick und seinem Schiff Quetzal waren wir unterwegs auf den Kanaren. Empfehlenswert: das Schiff ist groß, sehr stabil und sicher, Patrick hat jede Menge Erfahrung als Segler, er ist u.a. Segellehrer. Er ist zudem ein sehr charmanter Unterhalter, Franzose eben. Er spricht fließend deutsch, spanisch englisch und natürlich seine Muttersprache.
  • Katamaran Grand PHA: Über den Segelkatamaran Grand PHA (Paix – Harmonie – Amour), Marie-Hélène und Bertrand und deren Tour um die Welt (französch).
  • Finca Argayall: Etwas für alternative Urlauber, Esoteriker, Yoga-Freunde, …