– Fünfter Tag –
Als wir am Morgen den Frühstücksraum verlassen, erwartet uns ein wundervoll blauer Himmel. Heute ist der richtige Tag für die bergige Inselmitte!Die Straße C-814 entlang, durch Firgas, Valleseco und Lanzarote (!) gelangen wir zum Aussichtspunkt am Krater des Montañón Negro .
Einen Umweg von etwa acht Kilometern nehmen wir in Kauf, um das Bergdorf Artenara () zu besuchen. Die Aussichten von dort sind wunderbar, wenn auch nicht spektakulärer als von anderen Standpunkten, die man auf den Straßen durch die Gran-Canarische Bergwelt streift. Eine kleine Felsenkirche mag den Wandersmann interessieren, jedoch ist sie geschlossen. Den Altar dieser Iglesia de la Cuevita besichtigen wir durch die Eisenstäbe der Tür, immerhin.
Ein kurzer Spaziergang zur Erlöserstatue, die gut sichtbar am entgegengesetzten Ortsrand thront, bringt weitere schöne Blicke auf die etwas kärgere Bergwelt südlich des Ortes. An den Hängen fällt deutlich der Unterschied im Bewuchs auf, verglichen mit dem Blick Richtung Nord/Nordost. Durch einen kleinen Tunnel etwas unterhalb des Riesenchristus gelangen wir auf die Terrasse des Restaurante Mirador la Cilla, wo sich die Bergkämme südlich Artenaras ausbreiten.
Im Ort gibt es mindestens eine in den Fels gebaute Gaststätte, ähnlich den bekannten Felsenwohnungen Gran Canarias gleich links am Ortseingang (wenn man aus Richtung Nordost kommt). Doch haben wir heute noch einiges vor und versagen uns den Besuch an diesem Vormittag (es ist erst 11:30 Uhr).
Das Inselinnere erhält wegen der Wolken, die sich an den waldreichen Bergen verfangen, ausreichend Wasser, so dass die Vegetation der in Mitteleuropa um nichts nachsteht. | ||
Blick vom Bergdorf Artenara nach Süden | Die östlichen Häuser vom Bergdorf Artenara | |
Verschiedene Reiseführer preisen das Cruz de Tejeda () zusammen mit dem Hotel Parador als sehenswert an. Nun, an einer Reihe Verkaufständen am Straßenrand bieten Händler neben touristischen Artikeln auch Produkte der Insel wie den Inselwein in seinen unterschiedlichen Geschmacksrichtungen an. Die Außenterrasse des Hotel Parador zeigt sich verwaist. Wenn es auch nicht regnet, so ist es hier heute doch sehr kühl und windig. So bleibt unser Besuch nur ein kurzer Fotostopp, denn es treibt uns weiter Richtung höchsten Punkt der Insel, den Pico de Las Nieves, den Schneegipfel (). Mit 1.940 Metern Höhe zeigt er sich im Gegensatz zum Teide auf der Nachbarinsel Teneriffa nur wenige Tage im Jahr von Schnee bedeckt.
Ausblick vom Cruz de Tejeda auf den Roque Bentayga |
Eine halbe Stunde verfahren wir uns jetzt erst mal, wir wollten in Richtung Roque Nublo, bemerken nach zu vielen Serpentinen bergab den Fehler. Mit der Inselkarte in der Hand laufe ich zu einem vor seinem Haus sitzenden Canario (der kleine Ort hier heißt übrigens “San Francisco”), der mich bittet, mich erst mal neben ihn zu setzen. Man hat schließlich Zeit, im Stehen muss man sich also schon gar nicht unterhalten! Auf meine Frage nach dem Weg schiebt seine faltige doch kräftige Hand meine vor ihm ausgebreitete Landkarte zur Seite und erklärt in einer mir unverständlichen Sprache den Weg (ich spreche auch kein spanisch). Aus seinen Handzeichen lese ich soviel ab: wir müssen wieder zurück. Tatsächlich hatte ich kurz hinter dem Cruz eine Abfahrt verpaßt, wie sich beim Zurückfahren erwies.
In Tejeda |
Nach vielen Kilometern und beinahe genauso vielen Fotos auf dem Chip der Kamera gelangen wir im Ort Tejeda an (man muss die Straße vom Roque wieder bis zum Cruz zurückfahren und von dort nach Tejeda). Hier gibt es Museen: das Museo Abraham Cardenes zeigt Skulpturen des Tejedaers Bildhauers und es gibt auch das Museo de las Tradiciones. Wir entscheiden uns heute für etwas Gesundes: das Museo de Plantas Medicinales mit Kräutergarten am Südrand des Ortes. Gratis Kräutertee nach Wahl ist inklusive. Einen guten Salat gab’s danach beim Wirt eines der Restaurants, wo man von den Tischen an der breiten Straße einen Klasse Panoramablick hat.
Ein letzter Abstecher etwas südöstlich von Tejeda bringt uns zum Fuße des Bentayga, wo unser PKW gut am Straßenrand parkt und man eine Wanderung auf Fels und Geröll bis an die steil aufragende Wand des Berges unternehmen kann. Wir tun das nicht, denn wir wollen vor Einbruch der Dunkelheit aus den Bergen verschwinden. Es ist beinah 18:00 Uhr, die Sonne verabschiedet sich gerade hinter Bergen und Wolken.