– Dritter Tag –
Pläne sind manchmal dazu da, über den Haufen geworfen zu werden. Unser Plan für heute war das bergige Inselzentrum, der mit fast 2.000 Metern höchste Gipfel Vulkan Pico de las Nieves und der Roque Nublo, der “Wolkenfels” und auch der heilige Berg Bentayga. Unternehmungslustig verließen wir gegen 9:00 Uhr die Hazienda und fuhren über Firgas in Richtung Inselmitte. Hinter Firgas werden die Straßen gewundener und am Hinweisschild für einen Aussichtspunkt (“Mirador”) folgen wir diesem in Erwartung einer fantastischen Aussicht. Tatsächlich bietet sich vom großen Parkplatz mit den Restaurants wirklich ein weiter Blick bis nach Las Palmas und das Meer. Wäre heute der Himmel nur nicht so gleichmäßig bedeckt . Wir entscheiden uns kurzerhand für ein ganz anderes Tagesziel, fahren zurück und noch etwas weiter vorbei an Las Palmas bis zum Krater des Bandama ().Diese noch recht junge Caldera (Einbruch des Schlots vor etwa 5.000 Jahren) liegt ungefähr zehn Kilometer südlich von Las Palmas. Im Dorf Bandama kann man sich erst einmal rechts halten und dem Schild mit dem Aussichtspunkt nachfahren. Es geht noch ein wenig bergan und von der Spitze des Pico de Bandama blickt man weit über die Insel. Vor allem aber auch schon mal in den grünbewachsenen Krater, in den wir hinabsteigen werden (nur 170 Meter tief).
Vor dem Abstieg schlüpfen wir noch in unsere Wanderschuhe und ein Pärchen mit einem ganz kleinen Kind, dass der Vater in einem Gestell auf dem Rücken trägt, startet zeitgleich mit uns. Ihr könnt euch also schon denken, dass der Abstieg kein Bergsteigerabenteuer bereithält, sondern von jedem gesunden Sterblichen geleistet werden kann. Wenn ich auch schon vorweg nehme, dass der Aufstieg wegen dem steilen Pfad anstrengend wird.
Optionen für Wanderer: hinunter in den Schlund oder den Kraterrand entlang? |
Einige der Hinabsteigenden überholen uns, während ich hinter meinem Stativ filmbereit auf die Beleuchtung (=Sonne) warte. Nach etwa einer Stunde haben wir ungefähr die Hälfte des Abstieges geschafft, als uns das Paar mit dem Kleinkind mit großen Schritten bereits wieder entgegenkommt. Ein Baby schleppt sich also leichter als meine Filmausrüstung …
Die Pflanzenvielfalt auf dem vulkanischen Boden des Bandama ist enorm und ihre Farben beeindrucken |
Unten angekommen finden wir einen beeindruckenden Eukalyptusbaum und Ruinen eines Gehöftes vor. Ein Bauer soll hier leben oder zumindest sich um ein paar Ziegen kümmern, die wir auch finden. Den Bauern sehen wir nicht und auch keine Bodega, die wir uns jetzt verdient hätten, wie wir finden. Gut dass wir damit gerechnet haben und unsere Verpflegung im Rucksack mitgeschleppt haben.
Den Boden der Caldera bedecken Feigenkakteen und auch die Zwartkop mit ihren großen pyramidenförmigen gelben Blüten. Man kann den ebenen Vulkanboden noch einmal in etwa 30 Minuten umrunden, worauf wir allerdings verzichten. Nach einer Zeit unter dem großen Eukalyptusbaum starten wir wieder aufwärts. Weil wir die meisten Bilder schon “im Kasten” haben brauchen wir für den Aufweg nicht mehr so lang, auch wenn der Pfad steil und nicht immer gut befestigt ist. Die Sonne gewinnt langsam die Oberhand über die Wolken, was mir gerade jetzt beim Aufstieg den Schweiß ins Gesicht treibt. Alles in allem benötigten wir etwa vier Stunden. Damit dürften wir am oberen Ende der Zeitskala liegen, denn die meisten PKW’s, die bei unserem Aufbruch noch am Parkplatz standen, wurden inzwischen durch andere ersetzt.
Die Bilder zeigen, wie interessant diese Wanderung für Naturliebhaber ist. Im Boden der Caldera wurde für die Wandersleute eine Erfrischungsmöglichkeit angelegt. |
Es ist gerade mal 15:00 Uhr und wir wollen jetzt noch Die vier Tore (Cuatro Puertas) besuchen, eine Kultstätte der kanarischen Ureinwohner ().
Ein paar Kilometer sind es aber schon noch und irgendwie verfranse ich mich in der Stadt Telde, brauche viele Anläufe, bevor ich den richtigen Kreisel in Richtung Ingenio finde, auf dessen Weg das anvisierte Kulturerbe liegt. Schließlich finden wir die Stätte auf dem Berg über 300 Meter hohem Montana Bermeja noch.
Claudia versteckt ihre Enttäuschung beim Anblick der vier Höhleneingänge nicht. Die Höhle erweist sich zugegebenermaßen nicht gerade als riesig. Für diese “vier Löcher” im Berg saß sie also so lange als duldsame Beifahrerin im Auto und nahm meine eher schlechte Navigationsleistung in Kauf! Mir tut das keinen Abbruch, oberhalb der Höhle befindet sich noch ein Zeremonie- und Kultplatz der Guanchen mit wunderbaren Ausblick auf die umliegende Landschaft. Diesen rituellen Opferplatz (keine Menschenopfer, eher Ziegen!) begutachte ich noch bis 17:00 Uhr eingehend. Der Ausblick von hier oben auf die darunterliegende Ebene lohnt übrigens auch den Weg.
Auf dem Rückweg zum Hotel nahe bei Arucas freut sich Claudia mit mir noch auf den gemütlichen Abend am Kamin im Salon “unserer” Hazienda.