06. Juli 2013

La Gomera: Pfeiffendes Agulo und Honig aus Vallehermoso

– Sechster Tag –
Den dritten und vierten Tag ver­bringe ich auf der Nachbar­insel El Hierro. Claudia bewacht während­dessen unser Hotel­zimmer, auch den Pool und sie besucht die nähere Umgebung um das Hotel: Golf­platz, Parque Las Eras, Strand von Playa Santiago. Unseren Miet-PKW habe ich auf die Nachbar­insel mitgenommen.

Einige der wunderschönen Foto-Impressionen von Claudias Aufenthalt in Playa de Santiago, Hotel, Golfplatz … findet ihr hier. Klickt auf eines der Bilder. Mit den Cursor­tasten rechts/links könnt ihr euch dann durch die Diashow hangeln.

     

Für die gomerische Pfeiffsprache El Silbo möchte ich euch auf andere Webangebote verweisen: denn darüber wurde im Web schon mehr als genug berichtet. Für daran Interessierte ist vielleicht noch folgende Info wichtig: zentraler Ort für El Silbo ist im Wesentlichen Agulo im Norden der Insel (). Geht am besten zur Mittagszeit in das Restaurant La Zula an der Hauptstraße Carretera General. Lasst euch nicht von den ggf. dort parkenden Reisebussen abschrecken. Denn zum einen ist das (Einheits-)Essen im Lokal wirklich sehr schmackhaft und mit frischen Zutaten zubereitet, wenn auch das „Abfütterung-aller-Touribusse“-Ambiente etwas anderes erwarten läßt. Zum anderen wird euch im Lokal die Pfeiffsprache El Silbo vorgeführt.

Über Agulo heißt es, es sei das schönste Dorf der Insel. Das empfanden wir allerdings nicht so, wenngleich die Architektur der Kirche San Marcos zumindest bemerkenswert erschien. Von der Straße TF-711, wenn man von Agulo Richtung Vallehermoso fährt, am Aussichtspunkt unmittelbar vor dem Tunnel, bietet der Ort mit dem Meer und Teneriffa im Hintergrund dann aber tatsächlich ein prächtiges Panorama.

 
Agulo Nordküste zwischen Agulo und Vallehermoso

Fünfzehn Kilometer westlich von Agulo gelangen wir in das „schöne Tal“, wie die Über­setzung des langgezogenen Ortes Vallehermoso sagt . Wenig touristisch ist das Dorf. Die Menschen leben hier von Land­wirt­schaft. Der Ort ist besonders für den Palm­honig bekannt (schönes Mitbringsel!), dessen Produktions­zentrum in Vallehermoso liegt.

Nicht Bienen erzeugen diesen Honig, sondern er wird von den Guaraperos, den Palm­honig­bauern, aus der Krone der kanarischen Dattel­palme abgezapft. Täglich steigt der “Palmhonig-Imker” auf die mehr als zehn Meter hohen Kronen seiner Palmen und entfernt behutsam die jungen Palm­wedel aus der Mitte bis das Palmherz sichtbar wird. Drei Monate lang wird am Abend vor Sonnen­untergang inmitten dieser gestutzten Palmkrone eine dünne Schicht Palmholz abge­schnitten. Aus dieser offenen Stelle läuft nachts der licht­empfindliche Guarapo (Palmsaft) in einen Eimer.

Im Morgengrauen werden die Eimer eingeholt und der Saft gefiltert, dann mehrere Stunden eingedamft bis aus acht Litern Saft ein Liter Palmhonig wird.

Dieser Vorgang kann etwa drei Monate lang fortgeführt werden. Danach benötigt die Pflanze bis zu fünf Jahre lang Zeit zur Regeneration.

Palmhonig – Miel de palma. Der gold-braune süße Palmhonig mit seiner würzigen Note hat viele Mineralien und ist deswegen äußerst gesund. Er wird zur Verfeinerung von Obstsalaten und Desserts verwendet, auch für Gemüse und besonders auf Ziegenkäse schmeckt er sehr lecker.

Auf den Kanaren ist er traditionelles Heilmittel bei Erkältungen und Halsschmerzen.

Übrigens: etwa 165.000 Dattelpalmen finden sich auf La Gomera. Damit wachsen hier mehr Palmen, als auf der Insel, die den Namen dieser Bäume im Namen führt – La Palma. Es sind sogar mehr Palmen, als auf allen anderen Kanarischen Inseln zusammengenommen!

Blick auf das Palmhonigdorf Vallehermoso
 
Die Palmhonigbauern klettern jeden Tag auf die mehr als zehn Meter hohen Palmen.

Fährt man den Barranco abwärts Richtung Playa, dann erreicht man einen Parkplatz mit Schwimmbad und Umkleidekabinen. Denn der Kiesstrand und das Meer sind sehr schön, doch wegen der Strömungen und vor allem wegen den in den Wintermonaten hohen Wellen mehr für das Auge als für die Badehose.

Vom Strand aus sieht man das Castillo del Mar () eine ehemalige Bananen­ver­lade­station (1890-1950). Das Castillo del Mar verfügte sogar über Kanonen, um den Handels­platz vor Piraten zu schützen. 1950 wurde der Handel über El Castillo eingestellt und der Ort geriet in Vergessenheit.

Anfang dieses Jahr­tausends baute der Darmstädter Fotograf Thomas K. Müller das schon recht zerfallene Gemäuer zu einem kleinen romantischen Castillo am Meer “El Castillo del Mar” aus. Es diente als Restaurant und als Ort, wo kulturelle Veranstaltungen stattfanden.

Als wir Anfang 2013 die Stätte besuchen, wirken die schwarz-grauen Mauern eher wie ein verwunschenes Schloss. Die Zufahrt­straße ist von Gesteins­brocken verschüttet und am Gebäude erkennen wir Spuren von Vandalismus. Der Grund: seit mehreren Jahren ist das Castillo wegen Konzessions­rechten und auch wegen der Weigerung der Behörden, das Gebäude mit Strom zu versorgen, geschlossen. Bis dahin versorgte Thomas Müller diese Stätte per Diesel­generator mit Elekroenergie.

Letzte Information: Am 03.06.2013 entschied der Oberste Kanarische Gerichtshof, dass Thomas K. Müller das Castillo wieder eröffnen darf. Fehlende behördliche Genehmigungen sollen unverzüglich erteilt werden.

Das Castillo del Mar: es hat schon bessere Zeiten gesehen.
Am Playa de Vallehermoso

Video: La Gomeras Norden mit Pfeiffsprache und Honig
 

 

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